Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
Augen funkelten siegessicher, als sie fortfuhr: “Na ja. Du hast doch sicherlich nicht vergessen, dass du eine wohlhabende Frau bist, oder? Deine Eltern haben dir schließlich ein hübsches Sümmchen hinterlassen. Man könnte dich auch als wirklich gute Partie bezeichnen …”
Stina wurde blass. Nichts schien mehr einen Sinn zu ergeben. Stimmte es, was Demi sagte? Spielte Patrick nur ein Spielchen mit ihr? Hatte er sie gar ihres Vermögens wegen geheiratet? Ihr Herz sagte Nein, doch warum sollte Demi sie anlügen? Verzweifelt schloss sie die Augen. “Ich weiß einfach nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Bitte, ich möchte jetzt gehen.”
Demi nickte verständnisvoll, dann rief sie den Kellner und zahlte die Rechnung.
Stina wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich alleine zu sein und in Ruhe nachdenken zu können. In dem Moment, in dem Demi den Sportwagen zum Stehen brachte, sprang sie aus dem Wagen. Sie wartete nicht auf Patricks Cousine, sondern lief ins Haus und geradewegs in ihr Zimmer.
Dort angekommen riss sie ihren Koffer vom Schrank und begann damit, wahllos ihre Sachen hineinzuwerfen. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gehen sollte, aber eines wusste sie ganz genau: Sie musste von hier weg, und zwar so schnell wie irgend möglich. Wenn sie sich erst einmal beruhigt hatte, könnte sie immer noch überlegen, welche Alternativen ihr blieben.
Es klopfte an der Tür, und ehe Stina auch nur ein Wort sagen konnte, stand Margrit im Raum. Das Lächeln der älteren Schwedin verblasste, als sie das Chaos erblickte. Mit einem Blick erfasste sie Stinas Vorhaben.
“Du packst?”
Stina holte tief Luft – dann nickte sie. “Ja, ich reise ab. Ich kann einfach nicht länger bleiben.”
“Was ist denn passiert?” Margrit schüttelte den Kopf. “Fühlst du dich nicht mehr wohl bei uns?”
“Doch, natürlich.” Stina rang sich ein trauriges Lächeln ab. “Es ist wunderschön hier, und ich habe mich wirklich die ganze Zeit über sehr wohlgefühlt, aber …”
“Bitte, Stina, überstürze nichts! Sprich mit Patrick, ehe du eine unüberlegte Entscheidung triffst. Du kannst doch nicht einfach so davonlaufen. Er liebt dich, Kindchen, weißt du das denn nicht?”
Sofort schossen Stina wieder die Tränen in die Augen. “Liebe?”, schluchzte sie. “Woher soll ich das denn wissen? Ich weiß überhaupt nichts mehr!” Sie warf weitere Sachen in ihren Koffer. “Es tut mir leid, Margrit, aber ich kann einfach nicht länger bleiben. Ich danke dir für deine liebevolle Fürsorge, du warst immer sehr freundlich zu mir.”
“Aber wo willst du denn hin?”
Hastig wandte Stina sich von der Haushälterin ab. Sie wollte auf keinen Fall, dass sie ihre Tränen sah. “Ich …”, stieß sie mit erstickter Stimme aus. “Ich weiß es nicht, aber mir wird schon etwas einfallen. Zu Anfang könnte ich bestimmt in einer Pension unterkommen, danach muss man dann weitersehen …”
“Wovor läufst du denn davon, Stina?”
“Ich laufe vor gar nichts davon”, protestierte sie schwach.
“Du hast dich in Patrick verliebt, nicht wahr? Du hast dich in ihn verliebt, und jetzt bekommst du es mit der Angst zu tun.”
Für einen Moment brachte Stina kein Wort hervor, dann ließ sie sich schluchzend auf ihr Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Margrit setzte sich neben sie und legte ihr tröstend eine Hand auf die bebende Schulter. “Bitte, überleg es dir noch mal. Natürlich habe ich nicht das Recht, dir irgendwie reinzureden, aber ich bin überzeugt, dass die meisten Probleme sich lösen lassen, wenn man es nur wirklich will.”
Demi saß auf einer Bank im hinteren Bereich des Gartens, der vom Haus aus nicht einsehbar war, auf den Knien einen Schreibblock. Angestrengt grübelnd kaute sie auf der Rückseite ihres Füllfederhalters herum, während sie las, was sie bislang zu Papier gebracht hatte. Sie runzelte die Stirn. Nicht gerade pulitzerpreisverdächtig …
Mein liebster Patrick, ich vermisse dich so sehr, dass mein Herz …
Als ihr Handy klingelte und Jennifers Nummer auf dem Display erschien, seufzte sie genervt, ging aber trotzdem dran. Immerhin war Jenny so ziemlich ihre einzige wahre Freundin auf der Welt – wahrscheinlich weil sie einander charakterlich so ähnlich waren, wie sie sich äußerlich unterschieden.
“Du machst dich ganz schön rar, Süße!”, beklagte sich Jennifer dann auch sofort. “Wieso höre ich eigentlich gar nichts mehr von dir? Hast du deinen Herzallerliebsten etwa schon
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