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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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Sockel langsam zu einer schmalen Spitze hin verjüngte, oder ein Inkatempel, von denen er Abbildungen in alten Ausgaben des National Geographic gesehen hatte.
    Nathan träumte – eine Erkenntnis, die ihm so vertraut war wie der Traum selbst. Wie zuvor erschienen mit dem Auftauchen des Tempels die vorüberziehenden Menschen. Sie bildeten beiderseits von ihm eine lange Linie. Alle trugen Kapuzen, während ihre Umhänge in die Rottöne des surreal anmutenden Himmels getüncht wurden. Wie Büßermönche marschierten sie durch den Sand auf den Tempel zu. Nathan wollte ihnen nicht folgen. Er wollte wegrennen oder aufwachen, tun, was immer er tun konnte, um zu flüchten. Der Sand zerrte an seinen Schuhen wie eine Unterströmung. Nathan versuchte, Halt zu finden. Nun fühlte sich der Sand heiß an, der über seine Socken und Schuhe rieselte. Er versuchte, sich zurückzulehnen, der Kraft entgegenzuwirken.
    Dann befand er sich in der Luft und flog auf den Tempel zu. Er glitt über die Gestalten mit den Kapuzen hinweg, die über die Landschaft auf hunderte Stufen zustapften, die zur einzigen, massiven Tür des Gebäudes führten. In der Menge, die unter ihm vorüberraste, wirkte ein flüchtig erblicktes Gesicht vage vertraut, bevor es sich wieder in den rötlichen Schatten seiner Kapuze verlor. Da seine Gedanken um das kreisten, was vor ihm lag, entzog sich das Antlitz seiner Erinnerung.
    Die Pforte des Tempels war nach innen aufgeschwungen. Zurück blieb nur ein schwarzes Rechteck, das darauf wartete, ihn zu verschlucken. Nathan wirbelte herum und hoffte, einen Blick auf die Züge eines freundlichen Gesichts zu erhaschen, auf jemanden, den er um Hilfe anflehen konnte.
    Doch er sah unter den Kapuzen nur trostlose Dunkelheit. Sofern sich in der Linie der Büßer jemand befunden hatte, den er kannte, war der- oder diejenige für immer außer Reichweite. Die beiden Formationen verloren sich in der Ferne. Nathan bewegte sich rücklings auf die offene Pforte des Tempels zu. Vergeblich trat er mit den Beinen, versuchte in der heißen, trockenen Luft zu schwimmen, aber er blieb in der Strömung gefangen. Am Eingang hinter ihm spürte er eine bedrückende Gegenwart. Er wollte sich nicht umdrehen, wollte nicht in das Bauwerk. Nathan schloss die Augen, rollte sich zu einem Ball zusammen und versuchte, zu schreien und aufzuwachen, doch er brachte keinen Laut hervor.
    »Du bist heute Nacht das Opfer«, sprach eine Stimme. Es war eine Stimme, wie man sich jene von Gott vorstellte, allerdings in umgekehrtem Sinne, düster und höhnisch. Von überall und nirgends ergriffen ihn hunderte Arme, quetschten seine Haut und zogen ihn in den Tempel.
    Die Wüste schrumpfte zu einem in der Dunkelheit treibenden Rechteck, das immer kleiner wurde, je tiefer er in den Tempel fiel. Nathan wand sich in der Umklammerung seiner Häscher hin und her. Sie zerrten heftiger an ihm, bis es schmerzte, zogen ihn nach unten, rissen an seinem Fleisch. Eine weitere Empfindung kam auf, ein Geruch, etwas Brennendes –
    »Hey! Hey, Kumpel!«
    In jenem Augenblick fand Nathan die Stimme wieder und stieß einen langen, verzweifelten Schrei aus. Seine Arme, die nicht mehr gehalten wurden, schlugen um sich.
    Ein großer, stämmiger Mann beugte sich über den Mittelgang und umfasste seine Schulter. Trotz der Größe des Mannes schien er sich beinah davor zu fürchten, Nathan zu berühren. »Alles in Ordnung, Mann? Sind Sie jetzt wach?« Er löste die Hand von Nathan und lehnte sich auf dem eigenen Sitz zurück.
    Nathan sah sich um. Er spürte die stete Vibration des Busses, der die dunkle Autobahn entlangrollte. Der Bus . Er war unterwegs eingeschlafen. Nathan blickte auf die Uhr und drückte eine kleine Taste, um das Zifferblatt zu beleuchten. Zwei Uhr dreißig morgens.
    Er holte tief Luft und atmete aus. »Es geht mir gut. Danke. Ich hatte wohl einen Albtraum. Ich habe Sie doch nicht geschlagen, oder?«
    Der Körper des anderen Mannes sackte vor Erleichterung zusammen. Er nickte und rückte auf den Fenstersitz, auf dem er anscheinend gesessen hatte, bevor er sich herüberbeugte, um Nathan aus den Klauen des Albtraums zu befreien. »Schon gut«, murmelte er mit einem Seitenblick zu Nathan. »Hat nicht wehgetan. Hat sich nach einem ziemlich üblen Traum angehört. Ich konnte Sie bloß nicht wecken.« Die letzte Aussage hörte sich wie an ihn selbst gerichtet an.
    Nathan wollte zu einer Erklärung ansetzen, doch er konnte sich bereits kaum noch an die Bilder und Einzelheiten

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