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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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erfüllt.
    Um es mit den Worten von Charles Dickens auszudrücken: »Es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmste aller Zeiten.«
    Ich war im Fahrschulwagen mit dem Fahrlehrer und drei weiteren Schülern unterwegs, als das Erdbeben ausbrach. Mr. Wellen übernahm das Steuer und führte uns über einen Umweg nach Downtown, wo wir mit dem Wagen liegenblieben. Der Weg nach Hause war ziemlich abenteuerlich.
    Als ich schließlich zu Hause ankam, musste ich feststellen, dass das Erdbeben unser Haus völlig zerstört hatte. Meine Mutter, die sich zum Zeitpunkt des Einsturzes im Haus befunden hatte, überlebte, weil sie in unsere Badewanne sprang. Die Wanne rettete ihr das Leben.
    Mein Vater war auf der Arbeit im Valley, als das Beben ausbrach. Wie ich musste er auf dem Weg nach Hause einige
Abenteuer durchstehen. Er traf etwa eine Stunde nach mir dort ein und hatte zwei Leute bei sich, die ich nicht kannte. Dabei handelte sich um eine Frau, die Mary hieß, und eine Dreizehnjährige namens Em, die Kurzform von Emerald. Dad war blind, als er zu Hause ankam, er hatte sich verletzt und Farbe in die Augen bekommen. Gut, dass er Mary und Em bei sich hatte, weil sie es waren, die ihn nach Hause führten. Glücklicherweise hat Dad mittlerweile wieder seine volle Sehkraft zurückerlangt.
    Weil unser Haus zerstört war, zogen wir in das Haus unserer Nachbarn Judy und Herb. Wir alle blieben dort eine Woche zusammen - und was für eine Woche das war. Judy und Herb waren wirklich nette Leute. Mary entpuppte sich als ziemliche Nervensäge, aber Em und ich wurden sehr gute Freundinnen. Wir haben uns seitdem ziemlich oft getroffen, und wir amüsieren uns jedes Mal prächtig. Ems Mutter ist eine echte Type, sehr lustig.
    Jedenfalls haben meine Eltern und ich uns ein Apartment gesucht, in dem wir wohnen, während unser Haus wieder aufgebaut wird - was etwa ein Jahr dauern soll.
    Das Schlimmste am Erdbeben ist, dass so viele Menschen verletzt und getötet wurden. Manche wurden unter ihren Häusern begraben. Aber eine Menge Leute haben sich auch gegenseitig abgeschlachtet, am ersten Tag bevor die Nationalgarde auftauchte. Menschen können so furchtbar sein, wenn sie glauben, damit durchzukommen.
    Das Beste am Erdbeben ist, dass ich eine Menge über solche Dinge wie Mut, Loyalität und Liebe gelernt habe.
    Ich hoffe nur, dass ich außerhalb der Stadt in den Ferien bin, wenn das nächste Beben Los Angeles heimsucht.
     
    ENDE

     
    »Herrjeh, du hast aber einiges ausgelassen.«
    »Ja? Was denn zum Beispiel?«
    »Mich zum Beispiel.«
    »Ach, du willst, dass ich ihnen erzähle, was wir auf der Ladefläche des Pick-ups getrieben haben? Das wäre ja was. Ich glaube, Mr. Kling hätte seinen Spaß daran.«
    »Du könntest darüber schreiben, wie wir die Frau vor den Bikern gerettet haben und wie sie mich ins Krankenhaus gefahren und mein Leben gerettet hat.«
    »Darüber möchte ich nicht schreiben. Ich meine, klar ist es toll, dass sie dich gerettet hat, aber … sie hätte mir ja wenigstens eine Nachricht hinterlassen können.«
    »Sie dachte, du wärst tot.«
    »Ich weiß, ich weiß. Hat die Lady wohl sehr gut beobachtet. Aber ich habe Wochen damit verbracht, mir die fürchterlichen Dinge auszumalen, die dir zugestoßen sein könnten. Ich habe schon gedacht, einer dieser Straßenpenner hätte vielleicht deine Bauchspeicheldrüse zum Mittagessen verdrückt.«
    »Kann man Bauchspeicheldrüse überhaupt essen?«
    »Wenn man genug Hunger hat, auf jeden Fall. Warum nicht?«
    »Na ja, aber willst du wirklich alles aus deinem Aufsatz rauslassen?«
    »Ich habe ja nicht alles rausgelassen.«
    »Aber fast alles. Die ganzen schlimmen Dinge.«
    »Wenn ich das alles in meinen Aufsatz packte, wäre er Hunderte von Seiten lang, und ich würde nie damit fertig werden. Außerdem werde ich wohl kaum meinem Lehrer davon erzählen, dass dieser Irre mich vergewaltigen wollte. Ich möchte niemanden belasten. Immerhin haben wir einen Haufen Leute getötet.«

    »Aber das war Selbstverteidigung.«
    »Ja, schon, aber man schildert doch so was nicht in einem Schulaufsatz.«
    »Hat deine Mutter diesen Typen wirklich totgeschlagen ?«
    »Mit ihren Fäusten.«
    »Gott, ist schwer vorstellbar, dass sie so was tut. Ich meine, sie ist so …«
    »Hübsch?«
    »Ja, na ja, aber auch nett . Ich meine, sie ist einer der nettesten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe.«
    »Du darfst sie nur nicht wütend machen.«
    »Gebongt.«
    »Mein Vater kann sogar noch schlimmer

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