Das Glück wartet in Virgin River
konnten nur noch uns beide sehen. In unseren Blicken lag so viel Ungeduld, dass unsere Väter in aller Eile die Hochzeit organisiert haben, weil sie verhindern wollten, dass wir eine Menge großer Fehler machen. Sie war nicht mein erstes Mädchen, und ich war nicht der erste Junge, den sie anziehend fand, aber als wir uns begegnet sind, war das alles vorüber. Es war das letzte Mal, das beste und das letzte Mal.“ Um seine Augen bildeten sich viele Falten und er sah sie durchdringend an. „Das habe ich zwischen dir und einem jungen Mann noch nie gesehen. Niemals. Würde ich es sehen, wenn ich dich mit diesem neuen Mann, diesem Tierarzthelfer, zusammen sehen würde?“
Lilly wandte sich ab. „Das möchte ich bezweifeln. Ich finde nur, dass er nett ist. Weiter nichts. Die Pferde verbinden uns.“ Achselzuckend fügte sie etwas leiser hinzu. „Wahrscheinlich ist es ein Fehler, aber es ist, wie es ist. Ich mag ihn.“ Sie warf ihrem Großvater einen Blick über die Schulter zu. „Und du? Magst du ihn auch?“
„Ach, ich glaube, er ist in Ordnung“, sagte Yaz schließlich. „Ihm fehlt nichts, was ein wenig Hopi-Blut nicht wettmachen könnte, hm? Willst du die Wahrheit wissen? Es ist mir egal, wer er ist oder was er ist – du bist es, die mich interessiert. Als wir hierhergekommen sind, hast du alles getan, dich zu verändern und so anders wie möglich zu werden, um nur ja nicht zu riskieren, einen Fehler zu machen. Shiyazhi , meine Kleine, weißt du denn nicht, dass es keinen Fehler gibt, der so groß sein könnte, dass ich mich von dir abwenden würde?“
Er hatte recht, genau das hatte sie getan, und sie wusste es. In jungen Jahren hatte sie beschlossen, sich in Disziplin zu üben. Sie hatte perfekt sein wollen, weil sie das Gefühl hatte, durch ihre gefährliche Liebesgeschichte den einzigen Verwandten, der ihr geblieben war, enttäuscht zu haben. Sie hatte studiert, ihren Körper gestärkt und sich perfekt um das Haus und ihre Ernährunggekümmert. Dabei hatte sie sich sogar selbst verleugnet. Sie aß wenig, teilte sich ihre Besitztümer und Freunde ein und arbeitete hart, schon bevor sie vierzehn war, noch ehe es überhaupt legal gewesen wäre, sie einzustellen. Auf Pferde hatte sie verzichtet, obwohl ihr Großvater angeboten hatte, einen Reitstall zu suchen, wo sie zum Spaß ein wenig hätte reiten können. Aber das hatte sie abgelehnt. Es hatte lange gedauert, bis sie entspannen und sogar anfangen konnte, das Leben zu genießen. Besser gesagt, sich erlaubte, das Leben zu genießen.
Selbst jetzt leugnete sie ihre tiefen Gefühle für Clay und erzählte ihrem Großvater, dass sie ihn bloß irgendwie mochte. Warum konnte sie sich nicht einfach mal fallen lassen?
Aber dass sie nun feuchte Augen bekam, dagegen kam sie nicht an. Sie musste lächeln. „Das weiß ich, Grandpa“, flüsterte sie. „Danke.“
Ohne sich seine Gefühle anmerken zu lassen, erhob er sich vom Tisch und trug sein Geschirr zum Spülbecken. „Kein Grund zu danken. Tu, was du tun musst. Wenn ich bitten darf, bevor ich sterbe.“
Sie lachte über ihn. Der alte Hopi würde noch auf ihrem Grab tanzen. Zu viele Jahre Arbeit und zu viel Sonne ließen ihn zwar verwittert aussehen, aber er war gesund wie ein Ochse.
Gegen sechs Uhr abends fuhr sie in die Einfahrt zu ihrem kleinen Haus, als ihr Handy in der Handtasche klingelte. Die Nummer kannte sie nicht, nahm aber ab. „Hallo?“
„Ich sehe nur einen Wagen in deiner Einfahrt“, hörte sie Clay sagen. „Darf ich also annehmen, dass dein Freund noch immer mit Grippe im Bett liegt?“
Sie musste über ihn lachen. „Davon gehe ich aus.“
„Kann ich zu dir kommen?“
Sie drehte den Kopf nach rechts und links, beugte sich vor und zurück. „Wo steckst du?“
„Ein Stück weiter unten auf der Straße. Ich wollte zurückhaltend sein und dir Zeit und Raum lassen. Aber ich konnte auch nicht einfach wegbleiben. Bist du heute Abend allein, oder soll ich wieder fahren?“
Sie stieg aus und spähte über das Wagendach, bis sie seinen großen Truck unten am Ende des Häuserblocks entdeckte. Sie winkte ihm zu, lockte ihn mit dem Zeigefinger zu sich und bedeutete ihm, auf dem Platz zu parken, von dem er vermutlich glaubte, dass er ihrem Freund vorbehalten war.
Es gab nichts Wichtigeres, als dass er parkte und zu ihr kam. Die Zeit blieb stehen, als sie seinen Anblick in sich aufnahm, und obwohl die Dämmerung eingesetzt hatte, schien er sich in einem Lichtstrahl zu bewegen.
Oh Gott,
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