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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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betrachtete sie die beiden anderen Männer aufmerksam und gewahrte mit Schaudern das eisen-graue Gewand des einen und die Pelzmütze des anderen. Eine seltsame Schürze, die der letztere trug, schien an einigen Stellen Brandfl ecke zu haben.
    »Knien Sie nieder, Madame«, befahl der Gerichtsschreiber.
    »Ich soll niederknien? Ich, eine Valois?«
    »Der Befehl erheischt es«, antwortete der Schreiber mit einer Verneigung.
    »Was fällt Ihnen ein, mein Herr?« entrüstete sich Jeanne. »Soll ich Sie das Gesetz kennen lehren? Man kniet nur nieder, wenn man zu einer entehrenden Strafe verurteilt worden ist.«
    »Sie werden den Spruch hören, sobald Sie niedergekniet sind.«
    »Niemals!«
    »Wenn die Verurteilte sich weigert niederzuknien, wird Gewalt angewendet.«
    »Gewalt gegen eine Frau?«
    »Niemand zwingt eine Frau, Verbrechen zu begehen.«
    Und da Jeanne sich beharrlich weigerte, verlas der Gerichtsschreiber den Artikel seiner Instruktionen, worin Zwang gegen die Widerspenstige befohlen wurde, damit der Gerechtigkeit Genüge geschehe.
    Jeanne wich bis in eine Ecke des dunklen Kerkers zurück, aber die beiden Begleiter des Schreibers näherten sich ihr mit schwerer Ruhe wie zwei Kriegsmaschinen. Sie packten die vor Entsetzen Schreiende mit geübten Griffen, schleiften sie in die Mitte des Raumes und drückten sie in die Knie. Jetzt verlas der Gerichts-mann das Urteil, doch schrie Jeanne so laut, daß seine Worte un-verstanden verhallten.
    Nach beendigter Lesung faltete er seine Papiere zusammen und steckte sie ein. Jeanne schwieg betroffen.
    »Das Urteil«, fuhr der Schreiber fort, »wird unverzüglich auf dem Exekutionsplatz des Justizpalastes vollstreckt. Meister, ich überantworte Ihnen diese Frau«, wandte er sich an den Mann mit der Schürze.
    »Wer ist der Mann?« fl üsterte Jeanne in unmäßigem Schrecken.
    »Der Henker«, antwortete der Gerichtsschreiber und zog seine Manschetten zurecht.
    Kaum hatte er ausgesprochen, als die beiden Männer sich Jeannes bemächtigten und sie, trotz ihres Schreiens und Sträubens, die Stufen hinauf und durch den Gang schleppten, bis sie zu einem kleinen Hof gelangten, wo Soldaten die Menge der herbei-geströmten Zuschauer zurückdrängten. Es mochten zwei- bis dreitausend Neugierige sein.
    Auf einer etwa acht Fuß hohen Estrade war ein schwarzes Gerüst aufgerichtet worden, mit eisernen Ringen versehen. An einem Pfahl war ein Schriftblatt – offenbar auf höheren Befehl –
    so hoch angebracht, daß es unlesbar blieb.
    Als die Tür des Gerichtshauses aufgestoßen wurde, geriet die Menge in Bewegung. Von allen Seiten wurden Rufe laut. Die einen bedachten die Verurteilte, die anderen die Richter mit bö-
    sen Beschimpfungen.
    Aber Herr de Crosne hatte vorgesorgt. Um Sympathiekund-gebungen nicht für die Diebin und Fälscherin, wohl aber für die Streiterin gegen Marie-Antoinette in den Hintergrund zu ver-bannen, hatte man die vorderen Reihen sämtlich mit zuverlässi-gen Leuten besetzt. Neben Polizeiagenten mit gewaltiger Statur sah man die eifrigsten Parteigängerinnen des Kardinals Rohan, die »Nieder mit der La Motte!« schrien.
    Jeanne, der die Wut neue Kräfte verlieh, erhob ihre metalli-sche Stimme.
    »Wißt ihr überhaupt, wer ich bin?« übertönte sie die Rufe.
    »Wißt ihr, daß ich vom Blut eurer Könige stamme? Wißt ihr, daß man in mir nicht eine Schuldige trifft, sondern eine Rivalin, und nicht nur eine Rivalin, sondern eine Mitschuldige?«
    Die Menge schwieg, ihre Neugier war geweckt.
    »Jawohl«, schrie Jeanne, »eine Mitschuldige! Eine, die die Geheimnisse der …«
    Hier wurde sie von den Rufern der ersten Reihen niederge-brüllt, und der Gerichtsschreiber ermahnte Jeanne, nicht so fort-zufahren.
    Sie wandte sich um und sah den Henker, der eine Peitsche in der Hand hielt.
    Jeanne vergaß ihre Rede, ihren Haß, ihr Verlangen, die Menge aufzuputschen. Sie sah nur mehr die Schande und fürchtete den Schmerz, die ihr drohten.
    »Gnade! Gnade!« schrie sie mit zerreißendem Stimme und klammerte sich an die Knie des Exekutors.
    Der aber hob den Arm und ließ die Peitsche mild auf ihre Schultern fallen.
    Da sie spürte, daß man sie schonen wollte, schnellte sie empor wie ein wildes Tier und suchte den peitschenden Arm zu umklammern. Da aber riß der Henker ihr Kleid an der rechten Schulter auf und ergriff das rotglühende Eisen, das sein Gehilfe ihm reichte.
    »Feige Franzosen«, schrie Jeanne mit gellender Stimme, »warum verteidigt ihr mich nicht! Meine ganze

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