Das Haus des Windes
gegessen, sagte Grandma Thunder.
Eins a, sagte Angus.
Wir müssen jetzt los, Kookum, sagte Zack.
Apijigo miigwech, sagte Cappy. Minopogoziwag ingiw zaasakok waanag. Er wusste, dass er nur Indianersprache sprechen musste, um die beiden Alten um den Finger zu wickeln, egal wie viele Fehler er machte.
Jetzt hör dir den kleinen Anishinaabe an! Sie waren wirklich beglückt.
Dann raus mit euch! Grandma Thunder wedelte in Richtung Tür, zufrieden, dass wir gekommen waren.
Der hier, sagte Mrs. Bijiu plötzlich mit einem Kopfrucken in meine Richtung, der ist viel zu knochig.
Wir erstarrten.
Knochig! Grandma Thunders Stimme überschlug sich. Sie setzte sich kerzengerade auf. Ich werd dir sagen, wer hier seine alten Knochen nicht stillhalten kann!
O Herr Jesus, rief Mrs. Bijiu. Ich weiß, wen du meinst. Napoleon. Dieser Akiwenzii kratzt nachts an allen Türen, und ich mache ihm ganz bestimmt nicht auf! Aber er ist gut in Schuss. Hat nie gesoffen. Immer hart gearbeitet. Jetzt hat er jede Nacht eine andere!
Hört ja gut zu, Jungs, sagte Grandma Ignatia. Da könnt ihr was lernen. Wollt ihr eure kleinen Flöten ein Leben lang in Schuss halten? Immer einsatzbereit? Dann bleibt trocken wie der alte Napoleon. Mit Spiritus ist schneller Schluss, und das wolltihr nicht. Brot und Saft geben euch Kraft! Er ist siebenundachtzig, und er kriegt ihn nicht nur jedes Mal hoch, sondern hält fünf Stunden lang durch.
Wir wollten uns rausschleichen, aber dieses letzte Detail hielt uns zurück. Vielleicht dachten wir alle an unsere Drei-Minuten-Einlage am Straßenrand.
Fünf Stunden?, fragte Angus.
Weil er nie rumgestreunt ist und seinen Saft vergeudet hat, rief Mrs. Bijiu. Er war treu wie Gold!
Dachte seine Frau jedenfalls, sagte Ignatia und holte ihr Taschentuch aus dem Ärmel.
Die beiden lachten, bis sie fast erstickten, und wir schafften es fast bis auf den Flur.
Und dann hat er noch seine Geheimformel.
Wir drehten uns um.
Guck mal, wie sie die Hälse verdrehen, lachten die beiden Alten. Sollen wir ihnen Napoleons Formel verraten?
Wenn das mit dem Brot und Saft nicht reicht, nimmt er Chili und reibt ihn auf seinen … da unten. Mrs. Bijiu machte eine gewisse Handbewegung, die uns augenblicklich durch die Tür scheuchte. Das Gegacker der Frauen verfolgte uns den Flur entlang. Ich musste daran denken, was das Chilipulver bei Randall und seinen Freunden angerichtet hatte. Bei ihnen hatte Napoleons Zauberformel jedenfalls offensichtlich nicht gewirkt.
Ich würde erst mal einen Arzt konsultieren, bevor ich das ausprobiere, murmelte ich vor mich hin. Aber Angus hatte es gehört, und einen Arzt konsultieren wurde einer dieser pseudoschlauen Sprüche, mit denen sie mich aufzogen. Joe muss erst mal einen Arzt konsultieren. Joe, hast du schon den Doc gefragt, ob du das tun sollst? Ich wusste gleich, dass es ewig so weitergehen würde, genau wie mit Oops. Kurz vor dem Ausgang hielt ich noch einmal an. Ich zog Cappys Schuhe aus.
Danke, sagte ich.
Wir tauschten zurück. Aber wäre es zu irgendwas gut gewesen,dann wäre Cappy in meinen engen alten Schuhen weitergelaufen, das glaube ich bis heute.
Endloses sommerliches Tageslicht und Stille in den kahlen Gärten – alle hatten sich schon in die Küchen oder Betten zurückgezogen, als ich mein Fahrrad nach Hause schob. Pearl erwartete mich an der Hausecke. Sie starrte mir hoch aufgerichtet entgegen und gab keinen Laut von sich. Du wusstest, dass ich es bin, sagte ich. Gut gemacht. Sie kam auf mich zu und wedelte nur vier Mal mit dem Schwanz. Es war ein schöner, buschiger, cremeweißer Schweif, der gar nicht zu ihrem kurzhaarigen Körper passte – nur zu den langen, pelzigen Wolfsohren. Pearl beschnupperte meine Hand. Ich kraulte sie hinter den Ohren, bis sie mich abschüttelte. Sie hatte Hunger. Ich hatte eins von Grandma Thunders Sandwiches mitgenommen und gab es ihr. Von drinnen waren Stimmen zu hören. Ich stellte mein Fahrrad weg und ging ins Haus. Onkel Edward war noch da und unterhielt sich im Arbeitszimmer mit meinem Vater. Die Küche sah chaotisch aus, also hatten sie sich wohl etwas zu essen gemacht. Ich schlich weiter und blieb vor dem Arbeitszimmer stehen. Sie sprachen gerade so laut, dass ich sie vom Sofa aus verstehen konnte. Also konnte ich lauschen und so tun, als schliefe ich, wenn sie rauskamen. An dem Klirren von Eiswürfeln und Gläsern hörte ich gleich, dass sie tranken. Den Seagrams V. O. wahrscheinlich, der auf dem obersten Küchenbord hinter den Tellern
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