Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
man liebt, sich nicht mehr an einen erinnert.”
“Natürlich.” Er nickte verständnisvoll. “Aber vielleicht solltest du das Ganze auch als zweite Chance betrachten. Ich weiß, es ist schwer, aber du darfst nicht aufgeben, Patrick. Immerhin ist sie wieder hier bei dir. Und Stina mag vielleicht ihr Gedächtnis verloren haben, aber ich glaube, dass sie tief verborgen in ihrem Unterbewusstsein noch immer sehr viel für dich empfindet. Gib ihr einfach Zeit.”
“Was bleibt mir auch anderes übrig?” Patrick lachte bitter auf. “Ach, Harald, ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll. Ich will Stina wirklich nicht unter Druck setzen, aber es macht mich noch ganz verrückt, dass ich sie nicht einmal berühren darf. Andererseits fürchte ich mich vor dem Moment, in dem sie ihr Gedächtnis zurückerlangt. Verdammt, wenn sie sich daran erinnert, dass sie mich verlassen wollte, was soll ich denn dann bloß tun?”
Harald lächelte ihm aufmunternd zu. “Lass den Kopf nicht hängen, Junge. Soweit es mich betrifft, wart ihr immer das ideale Paar. Erinnerst du dich noch daran, als Stina dir zu einem Geschäftstermin nachgereist ist, weil sie es einfach nicht ertragen konnte, ein ganzes Wochenende von dir getrennt zu sein? Das ist doch noch gar nicht mal so lange her! Ich habe ehrlich gesagt nie verstanden, warum ihr in den letzten Monaten solche Probleme hattet. Aber jetzt sind die Karten völlig neu gemischt. Ich finde, du solltest versuchen, diese Chance zu nutzen.”
“Ich kann nur hoffen, dass du recht hast. Und jetzt komm, lass uns reingehen, ehe unsere Frauen das ganze Haus für sich in Beschlag nehmen.”
Als sie den Korridor betraten, hörte er Stina und Margrit im Obergeschoss miteinander sprechen. Ihm ging das Herz auf, als er Stinas Stimme vernahm. Vielleicht stimmt es ja, was Harald sagt, dachte er, von plötzlichem Optimismus erfüllt, und dies ist tatsächlich unsere zweite Chance.
Als Stina am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich zu ihrer eigenen Überraschung völlig erholt und ausgeruht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihre erste Nacht “in der Fremde” so ruhig verlaufen würde. Die Nächte im Krankenhaus waren einfach schrecklich gewesen. Immer wieder war sie schweißgebadet aus Albträumen erwacht, an die sie sich hinterher nicht erinnern konnte. Eigentlich hatte sie sich bereits damit abgefunden, dass es hier, unter einem Dach mit Patrick Douglas, noch viel schlimmer werden würde. Doch dies war nicht der Fall.
Vielleicht lag es auch daran, dass Harald und Margrit, das Haushälterehepaar, ihr sofort das Gefühl vermittelt hatten, hierher zu gehören. Natürlich gab auch Patrick sich alle Mühe, damit sie sich wohlfühlte, aber in seiner Gegenwart war sie noch immer sehr befangen.
Er löste Empfindungen in ihr aus, die sie einfach nicht verstehen konnte. Zum einen fühlte sie sich auf eine seltsame Art und Weise zu ihm hingezogen, andererseits hatte er etwas an sich, das sie irgendwie irritierte. Sie konnte sich selbst nicht erklären, woran dies lag.
Stina trat ans Fenster und öffnete die Läden. Das Zimmer lag im rückwärtigen Teil des Hauses, und so erblickte sie nun zum ersten Mal den Garten, der mit üppigen Rosensträuchern und blühenden Sommerblumen wie eine verzauberte Märchenlandschaft wirkte. Für einen Moment stand Stina einfach da und genoss die wärmenden Strahlen der Sonne auf ihrer Haut.
Nachdem sie heiß geduscht und sich angekleidet hatte, ging sie hinunter ins Erdgeschoss. Als sie die freundliche, von Sonnenlicht durchflutete Küche betrat, schlug ihr der köstliche Duft von frisch gebackenen Pfannkuchen entgegen, der ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Margrit begrüßte sie gutgelaunt. “Hej, Stina, hast du gut geschlafen?”
“Ja, vielen Dank, überraschend gut sogar”, erwiderte Stina lächelnd. “Kann ich mich irgendwie nützlich machen?”
Margrit schüttelte den Kopf. “Nicht nötig. Wir frühstücken bei schönem Wetter übrigens immer draußen. Wenn du möchtest, kannst du es dir ja schon einmal auf der Veranda bequem machen. Patrick wartet bereits.”
Mit einem Schlag war Stinas gute Laune wie weggeblasen. Die Aussicht, Zeit allein in Patricks Gesellschaft zu verbringen, behagte ihr nicht besonders. Worüber sollte sie sich mit ihm unterhalten? Irgendwie hatte sie immer das Gefühl, dass er etwas von ihr erwartete. Nicht, dass sie ihm daraus einen Vorwurf machen konnte. Natürlich wünschte er sich seine Frau zurück; bloß
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