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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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und habe, damit sie zu ihrer Pflicht zurückkehre, als eine gutgemeinte Erinnerung nachgeworfen was mir eben zur Hand war. Ich habe auch Lieb und Leid mit ihr geteilt, denn so oft ich sie getroffen habe, ist es mir lieb gewesen und ihr leid: habe ich sie aber gefehlt, so ist es ihr lieb gewesen, mir aber leid.“ Die Richter waren aber mit dieser Antwort nicht zufrieden, sondern ließen ihm seinen verdienten Lohn auszahlen.
     
     
     

Der Zaunkönig
    In den alten Zeiten da hatte jeder Klang noch Sinn und Bedeutung. Wenn der Hammer des Schmieds ertönte, so rief er „smiet mi to! smiet mi to!“ Wenn der Hobel des Tischlers schnarrte, so sprach er „dor häst! dor, dor häst!“ fing das Räderwerk der Mühle an zu klappern, so sprach es „help, Herr Gott! help, Herr Gott!“ und war der Müller ein Betrüger, und ließ die Mühle an, so sprach sie hochdeutsch und fragte erst langsam „wer ist da? wer ist da?“ dann antwortete sie schnell „der Müller! der Müller!“ und endlich ganz geschwind „stiehlt tapfer, stiehlt tapfer, vom Achtel drei Sechter.“
    Zu dieser Zeit hatten auch die Vögel ihre eigene Sprache, die jedermann verstand, jetzt lautet es nur wie ein Zwitschern, Kreischen und Pfeifen, und bei einigen wie Musik ohne Worte. Es kam aber den Vögeln in den Sinn, sie wollten nicht länger ohne Herrn sein und einen unter sich zu ihrem König wählen. Nur einer von ihnen, der Kibitz, war dagegen: frei hatte er gelebt und frei wollte er sterben, und angstvoll hin und her fliegend rief er „wo bliew ick? wo bliew ick?“ Er zog sich zurück in einsame und unbesuchte Sümpfe und zeigte sich nicht wieder unter Seinesgleichen.
    Die Vögel wollten sich nun über die Sache besprechen, und an einem schönen Maimorgen kamen sie alle aus Wäldern und Feldern zusammen, Adler und Buchfinke, Eule und Krähe, Lerche und Sperling, was soll ich sie alle nennen? selbst der Kukuk kam und der Wiedehopf, sein Küster, der so heißt, weil er sich immer ein paar Tage früher hören lässt; auch ein ganz kleiner Vogel, der noch keinen Namen hatte, mischte sich unter die Schaar. Das Huhn, das zufällig von der ganzen Sache nichts gehört hatte, verwunderte sich über die große Versammlung. „Wat, wat, wat is den dar to don?“ gackerte es, aber der Hahn beruhigte seine liebe Henne und sagte „luter riek Lüd,“ erzählte ihr auch was sie vor hätten. Es ward aber beschlossen dass der König sein sollte, der am höchsten fliegen könnte. Ein Laubfrosch, der im Gebüsche saß, rief, als er das hörte, warnend „natt, natt, natt! natt, natt, natt!“ weil er meinte es würden deshalb viel Tränen vergossen werden. Die Krähe aber sagte „Quark ok!“, es sollte alles friedlich abgehen.
    Es ward nun beschlossen, sie wollten gleich an diesem schönen Morgen aufsteigen, damit niemand hinterher sagen könnte „ich wäre wohl noch höher geflogen, aber der Abend kam, da konnte ich nicht mehr.“ Auf ein gegebenes Zeichen erhob sich also die ganze Schaar in die Lüfte. Der Staub stieg da von dem Felde auf, es war ein gewaltiges Sausen und Brausen und Fittichschlagen, und es sah aus als wenn eine schwarze Wolke dahin zöge. Die kleinern Vögel aber blieben bald zurück, konnten nicht weiter und fielen wieder auf die Erde. Die größern hieltens länger aus, aber keiner konnte es dem Adler gleich tun, der stieg so hoch dass er der Sonne hätte die Augen aushacken können. Und als er sah dass die andern nicht zu ihm herauf konnten, so dachte er „was willst du noch höher fliegen, du bist doch der König,“ und fing an sich wieder herab zu lassen. Die Vögel unter ihm riefen ihm alle gleich zu „du musst unser König sein, keiner ist höher geflogen als du.“ „Ausgenommen ich“ schrie der kleine Kerl ohne Namen, der sich in die Brustfedern des Adlers verkrochen hatte. Und da er nicht müde war, so stieg er auf und stieg so hoch, dass er Gott auf seinem Stuhle konnte sitzen sehen. Als er aber so weit gekommen war, legte er seine Flügel zusammen, sank herab und rief unten mit feiner durchdringender Stimme „König bün ick! König bün ick!“
    „Du unser König?“ schrien die Vögel zornig, „durch Ränke und Listen hast du es dahin gebracht.“ Sie machten eine andere Bedingung, der sollte ihr König sein, der am tiefsten in die Erde fallen könnte. Wie klatschte da die Gans mit ihrer breiten Brust wieder auf das Land! Wie scharrte der Hahn schnell ein Loch! Die Ente kam am schlimmsten weg, sie sprang in einen

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