Das Glück wartet in Virgin River
angezogen zu fühlen, das aussah, als würde es eher zu seinem Sohn passen als zu ihm. Doch an seinen Gefühlen war nichts zu ändern. Er dachte an sie, wenn sie nicht da war, und wenn sie da war, schlug sein Herz schneller, und ihm wurde ganz warm. Sie war einfach so verdammt süß in ihrer abgewetzten Jeans und der Jeansjacke. Aber ein paar schicke Stiefel hatte sie sich da zugelegt. Aalhaut, wenn er sich nicht irrte. Sie tat so, als würde sie sich nicht besonders fürs Reiten interessieren, dennoch war es klar, dass sie an Pferden hing, und diese Stiefel waren viel zu schön, um nur Futter darin auszuliefern.
Und wenn er nicht daran dachte, wie süß sie war, bekam er Atemprobleme, weil er daran dachte, wie scharf sie war. Klein, durchtrainiert, sexy. Dieses seidige schwarze Haar, das ihr bis zum Kinn reichte, schwang sanft bei jeder ihrer Bewegungen hin und her. Er konnte es fast schon zwischen den Fingern fühlen …oder an seiner nackten Brust. Ihre großen blauen Augen waren wunderschön, dennoch verspürte er das überwältigende Bedürfnis zu sehen, wie sie sich unter seinen Liebkosungen schlossen.
Aber das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war Ärger mit einem betagten Hopi-Großvater. Der alte Mann wäre wohl kaum begeistert von der Idee, dass seine sehr junge Enkelin sich mit einem fünfunddreißig Jahre alten Navajo einließ. Nicht, dass er dazu überhaupt eine Chance hätte … schließlich war da auch noch ein Freund mit im Spiel. Wer mochte der Knabe sein? fragte er sich. Jemand, den der Großvater vorziehen würde? Vielleicht sogar jemand, den der Großvater ausgesucht hatte?
Er versuchte, sich das alles aus dem Kopf zu schlagen, und führte Streak aus der Box. Auf der Torplanke hing bereits eine Decke. Er führte das Pferd durch den Longierzirkel auf die andere Seite und breitete die Decke auf seinem Rücken aus. Dann entwischte ihm aber doch noch ein Gedanke, der sich diesmal allerdings an Streak richtete: Vielleicht könntest du ja mal versuchen, mich nicht wie einen Trottel aussehen zu lassen!
Clay stellte den Fuß auf die mittlere Zaunlatte, schwang das linke Bein über Streaks Rücken und saß auf. Er streichelte ihm den Hals und flüsterte ihm in Navajo zu, dass alles in Ordnung war. Und Streak schien sich gut zu fühlen. Er blieb völlig gelassen und tänzelte nicht einmal. Clay war beeindruckt und beugte sich vor, um ihm ins Ohr zu flüstern: „Ja, gar nicht so schlecht. Du bist nun wirklich stark genug für einen großen Kerl wie mich.“ Dann nahm er die Zügel auf, drückte leicht die Fersen an und ließ Streak vorwärts gehen. Ein leichtes Ziehen am linken Zügel, und das Pferd folgte ihm nach links; dann nach rechts. Schließlich ließ er ihn erst langsamer gehen und dann anhalten. „Du bist ein richtiger Angeber“, flüsterte er Streak zu. „Aber das war super.“
Zufrieden mit sich und Streak ließ Clay ihn noch eine weitere Runde im Schritt gehen, immer schön langsam und locker. Das richtige Timing war eben alles. Schließlich trieb er ihn in einen leichten Galopp, drehte zwei Runden und wechselte wieder in einen langsamen Schritt.
Lilly hatte ihre anfängliche Position hinter dem Zaun aufgegebenund sich auf die obere Latte gesetzt. Sie hob eine Hand, winkte, warf einen Kuss in die Luft und stimmte einen Singsang an. Und Clay wollte verdammt sein, wenn Streak sich ihr nicht zuwandte. Also ließ er die Zügel locker, denn er wollte sehen, was das Pferd tat. Streak ging auf sie zu. Als er nahe genug war, ließ er ohne zu scheuen zu, dass Lilly ihn berührte.
„Seien Sie vorsichtig, Lilly“, warnte Clay. „Der Junge ist unberechenbar.“
„Das sagen Sie“, erwiderte sie leise. „Jetzt bin ich an der Reihe. Kommen Sie schon.“
„Das ist nicht Ihr Ernst … ich habe Sie überhaupt noch nie auf einem Pferd gesehen.“
„Gleich werden Sie Gelegenheit dazu haben. Steigen Sie ab“, forderte sie ihn auf. „Ich wäre ihm sowieso viel lieber.“
„Das Risiko kann ich nicht eingehen. Ich …“
„Ich habe schon öfter auf Pferden gesessen, die nicht zugeritten waren. Das ist zwar schon lange her, aber ich weiß, was ich tue.“
„Sie könnten auf dem Hintern landen und sich den Rücken brechen.“
„Ich habe nicht vor, ihm das zu erlauben. Sehen Sie denn nicht, dass er gar nicht die Absicht hat, mir das anzutun?“
„Keine gute Idee“, grummelte er, stieg aber ab. „Das ist sogar eine extrem schlechte Idee.“
Kaum hatte er den Rücken des Pferdes
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