Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
andere Art Salat, aber kaum hatte er etwas davon verschluckt, so fühlte er aufs neue eine Veränderung, und kehrte in seine menschliche Gestalt zurück.
Nun legte sich der Jäger nieder und schlief seine Müdigkeit aus. Als er am andern Morgen erwachte, brach er ein Haupt von dem bösen und eins von dem guten Salat ab und dachte „das soll mir zu dem Meinigen wieder helfen und die Treulosigkeit bestrafen.“ Dann steckte er die Häupter zu sich, kletterte über die Mauer und ging fort, das Schloss seiner Liebsten zu suchen. Als er ein paar Tage herum gestrichen war, fand er es glücklicherweise wieder. Da bräunte er sich schnell sein Gesicht, dass ihn seine eigene Mutter nicht erkannt hätte, ging in das Schloss und bat um eine Herberge. „Ich bin so müde,“ sprach er, „und kann nicht weiter.“ Fragte die Hexe „Landsmann, wer seid ihr, und was ist euer Geschäft?“ Er antwortete „ich bin ein Bote des Königs und war ausgeschickt den köstlichsten Salat zu suchen, der unter der Sonne wächst. Ich bin auch so glücklich gewesen ihn zu finden und trage ihn bei mir, aber die Sonnenhitze brennt gar zu stark, dass mir das zarte Kraut zu welken droht und ich nicht weiß ob ich es weiter bringen werde.“
Als die Alte von dem köstlichen Salat hörte, ward sie lüstern und sprach „lieber Landsmann, lasst mich doch den wunderbaren Salat versuchen.“ „Warum nicht?“ antwortete er, „ich habe zwei Häupter mitgebracht und will euch eins geben,“ machte seinen Sack auf und reichte ihr das böse hin. Die Hexe dachte an nichts arges und der Mund wässerte ihr so sehr nach dem neuen Gericht, dass sie selbst in die Küche ging und es zubereitete. Als es fertig war, konnte sie nicht warten, bis es auf dem Tisch stand, sondern sie nahm gleich ein paar Blätter und steckte sie in den Mund, kaum aber waren sie verschluckt, so war auch die menschliche Gestalt verloren, und sie lief als eine Eselin hinab in den Hof. Nun kam die Magd in die Küche, sah den fertigen Salat da stehen und wollte ihn auftragen, unterwegs aber überfiel sie, nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blätter. Alsbald zeigte sich die Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin und lief hinaus zu der Alten, und die Schüssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schönen Mädchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch lüstern danach war, sprach es „ich weiß nicht wo der Salat bleibt.“ Da dachte der Jäger „das Kraut wird schon gewirkt haben“ und sprach „ich will nach der Küche gehen und mich erkundigen.“ Wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herum laufen, der Salat aber lag auf der Erde. „Schon recht,“ sprach er, „die zwei haben ihr Teil weg“ und hob die übrigen Blätter auf, legte sie auf die Schüssel und brachte sie dem Mädchen. „Ich bring euch selbst das köstliche Essen,“ sprach er, „damit ihr nicht länger zu warten braucht.“ Da aß sie davon und war alsbald wie die übrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt und lief als eine Eselin in den Hof.
Nachdem sich der Jäger sein Angesicht gewaschen hatte, also dass ihn die Verwandelten erkennen konnten, ging er hinab in den Hof und sprach „jetzt sollt ihr den Lohn für eure Untreue empfangen.“ Er band sie alle drei an ein Seil und trieb sie fort, bis er zu einer Mühle kam. Er klopfte an das Fenster, der Müller steckte den Kopf heraus und fragte was sein Begehren wäre. „Ich habe drei böse Tiere,“ antwortete er, „die ich nicht länger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafür was ihr verlangt.“ Sprach der Müller „warum das nicht? Wie soll ich sie aber halten?“ Da sagte der Jäger der alten Eselin, und das war die Hexe, sollte er täglich dreimal Schläge und einmal zu fressen geben; der jüngern, welche die Magd war, einmal Schläge und dreimal Futter; und der jüngsten, welche das Mädchen war, keinmal Schläge und dreimal zu fressen; denn er konnte es doch nicht über das Herz bringen, dass das Mädchen sollte geschlagen werden. Darauf ging er zurück in das Schloss, und was er nötig hatte, das fand er alles darin.
Nach ein paar Tagen kam der Müller und sprach er müsste melden dass die alte Eselin, die nur Schläge bekommen hätte und nur einmal zu fressen, gestorben wäre. „Die zwei andern,“ sagte er weiter, „sind zwar nicht gestorben und kriegen auch dreimal zu
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