Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
und rege dich nicht: wann der Drache kommt, will ich ihn wegen der Rätsel befragen: mir sagt er alles; und dann achte auf das was er antwortet.“ Um zwölf Uhr Nachts kam der Drache angeflogen und verlangte sein Essen. Die Großmutter deckte den Tisch und trug Trank und Speise auf, dass er vergnügt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespräch wies den Tag ergangen wäre, und wie viel Seelen er kriegt hätte. „Es wollte mir heute nicht recht glücken,“ antwortete er, „aber ich habe drei Soldaten gepackt, die sind mir sicher.“ „Ja, drei Soldaten,“ sagte sie, „die haben etwas an sich, die können dir noch entkommen.“ Sprach der Teufel höhnisch „die sind mein, denen gebe ich noch ein Rätsel auf, das sie nimmermehr rathen können.“ „Was ist das für ein Rätsel?“ fragte sie. „Das will ich dir sagen: in der großen Nordsee liegt eine tote Meerkatze, das soll ihr Braten sein: und von einem Wallfisch die Rippe, das soll ihr silberner Löffel sein: und ein alter hohler Pferdefuß, das soll ihr Weinglas sein.“ Als der Teufel zu Bett gegangen war, hob die alte Großmutter den Stein auf und ließ den Soldaten heraus. „Hast du auch alles wohl in Acht genommen?“ „Ja,“ sprach er, „ich weiß genug und will mir schon helfen.“ Darauf musste er auf einem andern Weg durchs Fenster heimlich und in aller Eile zu seinen Gesellen zurück gehen. Er erzählte ihnen, wie der Teufel von der alten Großmutter wäre überlistet worden und wie er die Auflösung des Rätsels von ihm vernommen hätte. Da waren sie alle fröhlich und guter Dinge, nahmen die Peitsche und schlugen sich so viel Geld dass es auf der Erde herum sprang. Als die sieben Jahre völlig herum waren, kam der Teufel mit dem Buche, zeigte die Unterschriften und sprach „ich will euch mit in die Hölle nehmen, da sollt ihr eine Mahlzeit haben: könnt ihr mir raten, was ihr für einen Braten werdet zu essen kriegen, so sollt ihr frei und los sein und dürft auch das Peitschchen behalten.“ Da fing der erste Soldat an „in der großen Nordsee liegt eine tote Meerkatze, das wird wohl der Braten sein.“ Der Teufel ärgerte sich, machte „hm! hm! hm!“ und fragte den zweiten „was soll aber euer Löffel sein?“ „Von einem Wallfisch die Rippe, das soll unser silberner Löffel sein.“ Der Teufel schnitt ein Gesicht, knurrte wieder dreimal „hm! hm! hm!“ und sprach zum dritten „wisst ihr auch was euer Weinglas sein soll?“ „Ein alter Pferdefuß, das soll unser Weinglas sein.“ Da flog der Teufel mit einem lauten Schrei fort und hatte keine Gewalt mehr über sie: aber die drei behielten das Peitschchen, schlugen Geld hervor, so viel sie wollten, und lebten vergnügt bis an ihr Ende.
Der Eisenofen
Zur Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat, ward ein Königssohn von einer alten Hexe verwünscht, dass er im Walde in einem großen Eisenofen sitzen sollte. Da brachte er viele Jahre zu, und konnte ihn niemand erlösen. Einmal kam eine Königstochter in den Wald, die hatte sich irre gegangen und konnte ihres Vaters Reich nicht wieder finden: neun Tage war sie so herum gegangen und stand zuletzt vor dem eisernen Kasten. Da kam eine Stimme heraus und fragte sie „wo kommst du her, und wo willst du hin?“ Sie antwortete „ich habe meines Vaters Königreich verloren und kann nicht wieder nach Haus kommen.“ Da sprachs aus dem Eisenofen „ich will dir wieder nach Haus verhelfen und zwar in einer kurzen Zeit, wenn du willst unterschreiben zu tun was ich verlange. Ich bin ein größerer Königssohn als du eine Königstochter, und will dich heiraten.“ Da erschrack sie, und dachte „lieber Gott, was soll ich mit dem Eisenofen anfangen!“ Weil sie aber gerne wieder zu ihrem Vater heim wollte, unterschrieb sie sich doch zu tun was er verlangte. Er sprach aber „du sollst wiederkommen, ein Messer mitbringen und ein Loch in das Eisen schrappen.“ Dann gab er ihr jemand zum Gefährten, der ging nebenher und sprach nicht: er brachte sie aber in zwei Stunden nach Haus. Nun war große Freude im Schloss, als die Königstochter wieder kam, und der alte König fiel ihr um den Hals und küsste sie. Sie war aber sehr betrübt und sprach „lieber Vater, wie mirs gegangen hat! ich wäre nicht wieder nach Haus gekommen aus dem großen wilden Walde, wenn ich nicht wäre bei einen eisernen Ofen gekommen, dem habe ich mich müssen dafür unterschreiben, dass ich wollte wieder zu ihm zurück kehren, ihn erlösen
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