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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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habe.«
    »Deshalb geh nicht, Ender. Tu nicht, was sie von dir erwarten.«
    »Wenn sie ihre Rache haben wollen, Abra, macht mir das nichts. Aber vielleicht wollen sie das gar nicht. Vielleicht war dies ihre dichteste Annäherung ans Sprechen. Daran, mir eine Nachricht zu hinterlassen.«
    »Sie wußten nicht, wie man liest und schreibt.«
    »Vielleicht lernten sie es gerade, als sie starben.«
    »Na, ich werde jedenfalls ganz bestimmt auch hierbleiben, wenn du dich irgendwohin davonmachst. Ich gehe mit dir.«
    »Nein. Du bist zu jung, um das Risiko ...«
    »Nun mach mal einen Punkt! Du bist Ender Wiggin. Erzähl du mir nicht, was elfjährige Kinder können!«
    Zusammen flogen sie im Helikopter über den Spielplatz, über die Wälder, über den Brunnen auf der Waldlichtung. Dann dorthin hinaus, wo tatsächlich eine Klippe war, mit einer Höhle in der Klippenwand und einem Sims, wo das Ende der Welt sein sollte. Und dort in der Ferne, genau wo es in dem Fantasy-Spiel sein sollte, war der Burgturm.
    Er ließ Abra beim Kopter zurück. »Komm nicht hinter mir her, und fliege in einer Stunde nach Hause, wenn ich nicht zurückkomme.«
    »Vergiß es, Ender, ich komme mit dir.«
    »Vergiß es selbst, Abra, oder ich stopfe dich mit Dreck aus.«
    Trotz Enders scherzhaftem Tonfall konnte Abra erkennen, daß er es ernst meinte, und darum blieb er zurück.
    Die Mauern des Turms waren zum leichten Erklettern mit Aussparungen und Simsen versehen. Sie wollten, daß er hineinkam.
    Der Raum war, wie er immer gewesen war. Ender erinnerte sich gut genug, um nach einer Schlange auf dem Fußboden Ausschau zu halten, aber da war nur ein Läufer mit einem Schlangenkopf in einer Ecke als Verzierung. Imitation, nicht Wiederholung; für ein Volk, das keine Kunstwerke herstellte, hatten sie es gut gemacht. Sie mußten diese Bilder aus Enders Geist gezogen haben, als sie ihn fanden und über die Lichtjahre hinweg seine dunkelsten Träume kennenlernten. Aber Warum? Um ihn in diesen Raum zu bringen, natürlich. Um ihm eine Botschaft zu hinterlassen. Aber wo war die Botschaft, und wie würde er sie verstehen?
    Der Spiegel wartete auf ihn an der Wand. Es war eine stumpfe Metallfläche, in die der große Umriß eines menschlichen Gesichts gekratzt worden war. Sie haben versucht, das Abbild zu zeichnen, das ich in dem Bild sehen konnte.
    Und als er den Spiegel anschaute, konnte er sich erinnern, ihn zerbrochen zu haben; er hatte ihn aus der Wand gerissen, und Schlangen waren aus dem verborgenen Versteck gesprungen, hatten ihn angegriffen, ihn gebissen, wo immer die giftigen Zähne einen guten Angriffspunkt finden konnten.
    Wie gut kennen sie mich? fragte sich Ender. Gut genug, um zu wissen, wie oft ich an den Tod gedacht habe, um zu wissen, daß ich keine Angst vor ihm habe? Gut genug, um zu wissen, daß es mich nicht davon abhalten würde, diesen Spiegel von der Wand zu nehmen, selbst wenn ich den Tod fürchtete.
    Er trat vor den Spiegel, hob, zog weg. Nichts sprang aus dem Raum dahinter. Statt dessen lag dort in einer Vertiefung ein weißer Ball aus Seide mit ein paar hier und da herausstehenden, ausgefransten Fasern. Ein Ei? Nein. Die Puppe einer Krabblerkönigin, bereits befruchtet von den Larvenmännchen, bereit, aus ihrem eigenen Körper hunderttausend Krabbler schlüpfen zu lassen, darunter ein paar Königinnen und Männchen. Ender konnte sehen, wie die schneckenartigen Männchen sich an die Wände eines dunklen Tunnels klammerten und die großen Erwachsenen die minderjährige Königin zum Paarungsraum trugen; jedes Männchen begattete der Reihe nach die Larvenkönigin und starb, während es auf den Tunnelboden fiel und zusammenschrumpfte. Dann wurde die neue Königin vor die alte gelegt, ein prachtvolles, in weiche und schimmernde Flügel gekleidetes Geschöpf, das schon lange die Fähigkeit zu fliegen verloren hatte, aber immer noch die Macht der Erhabenheit verkörperte. Die alte Königin küßte sie mit dem sanften Gift in ihren Lippen in den Schlaf, wickelte sie dann in Fäden aus ihrem Bauch und befahl ihr, sie zu werden, eine neue Stadt zu werden, eine neue Welt, viele Königinnen und viele Welten zu gebären ...
    Woher weiß ich das? dachte Ender. Wie kann ich diese Dinge sehen, wie Erinnerungen in meinem eigenen Geist?
    Wie zur Antwort sah er die erste seiner Schlachten mit den Krabblerflotten. Er hatte sie vormals auf dem Simulator gesehen; jetzt sah er sie so, wie die Schwarmkönigin sie sah, durch viele verschiedene Augen. Die

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