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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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geschluckt hatte, brach er das Herz des Vogels aus dem Leibe. Das Mädchen musste es heimlich fortschaffen und dann selbst verschlucken, denn die Alte wollte es haben. Von nun an fand er kein Gold mehr unter seinem Kopfkissen, sondern es lag unter dem Kissen des Mädchens wo es die Alte jeden Morgen holte: aber er war so verliebt und vernarrt, dass er an nichts anders dachte, als sich mit dem Mädchen die Zeit zu vertreiben.
    Da sprach die alte Hexe „das Vogelherz haben wir, aber den Wunschmantel müssen wir ihm auch abnehmen.“ Antwortete das Mädchen „den wollen wir ihm lassen, er hat ja doch seinen Reichtum verloren.“ Da ward die Alte bös und sprach „so ein Mantel ist ein wunderbares Ding, das selten auf der Welt gefunden wird, den soll und muss ich haben.“ Sie gab dem Mädchen Anschläge und sagte wenn es ihr nicht gehorchte, sollte es ihm schlimm ergehen. Da tat es nach dem Geheiß der Alten, stellte sich einmal ans Fenster und schaute in die weite Gegend, als wäre es ganz traurig. Fragte der Jäger „was stehst du so traurig da?“ „Ach, mein Schatz,“ gab es zur Antwort, „da gegenüber liegt der Granatenberg, wo die köstlichen Edelsteine wachsen. Ich trage so groß Verlangen danach, dass wenn ich daran denke, ich ganz traurig bin; aber wer kann sie holen! nur die Vögel, die fliegen, kommen hin, ein Mensch nimmermehr.“ „Hast du weiter nichts zu klagen,“ sagte der Jäger, „den Kummer will ich dir bald vom Herzen nehmen.“ Damit fasste er sie unter seinen Mantel und wünschte sich hinüber auf den Granatenberg, und im Augenblick saßen sie auch beide drauf. Da schimmerte das edele Gestein von allen Seiten dass es eine Freude war anzusehen, und sie lasen die schönsten und kostbarsten Stücke zusammen. Nun hatte es aber die Alte durch ihre Hexenkunst bewirkt, dass dem Jäger die Augen schwer wurden. Er sprach zu dem Mädchen „wir wollen ein wenig niedersitzen und ruhen, ich bin so müde, dass ich mich nicht mehr auf den Füßen erhalten kann.“ Da setzten sie sich, und er legte sein Haupt in ihren Schoß und schlief ein. Wie er entschlafen war, da band es ihm den Mantel von den Schultern und hing ihn sich selbst um, las die Granaten und Steine auf und wünschte sich damit nach Haus.
    Als aber der Jäger seinen Schlaf ausgetan hatte und aufwachte, sah er dass seine Liebste ihn betrogen und auf dem wilden Gebirg allein gelassen hatte. „O,“ sprach er, „wie ist die Untreue so groß auf der Welt!“ saß da in Sorge und Herzeleid und wusste nicht was er anfangen sollte. Der Berg aber gehörte wilden und ungeheuern Riesen, die darauf wohnten und ihr Wesen trieben, und er saß nicht lange, so sah er ihrer drei daher schreiten. Da legte er sich nieder, als wäre er in tiefen Schlaf versunken. Nun kamen die Riesen herbei, und der erste stieß ihn mit dem Fuß an und sprach „was liegt da für ein Erdwurm und beschaut sich inwendig?“ Der zweite sprach „tritt ihn tot.“ Der dritte aber sprach verächtlich „das wäre der Mühe werth! lasst ihn nur leben, hier kann er nicht bleiben, und wenn er höher steigt bis auf die Bergspitze, so packen ihn die Wolken und tragen ihn fort.“ Unter diesem Gespräch gingen sie vorüber, der Jäger aber hatte auf ihre Worte gemerkt, und sobald sie fort waren, stand er auf und klimmte den Berggipfel hinauf. Als er ein Weilchen da gesessen hatte, so schwebte eine Wolke heran, ergriff ihn, trug ihn fort und zog eine Zeitlang am Himmel her, dann senkte sie sich und ließ sich über einen großen, rings mit Mauern umgebenen Krautgarten nieder, also dass er zwischen Kohl und Gemüsen sanft auf den Boden kam.
    Da sah der Jäger sich um und sprach „wenn ich nur etwas zu essen hätte, ich bin so hungrig, und mit dem Weiterkommen wirds schwer fallen; aber hier seh ich keinen Apfel und keine Birne und keinerlei Obst, überall nichts als Krautwerk.“ Endlich dachte er „zur Not kann ich von dem Salat essen, der schmeckt nicht sonderlich, wird mich aber erfrischen.“ Also suchte er sich ein schönes Haupt aus und aß davon, aber kaum hatte er ein paar Bissen hinab geschluckt, so war ihm so wunderlich zu Mute, und er fühlte sich ganz verändert. Es wuchsen ihm vier Beine, ein dicker Kopf und zwei lange Ohren, und er sah mit Schrecken dass er in einen Esel verwandelt war. Doch weil er dabei immer noch großen Hunger spürte und ihm der saftige Salat nach seiner jetzigen Natur gut schmeckte, so aß er mit großer Gier immer zu. Endlich gelangte er an eine

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