Das hätt' ich vorher wissen müssen
Frau Marquardt wissen, schließlich müßten wir die endgültige Ankunftszeit durchgeben.
So etwas sei nicht vorgesehen, behauptete der Flughafenmensch, da könne ja jeder kommen, das gehe auf gar keinen Fall…
»Wir haben jemanden von der Presse unter uns«, sagte Frau Marquardt und zeigte auf mich, »ich glaube kaum, daß Ihre Vorgesetzten erfreut wären, wenn Frau Sanders einen kleinen Artikel über unsere Irrfahrt veröffentlicht.«
Das zog! Wir durften telefonieren, und eine zweite Tasse Kaffee bekamen wir auch noch. Danach hockten wir im Warteraum. Frau Moll schälte Orangen und verteilte sie. Trudchen bot Kekse an. Die hatte sie schon seit dem Hinflug in der Tasche, »weil man ja nie wissen kann, ob man nachts mal Hunger kriegt«. Plötzlich tauchte der Herr Bürgermeister auf, unter jedem Arm eine Flasche Sekt.
»Wo haben Sie denn die aufgetrieben?« staunte ich.
»Im Duty-free-Shop kann man mit D-Mark bezahlen.«
Als wir eine Dreiviertelstunde später in die Maschine stiegen, waren die Flaschen leer und wir alle recht aufgekratzt, was uns mißbilligende Blicke der übrigen Passagiere eintrug. Bei den meisten handelte es sich um Geschäftsreisende, die in Nadelstreifen mit Aktenköfferchen auf dem Schoß Tabellen studierten oder in Sitzungsprotokollen blätterten.
Besonders unangenehm fielen wir auf, als während der Schwimmwesten-Oper der Bürgermeister die Freiübungen der Stewardessen mit der Frage unterbrach: »Über welches Meer fliegen wir eigentlich?«
Es war schon nach zehn, als wir endlich wieder deutsche Regenpfützen unter den Füßen hatten. Zum letztenmal zückte Otto seinen Knipskasten. »Rückt mal alle ein bißchen zusammen, damit ich das Flugzeug noch mit draufkriege.«
»Aber das ist doch gar nicht unseres«, sagte Trudchen.
»Spielt keine Rolle, die Dinger sehen ja alle gleich aus.« Klick machte es, und dann hatte Otto als Hintergrund einen Jumbo mit einem Ahornblatt auf den Film gebannt.
Rolf empfing mich mit leidgeprüfter Miene.
»Zurückfahren mußt du, ich habe inzwischen drei Kognak intus. Seit einer Stunde renne ich zwischen der Ankunftstafel und der Parkuhr hin und her.«
»Dann hast du dir wenigstens die Beine vertreten können. Ich mußte die ganze Zeit sitzen.«
»Nun werd bloß nicht sarkastisch! – Hat sich denn die Reise überhaupt gelohnt?«
»O ja«, sagte ich überzeugt, »jetzt weiß ich nämlich, warum der Papst immer den Boden küßt, wenn er aus dem Flugzeug gestiegen ist. Er fliegt auch mit Alitalia!«
ENDE
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