Das Glück wartet in Virgin River
Und das bedaure ich jetzt, allerdings nicht etwa, weil Lilly es falsch interpretiert hat. Ich bedaure es, weil ich endlich begriffen habe, dass ein hoher Preis damit verbunden sein kann, wenn man zu freundlich zu Isabel ist.“
„Aber du hast sie geküsst .“ Dane nahm eine drohende Haltung ein, soweit ein Mann, der ein gutes Stück kleiner war als Clay und mindestens achtzehn Kilo leichter, überhaupt bedrohlich sein konnte. „Mädels mögen es nicht, wenn ihre Freunde andere Frauen küssen, schon gar nicht, wenn sie den Frauen auch noch sagen, dass sie sie lieben .“ Er zog eine Augenbraue hoch, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Clay prüfend. „Du verstehst, was ich meine?“
„Ich hatte nur versucht, die Zurückweisung etwas abzufedern. Dabei habe ich ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben und gesagt, dass ich sie immer lieben werde. Weiter bin ich gar nicht gekommen, als auch schon Hurrikan Lilly in den Stall herein und wieder heraus gewirbelt ist.“
Dane legte den Kopf zur Seite. „Auf die Stirn?“, fragte er.
Clay nickte kurz. „Ich wollte, dass sie sich, ohne ein großes Theater zu veranstalten, auf den Heimweg macht. Und ich hatte ihr bereits gesagt, dass es eine Frau in meinem Leben gibt. In dem Moment wollte ich noch versuchen, ihr zu sagen, dass ich, auch wenn ich sie immer lieben und Zuneigung zu ihr empfinden würde, nun eine andere Beziehung habe und auch sie im Leben weitergehen müsse. Aber letztendlich habe ich das Drama nicht vermeiden können. Als ich mich schließlich von ihr verabschiedet habe, ist das nicht mit Zuneigung geschehen, oder auch nur mit Freundlichkeit.“ Er schüttelte den Kopf.
„Auf die Stirn?“, wiederholte Dane.
„Ja“, bestätigte Clay. „Ich habe sie geküsst wie eine Schwester. Und gemeint war auch eine Liebe, wie man sie für seine Schwester empfindet. Aber das nehme ich wohl besser wieder zurück.Wahrscheinlich wäre ich inzwischen verrückt geworden, wenn Isabel tatsächlich meine Schwester wäre.“
Ein unsicheres Lächeln umspielte Danes Lippen. „Also ich hatte den Eindruck, als ginge es um einen leidenschaftlichen, klebrigen, nassen Dauerkuss.“
Mit gerunzelter Stirn schüttelte Clay den Kopf.
„Aber dann ist da noch diese andere Sache. Deine Ex hat Lilly erzählt, dass ihr noch lange nach eurer Scheidung eine enge Beziehung gepflegt habt …“
„Korrekt“, bestätigte Clay offen. „Wir haben nicht mehr zusammengewohnt, aber es war auch keine klare Trennung. Ich gebe zu, dass ich da kein gutes Urteilsvermögen bewiesen habe. Aber genau das war auch einer der Gründe, weshalb ich den Job bei Nathaniel angenommen habe. Diese Beziehung nach der Scheidung war für mich keine besonders befriedigende Situation. Ich brauchte Abstand von Isabel. Natürlich hatte ich vor, Lilly auch das irgendwann zu erzählen, aber ganz ehrlich, ich habe wirklich nicht gesehen, was das mit uns zu tun haben könnte. Isabel und ich waren getrennt. Und das schon, bevor Lilly in mein Leben kam. Es war längst vorbei.“
„Ich glaube, meine Freundin Lilly dreht gerade leicht durch.“ Dane legte den Kopf zur Seite und sah Clay prüfend an. „Also weißt du, wenn das jetzt gelogen ist und du nur versuchst, einen Weg zu finden, wie du zwei Frauen gleichzeitig manipulieren kannst, würden mir schreckliche Dinge einfallen, die ich dir antun …“
„Sei nicht lächerlich“, unterbrach ihn Clay. „Warum zum Teufel sollte ich zwei wollen? Wie sich gezeigt hat, bin ich schon mit einer nach der anderen völlig überfordert!“
„Lilly hat gesagt, dass Isabel schön und reich ist. Ich glaube, Lilly hat sich von ihr einschüchtern lassen … und ihr Pferdeanhänger …“
„ Lilly ist schön und reich. Isabels Leben ist in Unordnung und schwer zu ertragen. Sie kann kaum noch atmen. Und ihre Schönheit ist ein Vollzeitjob. Lillys Schönheit kommt von hier.“ Clay spreizte die Finger über der Brust.
„Ohhhh“, seufzte Dane und wäre fast in Verzückung geraten, konnte sich aber gerade noch bremsen. Er räusperte sich. „Ich nehme an, wenn ein Mädchen wie Lilly sieht, wie der Mann, den sie liebt, eine andere Frau küsst, und sei es auch noch so harmlos, dann sieht sie einfach Leidenschaft und wahre Liebe, selbst wenn das gar nicht der Fall ist.“
Clay setzte ein paar Takte aus, bevor er fragte: „Ein Mädchen wie Lilly?“
„Oh, das weißt du doch. Sie ist jung, sie ist ziemlich unschuldig, sie hat ihr Päckchen zu tragen … Mit dir ist sie
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