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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Speisesaal traf Richard einige alte Herren an, die vermutlich das Jahr über hier in Pension lebten, und ein junges Paar, vielleicht in den Flitterwochen, das Händchen haltend und kichernd an seinem Ecktisch saß. Als die Bedienung ihm das Essen brachte, ergriff Richard die Gelegenheit, um sie nach der Frau am Hafen zu fragen.
    Sie sah ihn verständnislos an. »Eine junge Frau«, erklärte er, »Anfang zwanzig, vermute ich. Schwarze Haare. Sie hatte eine rote Jacke an.«
    Sie stellte ihm seinen Teller mit der Scholle in Buttersoße hin. »Ach, Sie meinen wahrscheinlich Miss Zeale, Sir.«
    Â»Miss Zeale?«
    Â»Genau. Isabel Zeale. Eigentlich ist das ein Bridporter Name, aber sie stammt nicht von hier. Kann sein, dass sie aus Bristol kommt, ich weiß nicht.«
    Â»Aber sie lebt hier?«
    Die Bedienung nickte vage in landwärtiger Richtung. »Oben im Orchard House. Sie war Mr. Hawkins’ Haushälterin. Er ist vor drei Wochen gestorben, der arme alte Herr.«
    Am folgenden Morgen ließ Richard sich den Weg zum Orchard House erklären, ehe er den steilen Hang hinter dem Ort hinaufstieg. Wälder, in denen sich immer wieder tiefe Felsschluchten auftaten, begleiteten ihn zu beiden Seiten. Nach einiger Zeit zweigte eine schmale, von Hecken und hohen Buchen geschützte Straße voller Pfützen von der Hauptstraße ab. Die Luft roch nach feuchter Erde und moderndem Laub.
    Das Haus war leicht zu finden, sein Name schmückte in verschnörkelten schmiedeeisernen Lettern die Gartenpforte. Der weiß getünchte Bau stand, von der Straße zurückgesetzt, in einem Garten, dem der Sturm sichtlich zugesetzt hatte. Über die ganze Front des Hauses zog sich eine von Kletterpflanzen überwachsene Glasveranda. Die Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen, Tor und Tür verschlossen, das ganze Anwesen, dachte Richard, wirkte unbewohnt.
    Er wollte gerade wieder gehen und weiter den Hang hinaufsteigen, als die Haustür geöffnet wurde und Isabel Zeale heraustrat. Sie hatte wieder die rote Jacke an, diesmal zu einem dunklen Rock.
    Richard öffnete das Tor. »Miss Zeale!«
    Stirnrunzelnd ging sie ihm entgegen. »Ja?«
    Â»Darf ich Sie vielleicht um ein Glas Wasser bitten?«
    Sie schwieg einen Moment, als erwöge sie, ihn abzuweisen, dann sagte sie: »Warten Sie hier«, und ging zurück ins Haus. Ein paar Minuten später kam sie mit einem Glas in der Hand wieder.
    Â»Vielen Dank.«
    Â»Woher wissen Sie meinen Namen?«
    Â»Die Bedienung in meinem Hotel hat ihn mir gesagt. Ach, ich bin übrigens Richard Finborough.«
    Sie hatte die Arme verschränkt und sich zur Seite gedreht. Seine dargebotene Hand schien sie nicht zu bemerken. Während er das Wasser trank, betrachtete er ihr Profil, die gerade, klassisch geformte Nase, den Schwung der leicht aufgeworfenen Lippen. Der Kontrast zwischen dem schwarzen Haar und der beinahe durchscheinenden Blässe ihres Gesichts war aufregend.
    Um die Spannung zu lösen, die er in dem Schweigen zwischen ihnen zu spüren meinte, fragte er: »Leben Sie schon lange hier?«
    Â»Seit zweieinhalb Jahren.«
    Â»Es ist eine sehr abgelegene Gegend.«
    Â»Ja. Gerade das gefällt mir.« Sie wandte sich ihm zu. Der Blick ihrer hellen grünblauen Augen war feindselig. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich muss zurück an die Arbeit.«
    Â»Aber ja, natürlich.« Er reichte ihr das Glas. »Danke für das Wasser, Miss Zeale.«

    Sie faszinierte ihn. Diese Augen, diese ungewöhnliche, fremdartige Schönheit – hier draußen, auf dem Land, so unerwartet wie die Entdeckung einer exotischen Blume auf einer Bergwiese.
    Keine der verwöhnten Londoner Frauen seiner Bekanntschaft konnte es an apartem Reiz mit ihr aufnehmen. Und ihre abweisende Kälte sah er nur als Herausforderung an. Er war ein gut aussehender, wohlhabender und selbstbewusster Mann und Zurückweisung nicht gewöhnt, schon gar nicht von einer Hausangestellten.
    Am Nachmittag erhielt er Nachricht, dass sein Wagen fertig war. Während er in der Wohnstube des Schmiedshauses wartete, geriet er mit der Frau des Schmieds ins Gespräch, das sich, wie von ihm beabsichtigt, bald Isabel Zeale zuwandte.
    Â»Sie stammt nicht aus Lynton, nicht wahr?«, bemerkte er.
    Die Frau des Schmieds lachte verächtlich. »Die nicht.«
    Â»Und woher kommt sie?«
    Â»Keine Ahnung,

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