Das Glück wartet in Virgin River
unglaublich sexy, jedenfalls für mich. Und das ist das, was mir am meisten Angst einjagt.“
„Ist er nett?“
Sie sog die Luft ein. „Am Anfang ist jeder nett. Ja, er ist nett. Und vielleicht der beeindruckendste Mann, der mir je begegnet ist. Das ist es ja, was ich so furchteinflößend finde. Deshalb habe ich das Gefühl, ich müsste um mein Leben laufen. Er hat eine enorme Präsenz. Sein Selbstvertrauen und sein Können sind einfach … Wow!“
Dane nahm einer ihrer Hände zwischen seine. „Schätzchen, du warst ein dreizehn Jahre altes Baby im Körper einer Frau, als ein unverantwortlicher, wenn auch scharfer Typ dich verführt hat. Deine ganzen Hormone sind wie die Raketen losgegangen. Du warst viel zu jung, um klug zu sein, und bist so tief verletzt worden, dass du die nächsten vierzehn Jahre damit zugebracht hast, deine Abwehr aufzubauen, damit dich nie wieder ein gut aussehender Mann einfach so verführen kann.“ Er grinste sie an. „In dieser Welt gibt es auch attraktive, beeindruckende Männer, die gut sind. Du solltest wissen, womit du es zu tun hast, bevor du davonrennst.“
Dane war einer der wenigen Menschen, die die ganze traumatische Geschichte kannten. Das Verlangen nach diesem achtzehnjährigen Jungen aus dem benachbarten Reservat hatte Lilly so verrückt gemacht, dass sie bereit gewesen war, alles aufs Spiel zu setzen, nur um mit ihm zusammen zu sein. Abends hatte sie sich davongeschlichen, war nicht rechtzeitig wieder nach Hause gekommen oder sogar die ganze Nacht über weggeblieben. Sie hatte Geld von ihrem Großvater geklaut, ihn angelogen und … Sie hatte sich einfach scheußlich verhalten und alles getan, worum dieser Junge sie bat. Dann hatte sie zugelassen, dass er sie entjungferte, und plötzlich war sie – zu ihrer Schande – schwanger. Das Drama war niederschmetternd. Grandpa hatte den Jungen verfolgt und seine Familie aufgesucht. Einmal hatte er sogar sein Gewehr geladen. Schließlich ergriff der Junge die Flucht, verließ die Navajo Nation und ging an einen unbekannten Ort, nur damit er sich nicht auf immer und ewig an sie binden musste. Vor dem dritten Monat hatte sie das Baby verloren. Dann hatte Grandpa alles eingepackt und war mit ihr nach Kalifornien gezogen. Sie wusste noch, dass er gesagt hatte: „Für dich ist es noch nicht zu spät, dein Leben zu ändern, Lilly. Du hast noch Zeit, es anders zu machen, als deine arme Mutter, die ihr Leben vergeudet hat.“
Und bei Gott, das hatte Lilly getan!
„Du bist jetzt nicht mehr dieses kleine Mädchen, Lilly“, fuhr Dane fort. „Du bist eine erwachsene Frau, die viel gelernt hat, und du wirst ihn im Zaum halten können, wenn er kein guter Mann ist.“
„Und was ist, wenn ich ihm eine Chance gebe und er mich dann so verletzt, wie der andere es getan hat?“
„Dann wird Annie McKenzie ihn erschießen.“
Lilly musste lächeln. Annie wäre wahrscheinlich tatsächlich dazu fähig. „Er wollte mit mir ausgehen.“
„Und du hast was gesagt?“
„Dass ich einen Freund habe …“
„Ach Gott!“ Dane verdrehte die Augen. „Ich fühle mich beschmutzt, ich fühle mich benutzt …“
„Und er hat mich tatsächlich geküsst. Er hat mich einfach an sich gerissen und geküsst. Und es hat mir gefallen . Dann habe ich ihm allerdings erklärt, dass wir nicht einmal Freunde sein könnten, wenn er das noch einmal macht. So hat mich dieses Schlitzohr also dazu gebracht, dass ich mich auf eine Freundschaft mit ihm eingelassen habe, so gewieft ist er. Und das zeigt auch, wie blöd ich bin!“
„Ich wusste schon, warum ich dir geraten habe, dich in Therapie zu begeben“, erinnerte Dane sie. „Es wird Zeit, dass du mal einen Schritt weitergehst, Lilly. Das Leid, das du als Teenager erlebt hast, solltest du allmählich mal in der Vergangenheit belassen und dein Leben wieder aufnehmen. Ich weiß, du willst unbedingt eine alte Jungfrau werden, die eine Futterwarenhandlung führt, aber das wird bei dir nicht funktionieren. So etwas bringt nur ein Feigling fertig, und wenn du fünfzig bist, wirst du dich dafür hassen, weil du es nie mit einer Beziehung und Familie versucht hast.“
Sie lächelte matt. „Mit dir könnte ich leben“, sagte sie ihm. „An dir gefällt mir alles. Warum kannst du mich nicht einfach heiraten?“
„Stimmt, wir hätten sicher eine Menge Spaß miteinander, nicht wahr?“ Er grinste sie an. „Aber langfristig hätten wir wohl kaum Sex miteinander.“
Sie stützte den Ellbogen auf die Theke und
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