Das Glück einer Sommernacht
scherzen missriet kläglich. Alex Markoffs Miene hatte sich wieder verfinstert, und er reagierte überhaupt nicht.
„Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mich hier aufnehmen“, fuhr sie fort. „Die Gegend scheint ja sehr beliebt zu sein, denn Gästezimmer sind jetzt im Sommer kaum noch zu kriegen.“ Aus lauter Verzweiflung plapperte sie wieder zu viel. „Mr Lefkowitz’ Sekretärin hat es zuerst bei allen Hotels probiert.“
„Ganz bestimmt.“
Klang das skeptisch? Was, um Himmels willen, ging in dem Mann vor? Glaubte er, sie wohnte freiwillig hier bei ihm in der Wildnis? Sie holte tief Luft und strich wieder ihr Haar zurück. „Mr Markoff, ich weiß, dass dieses Arrangement nicht Ihre Idee war.“ Sie versuchte so ruhig und selbstbewusst zu klingen, wie es nur ging. „Und ich verstehe, dass die Situation für Sie nicht unbedingt ideal ist …“
„Sie ist unnötig.“
„Aber nun bin ich wohl den Sommer über hier. Ich werde mich bemühen, Sie so wenig wie möglich zu stören. Versprochen.“
„Gut.“
Seine brüske Antwort traf Kelsey mehr, als sie gedacht hätte. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, nur ihr Lächeln wurde noch etwas angespannter. „Vielleicht wäre es gut, wenn wir gleich ein paar grundlegende Dinge klären. Zum Beispiel, was die Mahlzeiten betrifft …“
„Die Küche befindet sich dort hinten. Um Ihr Essen kümmern Sie sich am besten selbst.“
Natürlich, sie hatte jetzt auch nichts anderes mehr erwartet. „Und … das Bad?“
„Ein großes Bad ist oben gegenüber den Gästezimmern. Sie finden dort Handtücher und eine Badewanne. Warmes Wasser gibt es nur in begrenzter Menge.“
„Dann sehe ich wohl zu, dass ich morgens als Erste unter die Dusche komme.“
Kein Lächeln. Alex Markoff fand ihre Bemerkung überhaupt nicht lustig, und wieder fühlte sie sich von seiner Reaktion getroffen. Da kamen zu viele unliebsame Erinnerungen in ihr hoch. Es ist nur für einen Sommer, ermahnte sie sich. Man kann jede Situation überstehen, wenn man weiß, dass es auf absehbare Zeit ist, und man genügend inneren Abstand wahrt.
„Keine Sorge“, sagte sie besänftigend. „Ich gehöre eher zu den Schnellduschern und bleibe nicht stundenlang im Bad.“ Oder irgendwo sonst, wo sie nicht erwünscht war.
Immerhin nahm er ihre Bemerkung mit einem Nicken zur Kenntnis. Aber es war offensichtlich, dass er es eilig hatte, die Situation zu beenden. Wahrscheinlich, damit er hinausstapfen und sich weiter über ihre Anwesenheit ärgern konnte.
„Mein Laptop liegt im Auto. Ich hole ihn und arbeite vielleicht einfach schon ein bisschen. Die fertigen Seiten drucke ich Ihnen aus, zum Durchlesen.“ Mit diesen Worten machte sie eine Bewegung in Richtung Tür.
Leider trat Alex Markoff genau im selben Augenblick einen Schritt auf den Tisch zu, und plötzlich standen sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ein Hauch von Holz und Gewürznelken hüllte Kelsey ein. Ein warmer, erdiger Duft, und am liebsten hätte sie die Augen geschlossen und ihn tief eingesogen. Aber unwillkürlich sah sie auf und begegnete Markoffs Blick. Das Grau in seinen Augen hatte sich noch vertieft.
Plötzlich verspürte sie eine Hitze am ganzen Körper.
„Entschuldigung, ich habe nicht gesehen, dass Sie …“ In ihrem Kopf herrschte Chaos, und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Es fiel ihr schwer, noch einen ganzen Satz herauszubringen.
Sie murmelte noch einmal eine Entschuldigung und schob sich an ihm vorbei zur Tür, ohne ihn anzublicken. „Ich hole schnell meinen Laptop.“
Erst als sie an ihrem Auto war und mehrmals tief durchgeatmet hatte, verschwand der seltsame Nebel aus ihrem Hirn.
„Reiß dich zusammen“, murmelte sie sich zu, während sie die Wagentür öffnete. „Du musst hier noch den ganzen Sommer aushalten.“ Sie würde die nächsten drei Monate nicht damit verbringen, sich von ihrem Chef aus der Fassung bringen zu lassen!
Als sie wieder ins Haus kam, hörte sie seine Stimme aus dem Büro.
„Großer Gott, es geht doch nur noch um ein paar Monate. Drei Monate! Können Sie keine neunzig Tage mehr warten?“
Wer konnte nicht warten? Alex Markoff sprach laut und ärgerlich. „Glauben Sie etwa, ich habe mir den Arm absichtlich gebrochen?“, hörte sie ihn sagen. „Haben Sie mir deswegen den Babysitter geschickt? Um sicherzugehen, dass ich mich nicht noch mal einen Hügel hinunterstürze?“
Babysitter. Die Rede war von ihr. Das hieß, er hatte Stuart Lefkowitz am
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