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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Ender hörte das leiser werdende Geräusch der Toilettenspülung; dann stand Peter als Schattenriß im Türdurchgang.
    Er denkt, ich schlafe. Er wird mich umbringen.
    Peter ging zum Bett, und tatsächlich zog er sich nicht hinauf in sein Bett. Statt dessen kam er und stellte sich neben Enders Kopf.
    Aber er griff nicht nach einem Kissen, um Ender zu ersticken. Er hatte keine Waffe.
    Er flüsterte: »Ender, es tut mir leid, es tut mir leid, ich weiß, was für ein Gefühl das ist, es tut mir leid, ich bin dein Bruder, ich liebe dich.«
    Lange Zeit später verriet Peters Atem, daß er schlief. Ender schälte den Verband von seinem Nacken. Und zum zweiten Mal an diesem Tag weinte er.

Kapitel 3
    Graff
    »Die Schwester ist unser schwaches Glied. Er liebt sie wirklich.«
    »Ich weiß. Sie kann alles verderben, von Anfang an. Er wird sie nicht verlassen wollen.«
    »Was also werden Sie tun?«
    »Ihn überzeugen, daß er lieber mit uns kommen will, als bei ihr zu bleiben.«
    »Wie wollen Sie das machen?«
    »Ich werde ihn belügen.«
    »Und wenn das nicht funktioniert?«
    »Dann werde ich die Wahrheit sagen. Das ist uns in Notfällen gestattet. Wir können nicht alles vorausplanen, das wissen Sie.«
    Beim Frühstück war Ender nicht sehr hungrig. Er fragte sich die ganze Zeit, wie es wohl in der Schule sein würde. Stilson nach dem gestrigen Kampf gegenüberzutreten. Was Stilsons Freunde tun würden. Wahrscheinlich nichts, aber dessen konnte er sich nicht sicher sein. Er wollte nicht gehen.
    »Du ißt ja gar nichts, Andrew«, sagte seine Mutter.
    Peter betrat das Zimmer. »Morgen, Ender. Danke, daß du deinen schleimigen Waschlappen mitten in der Dusche liegengelassen hast.«
    »Nur für dich«, murmelte Ender.
    Ender streckte die Handgelenke aus, eine Geste, die besagte: Dann füttere mich doch durch eine Nadel.
    »Sehr komisch«, sagte Mutter. »Ich versuche, mich um sie zu kümmern, aber es macht keinen Unterschied für meine genialen Kinder.«
    »Es waren alles deine Gene, die uns zu Genies gemacht haben, Mom«, sagte Peter. »Von Dad haben wir bestimmt keine gekriegt.«
    »Ich habe das gehört«, sagte Vater, ohne von den Tagesnachrichten aufzuschauen, die auf dem Tisch gezeigt wurden, während er aß.
    »Wenn nicht, wär's ja verschwendet gewesen.«
    Der Tisch piepste. Jemand war an der Tür.
    »Wer mag das sein?« fragte Mutter.
    Vater drückte eine Taste, und ein Mann erschien auf seinem Video. Er trug die einzige militärische Uniform, die noch etwas bedeutete, jene der I. F., der Internationalen Flotte.
    »Ich dachte, es sei vorbei«, sagte Vater.
    Peter sagte nichts, schüttete nur Milch über seine Haferflocken.
    Und Ender dachte: Vielleicht muß ich heute doch nicht zur Schule.
    Vater gab den Türöffnungskode ein und stand vom Tisch auf. »Ich werde mich darum kümmern«, sagte er. »Bleibt und eßt.«
    Sie blieben, aber sie aßen nicht. Ein paar Augenblicke später kam Vater ins Zimmer zurück und winkte Mutter zu sich.
    »Du steckst tief in der Scheiße«, sagte Peter. »Sie haben herausgefunden, was du mit Stilson gemacht hast, und jetzt schicken sie dich zur Strafe hinaus in den Gürtel.«
    »Ich bin erst sechs, Schwachkopf, ich bin noch minderjährig.«
    »Du bist ein Dritt, Schitt. Du hast keine Rechte.«
    Valentine kam herein, das Haar in einem schläfrigen Heiligenschein um ihr Gesicht. »Wo sind Mom und Dad? Ich bin zu krank, um in die Schule zu gehen.«
    »Wieder mal eine mündliche Prüfung, wie?« meinte Peter.
    »Halt's Maul, Peter«, sagte Valentine.
    »Du solltest dich entspannen und sie genießen«, sagte Peter. »Es könnte schlimmer sein.«
    »Ich wüßte nicht wie.«
    »Eine anale Prüfung.«
    »Ha! Ha!« sagte Valentine. »Wo sind Mutter und Vater?«
    »Unterhalten sich gerade mit einem Typ von der I. F.«
    Instinktiv blickte sie Ender an. Schließlich hatten sie jahrelang damit gerechnet, daß jemand kommen und ihnen mitteilen würde, daß Ender bestanden hätte, daß Ender gebraucht würde.
    »Ja, sieh nur zu ihm hin«, sagte Peter. »Aber es könnte sich auch um mich handeln, weißt du. Vielleicht haben sie erkannt, daß ich am Ende doch der beste von dem ganzen Haufen war.« Peters Gefühle waren verletzt, und wie üblich verhielt er sich darum rotznäsig.
    Die Tür öffnete sich. »Ender«, sagte Vater, »du kommst besser mal hier herein.«
    »Tut mir leid, Peter«, stichelte Valentine.
    Vater schaute finster. »Kinder, das ist nichts zum Lachen.«
    Ender folgte Vater ins Wohnzimmer.

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