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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Eins
     
    An milden Sommerabenden hat Husum ein fast mediterranes Flair, dachte er, als er sich an einem der letzten freien Tische im Goldenen Anker unweit des Hafens niederließ. Die untergehende Sonne tauchte die Fassaden der alten Häuser in ein warmes Licht, und aus den Küchen der Restaurants am Binnenhafen wehte ein köstlicher Duft über den Platz. Touristen mischten sich unter die Bewohner und genossen die angenehmen Temperaturen. Im Hafen herrschte Ebbe, und die hier vor Anker gegangenen Schiffe lagen im Morast. Ein trostloser Anblick, an den er sich wohl nie gewöhnen würde. Er zupfte sich den leichten Sommeranzug zurecht und blickte fast erschrocken auf, als eine junge Kellnerin an den Tisch trat und ihn nach seinen Wünschen fragte. Er lächelte nervös und bestellte einen trockenen Weißwein.
    Immer wieder blickte er auf seine Armbanduhr. Die Minuten fühlten sich an wie Stunden. Seit seiner Ankunft in Husum waren kaum zehn Minuten vergangen. Den Wagen hatte er am Hafen geparkt, dort musste man nur bis achtzehn Uhr einen Parkschein lösen. Obwohl er früher zum verabredeten Treffen gekommen war, ertappte er sich dabei, sie an einem der benachbarten Tische zu suchen. Sie war noch nicht da. Gut so, dachte er und zwang sich zur Ruhe. Die Kellnerin brachte den Wein. Seine Hand zitterte, als er nach dem Glas griff und daran nippte. Sicherlich kein billiges Zeug, vermutete er und drehte den Stiel in den Händen.
    An der Mole hockten Jugendliche, spielten Gitarre und tranken mitgebrachten Wein. Wenigstens randalierten sie nicht und belästigten keine Passanten. Sie waren friedlich, wie alles in diesem Landstrich. Langsam kam auch er zur Ruhe. Sein Herzschlag beruhigte sich, und das Zittern ließ nach. Eine bunt gekleidete Familie mit zwei Kinderwagen zog an der Gruppe vorbei. Ein kleines Mädchen plärrte, weil es irgendetwas nicht bekommen hatte. Ein Rentnerehepaar flanierte händchenhaltend in Richtung Wasserreihe. Die kleinen, malerischen Gassen zogen im Sommer die Touristen in Scharen an.
    Niemand beachtete ihn. Er lehnte sich in dem einfachen Rattansessel zurück und betrachtete das Treiben an der Schiffsbrücke. Beinahe fühlte er sich wie im Urlaub.
    »Hallo.«
    Unbemerkt war sie auf der Bildfläche erschienen. Um ein Haar hätte er sich an seinem Wein verschluckt. Sofort spürte er wieder das beklemmende Gefühl in der Brust. Er schluckte trocken, setzte ein Lächeln auf, das seine Unsicherheit kaschieren sollte. Doch der Versuch misslang. Hastig setzte er das Glas ab und blickte zu ihr auf. Einmal mehr war er von ihrer Schönheit überwältigt. Sie trug ein leichtes Sommerkleid, und eine feine Duftwolke von edlem Parfüm umgab sie. Etwas war heute anders als sonst. Er hatte es gleich bemerkt, schon, als sie ihn am Nachmittag angerufen und um ein Treffen gebeten hatte. Sie war ungewöhnlich distanziert und kühl gewesen.
    »Nicht am Telefon«, war sie seiner Frage ausgewichen, was denn los sei. Natürlich hatte er dem Treffen zugestimmt. Nachdem Ort und Uhrzeit abgesprochen waren, hatten sie das Telefonat schneller als üblich beendet. Er hatte sich gewundert, dass sie so kurz angebunden gewesen war. Doch sie hatte ihm keine Gelegenheit gegeben, ihr unbequeme Fragen zu stellen.
    Jetzt war sie also da. Er atmete tief durch und lächelte ein wenig schief. Von seiner Verunsicherung sollte sie möglichst nichts bemerken. Doch er war ein schlechter Schauspieler und hatte Mühe, seine Gefühle zu verbergen.
    Sie sank auf den freien Stuhl und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem hübschen Gesicht. Ihr Lächeln wirkte aufgesetzt. Er vermisste das Leuchten ihrer Augen, das er so liebte. Sie strahlte nicht für ihn, so wie sie es sonst tat. Ihn beschlich ein schlechtes Gefühl. Etwas stimmte nicht – er hatte es gleich geahnt. Sofort hatte er einen Kloß in der Kehle. Verlegen räusperte er sich und ärgerte sich über seine Unsicherheit. »Was möchtest du trinken?«, fragte er, nur, um Zeit zu gewinnen. So unauffällig wie möglich beobachtete er sein Gegenüber. Sie wirkte ernst, beklemmt. Vermutlich war etwas Schlimmes geschehen. Das war ja nur eine Frage der Zeit gewesen, stellte er resigniert fest. Nervös zupfte er die Tischdecke glatt.
    »Ein Wasser.«
    »Gern.« Er winkte die Bedienung an den Tisch und orderte ein Mineralwasser. Dann wandte er sich ihr wieder zu. »Also«, sagte er gedehnt und lächelte ein wenig unsicher. Er war ein gestandener Geschäftsmann, wohlhabend und

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