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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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Graben, verrenkte sich aber die Beine und watschelte fort zum nahen Teiche mit dem Ausruf „Pracherwerk! Pracherwerk!“ Der kleine ohne Namen aber suchte ein Mäuseloch, schlüpfte hinab und rief mit seiner feinen Stimme heraus „König bün ick! König bün ick!“
    „Du unser König?“ riefen die Vögel noch zorniger, „meinst du deine Listen sollten gelten?“ Sie beschlossen ihn in seinem Loch gefangen zu halten und auszuhungern. Die Eule ward als Wache davor gestellt: sie sollte den Schelm nicht heraus lassen, so lieb ihr das Leben wäre. Als es aber Abend geworden war und die Vögel von der Anstrengung beim Fliegen große Müdigkeit empfanden, so gingen sie mit Weib und Kind zu Bett. Die Eule allein blieb bei dem Mäuseloch stehen und blickte mit ihren großen Augen unverwandt hinein. Indessen war sie auch müde geworden und dachte „ein Auge kannst du wohl zu tun, du wachst ja noch mit dem andern, und der kleine Bösewicht soll nicht aus seinem Loch heraus.“ Also tat sie das eine Auge zu und schaute mit dem andern steif auf das Mäuseloch. Der kleine Kerl guckte mit dem Kopf heraus und wollte wegwitschen, aber die Eule trat gleich davor, und er zog den Kopf wieder zurück. Dann tat die Eule das eine Auge wieder auf und das andere zu, und wollte so die ganze Nacht abwechseln. Aber als sie das eine Auge wieder zu machte, vergaß sie das andere aufzutun, und sobald die beiden Augen zu waren, schlief sie ein. Der Kleine merkte das bald und schlüpfte weg.
    Von der Zeit an darf sich die Eule nicht mehr am Tage sehen lassen, sonst sind die andern Vögel hinter ihr her und zerzausen ihr das Fell. Sie fliegt nur zur Nachtzeit aus, haßt aber und verfolgt die Mäuse, weil sie solche böse Löcher machen. Auch der kleine Vogel lässt sich nicht gerne sehen, weil er fürchtet es ginge ihm an den Kragen, wenn er erwischt würde. Er schlüpft in den Zäunen herum, und wenn er ganz sicher ist, ruft er wohl zuweilen „König bün ick!“ und deshalb nennen ihn die andern Vögel aus Spott Zaunkönig.
    Niemand aber war froher als die Lerche, dass sie dem Zaunkönig nicht zu gehorchen brauchte. Wie sich die Sonne blicken lässt, steigt sie in die Lüfte und ruft „ach, wo is dat schön! schön ist dat! schön! schön! ach, wo is dat schön!“
     
     
     

Die Scholle
    Die Fische waren schon lange unzufrieden dass keine Ordnung in ihrem Reich herrschte. Keiner kehrte sich an den andern, schwamm rechts und links, wie es ihm einfiel, fuhr zwischen denen durch, die zusammenbleiben wollten, oder sperrte ihnen den Weg, und der stärkere gab dem schwächeren einen Schlag mit dem Schwanz, dass er weit weg fuhr, oder er verschlang ihn ohne weiteres. „Wie schön wäre es, wenn wir einen König hätten, der Recht und Gerechtigkeit bei uns übte“ sagten sie, und vereinigten sich den zu ihrem Herren zu wählen, der am schnellsten die Fluthen durchstreichen und dem Schwachen Hilfe bringen könnte.
    Sie stellten sich also am Ufer in Reihe und Glied auf, und der Hecht gab mit dem Schwanz ein Zeichen, worauf sie alle zusammen aufbrachen. Wie ein Pfeil schoss der Hecht dahin und mit ihm der Hering, der Gründling, der Barsch, die Karpfe, und wie sie alle heißen. Auch die Scholle schwamm mit und hoffte das Ziel zu erreichen.
    Auf einmal ertönte der Ruf „der Hering ist vor! der Hering ist vor.“ „Wen is vör?“ schrie verdrießlich die platte mißgünstige Scholle, die weit zurückgeblieben war, „wen is vör?“ „Der Hering, der Hering“ war die Antwort. „De nackte Hiering?“ rief die neidische, „de nackte Hiering?“ Seit der Zeit steht der Scholle zur Strafe das Maul schief.

Rohrdommel und Wiedehopf
    „Wo weidet ihr eure Herde am liebsten?“ fragte einer einen alten Kuhhirten. „Hier, Herr, wo das Gras nicht zu fett ist und nicht zu mager; es tut sonst kein gut.“ „Warum nicht?“ fragte der Herr. „Hört ihr dort von der Wiese her den dumpfen Ruf?“ antwortete der Hirt, „das ist der Rohrdommel, der war sonst ein Hirte und der Wiedehopf war es auch. Ich will euch die Geschichte erzählen.
    Der Rohrdommel hütete seine Herde auf fetten grünen Wiesen, wo Blumen im Überfluss standen, davon wurden seine Kühe Mutig und wild. Der Wiedehopf aber trieb das Vieh auf hohe dürre Berge, wo der Wind mit dem Sand spielt, und seine Kühe wurden mager und kamen nicht zu Kräften. Wenn es Abend war und die Hirten heimwärts trieben, konnte Rohrdommel seine Kühe nicht zusammenbringen, sie waren übermüthig und

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