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Pech und Schwefel (German Edition)

Pech und Schwefel (German Edition)

Titel: Pech und Schwefel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madison Clark
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Kapitel Eins
    Chaos
     
     
    Der Wind fegte über die Köpfe der unschuldigen Opfer hinweg. Es fühlte sich an, als wollte jeden Moment ein heftiges Gewitter ausbrechen. Aber das Unwetter war bereits in vollem Gange. Nicht Regen, sondern gewaltige Feuersbrünste loderten in der Stadt und hinterließen eine Spur aus Zerstörung und Asche.
    Auf den Straßen herrschte Chaos. Ein aufgestachelter Mob unkontrollierbarer Männer und Frauen fegte durch die Straßen und ließ seinem angestauten Hass freien Lauf. Mit Waffen in den Händen prügelten und stachen die wütenden Raukarii auf wehrlose Bürger ein, steckten Wohngebäude, Lagerhäuser und Geschäfte in Brand und riefen nach Freiheit. Freiheit von der Obrigkeit, die sie zwang nach den Regeln des Feuergottes zu leben und zu handeln.
    Ihr eigentliches Ziel war das Anwesen des Hohepriester Josias Anthyr. Er lebte mit seiner Ehefrau und seinen Zwillingssöhnen am Stadtrand von Mayonta auf einem prächtigen Anwesen. Josias war der jüngere Bruder des mächtigsten Mannes von Leven’rauka. Seit Jahrhunderten hatte man die beiden Männer in ihren hohen Positionen immer sehr geschätzt und geehrt, sie dienten vielen heranwachsenden Jugendlichen sogar als Vorbild. Josias, seine Ehefrau Seyldia und die neunjährigen Zwillinge Nomarac und Ronor, waren bei den Bürgern Mayontas sehr beliebt gewesen. Hinter vorgehaltener Hand hatten viele gemunkelt, die gesamte Familie Anthyr stammte vom Feuergott Zevenaar persönlich ab. Außerdem war Josias ein geschickter Politiker gewesen und führte seine Regierung nicht streng nach Vorschrift wie sein Bruder. Aber vor allem nahm er sich gerne persönlich den jungen Männern an, die eine Laufbahn als Priester anstrebten.
    Daher war der Tag des Chaos so überraschend über alle hereingebrochen, dass selbst die loyalen Stadtwachen, die Josias und seine Familie beschützten, machtlos niedergemetzelt wurden.
    Die aufgebrachte Raukariimenge hatte sich durch blutige Straßenzüge gewälzt, am Ende das Eingangstor von Josias Anthyrs Anwesen durchbrochen und danach alles und jeden getötet, der sich ihnen in den Weg gestellt hatte. Darunter seine Ehefrau, die treuen Bediensteten und den Hohepriester selbst. Danach wurde das Haus in Brand gesteckt. Lichterloh zuckten die Flammen im Licht der untergehenden Sonne empor und der Mob hatte zufrieden seinen errungenen Sieg gefeiert.
    Zwei Stunden später, unter einem Asche bewölkten Firmament hörte man ein Stöhnen, das mit einem Seufzen beantwortet wurde. Unter den Trümmern eines eingestürzten Nebengebäudes regte sich Leben.
    »Mama?«, wisperte ein Junge in die Nacht hinein und hustete.
    »Papa?«, flüsterte eine zweite Jungenstimme und stöhnte.
    Plötzlich bewegte sich das Geröll. Eine verkohlte Holzplatte klapperte und fiel zur Seite. Unter den verbrannten Ruinen des Hauses gruben sich zwei Raukariikinder ihren Weg in die grausige Schwärze der Nacht. Das Haus war schon seit Stunden nicht mehr als das zu erkennen, was es einst gewesen war.
    »Mama, wo bist du?«, jammerte der erste Junge verzweifelt.
    »Ronor! Ronor, komm zu mir«, rief der zweite Raukariijunge seinem fünf Minuten jüngeren Zwillingsbruder zu, der sich inzwischen aus den Trümmern ins Freie gekämpft hatte. Er versuchte, auf wackligen Beinen aufzustehen.
    »Nomarac?« Ronor kroch unter einer verkohlten Holzplatte hervor, unter der er begraben lag.
    Nomarac sah sich hektisch nach seinem Bruder um. Als er ihn entdeckte, half er ihm. Er schob das schwarze Holz von ihm weg und Ronor konnte endlich ins Freie klettern, danach fielen sie sich ängstlich in die Arme. Sie schluchzten und verstanden nicht, was geschehen war. Erst als sie sich ein wenig beruhigt hatten, blickten sie entsetzt über das heillose Chaos ihres Zuhauses. Das Feuer hatte nur noch die Grundmauern stehen gelassen. Der weiße Marmor der Fassade war rußgeschwärzt. Die Flammen hatten alles auf ihrem zerstörerischen Weg ohne Gnade aufgezehrt.
    Dort, wo Stunden zuvor ihr schützendes Elternhaus gestanden hatte, lagen nur noch die Reste im zertrampelten Gras. Die Fensterscheiben waren durch die Hitze zerborsten, Möbel und andere brennbare Gegenstände waren lediglich noch mit viel Phantasie als solche zu erkennen. Den angrenzenden Stall und die Pferde gab es nicht mehr, die prachtvollen Tiere waren spurlos verschwunden. Das Nebengebäude, wo Ronors und Nomaracs Mutter ihre Söhne vor dem Eindringen des Mobs in einem Lagerraum versteckt hatte, gab es auch nicht mehr,

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