Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
Vom Netzwerk:
entspannter, fast kindlicher Ausdruck. Daniel erkannte den Grund an ihrem stumpfen Blick. Tepes hatte sie unter Drogen gesetzt.
    Eine ungezügelte Wut befiel Daniel, als er sah, was man seiner Frau angetan hatte. Er presste die Zähne aufeinander, bis die Kieferknochen seine Haut spannten. Ohne es selbst zu bemerken, begann er gegen die Fesseln zu kämpfen, die seine Handgelenke umspannten.
    Sarah wurde zu Adam gebracht, der seinen Arm ausstreckte und nach ihrer Hand fasste. Sie ließ es willenlos geschehen und stellte sich neben ihn. Für einen Moment traf sich Sarahs Blick mit seinem, aber Daniel sah, dass sie ihn nicht erkannte. Ihr Mienenspiel blieb ausdruckslos.
    Plötzlich stimmten Tepes und seine Jünger einen leisen Gesang an, der sich mit zunehmender Dauer in der Lautstärke steigerte, bis die Melodie schließlich die ganze Höhle erfüllte und von den Wänden als Echo zurückgeworfen wurde. Genauso abrupt wie es begonnen hatte, endete das Lied.
    Ein älterer Mann um die Fünfzig mit hagerem Körperbau und langen Armen trat vor. Er war ebenso nackt wie Tepes und Fischer. Sein Brustkorb hob und senkte sich im schnellen Rhythmus seines Atems. In seinen Augen lag die Angst eines Tieres vor dem Schlächter, als er vor Adam niederkniete.
    Tepes ließ Sarahs Hand los und fasste den Mann an beiden Schultern. Sanft zog er ihn auf die Füße und küsste seinen Mund.
    „Bist du bereit?“, fragte Tepes. Der Mann nickte hastig mit dem Kopf. „Komm, mein Bruder.“
    Adam hob ihn mühelos hoch und trug ihn einer Mutter gleich, die ihren Sohn zu Bett bringt, zum Felsthron und legte ihn sanft ab. Seine Finger schlossen die Lider des Mannes.
    Dann ging alles sehr schnell. Tepes hob ein Messer von der Steinplatte und durchschnitt die Kehle seines Opfers in einer einzigen fließenden Bewegung. Für einen Moment bäumte sich der Körper auf, so als wolle er im letzten Augenblick fliehen, aber Tepes drückte ihn nieder, bis er erschlaffte.
    Der Gesang setzte wieder ein, aber Daniel beachtete ihn nicht, sondern beobachtete fasziniert, wie das Blut des Alten langsam in die Rinne der Steingravur floss und diese nach und nach ausfüllte, bis der Umriss des Drachens in dunklem Rot schimmerte.
    Ein ehrfürchtiges Stöhnen ging durch die Menge. Fischer kannte den Grund nicht, aber er spürte, dass etwas geschehen war. Er wandte den Blick vom Felsthron ab und sah zu Adam hinüber.
    Der Riese hatte beide Arme weit geöffnet. Seine Tätowierungen leuchteten auf seinem nackten Körper und dann geschah das Unfassbare.
    Die Formen der Tätowierungen begannen vor Daniels Augen zu zerfließen. Zunächst hielt er diesen Eindruck für eine Sinnestäuschung, aber dann erkannte er entsetzt die Wahrheit. Die blauen Muster bewegten sich langsam über Tepes’ Leib strömten aufeinander zu und begannen ein Bild zu erschaffen.
    Das Abbild eines Drachen entstand.
    Der Drache des Dracul-Ordens.
    Adams Augen waren vor Entzückung weit aufgerissen. Seinen Lippen entwich ein lustvolles Stöhnen, während er am ganzen Körper erzitterte.
    Daniel wusste, ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Im Augenblick waren alle durch Adams Verwandlung abgelenkt, selbst Lombardo starrte fasziniert auf das Geschehen, aber dieser Zustand würde nicht anhalten.
    Fischer spannte seinen Arm- und Schultermuskeln an. Alle Kraft und der ganze Hass, der sich in ihm aufgestaut hatten, flossen in diese Bewegung. Das Seil wurde gedehnt, aber es riss nicht.
    Dann drehte sich Adam zu Daniel um und blickte ihm genau in die Augen.
     
     
    Daniel erstarrte, dann versuchte er erneut, den Strick zu zerreisen.
    „Sieh mich an“, brüllte Tepes. „Sieh, wer ich geworden bin.“
    Die fließenden Bewegungen auf seiner Haut hatten aufgehört. Der Drache des Dracul-Ordens zierte nun seinen Körper. Tepes riss den Mund weit auf und Daniel sah, dass sich auch die Eckzähne seines Feindes verändert hatten. Lang und spitz ragten sie über die geöffneten Lippen.
    Adams Mund schloss sich wieder. Sein Blick nahm an Intensität zu. Seine Augen loderten.
    „Bist du bereit?“ Tepes Stimme donnerte zu ihm herüber. Daniel warf all seine Kraft in einen letzten Versuch, aber er spürte, dass es ihm nicht rechtzeitig genug gelingen würde sich zu befreien.
    Adam kam mit großen Schritten auf ihn zu.
     
     
    Lombardo hatte das Ritual wie in Trance verfolgt, aber als Tepes zu brüllen begann, erwachte er aus seiner Lethargie. Er sah Fischers verzweifelte Anstrengungen sich zu befreien, aber ebenso wie

Weitere Kostenlose Bücher