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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Jules Verne
    Clovis Dardentor
    Mit 47 Illustrationen von Léon Benett

    Titel der Originalausgabe:
    Clovis Dardentor (Paris 1896)
    Nach zeitgenössischen Übersetzungen
    überarbeitet von Günter Jürgensmeier

    1. KAPITEL
    In dem die Hauptperson dieser Geschichte
    dem Leser nicht vorgestellt wird
    Als beide den Bahnhof von Cette – nach Ankunft mit ei-
    nem Zug Paris–Mittelmeer – verließen, wandte sich Marcel
    — 4 —
    Lornans an Jean Taconnat mit den Worten:
    »Was beginnen wir nun hier bis zur Abfahrt des Damp-
    fers?«
    »Nichts«, antwortete Jean Taconnat.
    »Wenn man sich aber auf den ›Reiseführer‹ verlassen
    kann, ist Cette eine merkwürdige Stadt, zwar nicht von ho-
    hem Alter, denn sie wurde erst nach Erbauung ihres Hafens,
    des Auslaufs vom Kanal von Languedoc, den man Ludwig
    XIV. verdankt, gegründet . . .«
    »Und das war vielleicht das Allerklügste, was Ludwig
    XIV. während seiner ganzen Regierungszeit getan hat!« fiel
    Jean Taconnat ein. »Der große König hat jedenfalls geahnt,
    daß wir uns hier am 27. April 1885 einschiffen würden.«
    »Sei doch einmal ernsthaft, Jean, und vergiß nicht, daß
    Südfrankreich uns hören kann! Mir erscheint es am gera-
    tensten, Cette zu besuchen, da wir einmal in Cette sind,
    seine Kanäle, seine Bucht mit den 12 Kilometer messenden
    Hafendämmen, seine vom klaren Wasser eines Aquädukts
    berieselte Promenade zu besichtigen . . .«
    »Bist du nun fertig, Marcel, mir nach Joanne zu rezitie-
    ren?«
    »Eine Stadt«, fuhr Marcel Lornans unbeirrt fort, »aus der
    ein Venedig hätte werden können . . .«
    »Und die sich damit begnügte, ein kleines Marseille zu
    bleiben!« bemerkte Jean Taconnat.
    »Wie du sagst, mein lieber Jean, die Nebenbuhlerin der
    stolzen provenzalischen Stadt und nach dieser der erste

    — 5 —
    — 6 —
    Freihafen am Mittelmeer, der Wein, Salz, Branntwein, Öle,
    chemische Erzeugnisse ausführt . . .«
    »Und der«, versetzte Jean Taconnat, den Kopf abwen-
    dend, »Schwätzer von deinem Schlag dafür einführt.«
    »Doch auch Häute, La-Plata-Wolle, Mehl, Südfrüchte,
    Stockfische, Böttcherholz, Metalle . . .«
    »Genug . . . genug!« rief der junge Mann, den es drängte,
    sich dem Schwall von Belehrungen, der über seines Freun-
    des Lippen strömte, zu entziehen.
    »273.000 Tonnen im Eingang und 235.000 im Ausgang«,
    fuhr der herzlose Marcel Lornans fort, »ganz zu schweigen
    von den Anstalten zum Einmachen von Anchovis und Sar-
    dinen, von den Salzwerken, die jährlich 12- bis 14.000 Ton-
    nen liefern, von der so bedeutenden Küferei mit 2000 Ar-
    beitern, die 200.000 Fässer herstellen . . .«
    »Worin ich dich 200.000 Mal eingeschlossen wünschte,
    mein redseliger Freund! Doch die Hand aufs Herz, Marcel,
    was kann die hochentwickelte Gewerbs- und Handelstätig-
    keit zwei tüchtige junge Leute interessieren, die sich mit der
    Absicht, beim 7. Regiment der Afrikanischen Jäger einzu-
    treten, nach Oran begeben wollen?«
    »Auf der Reise ist alles interessant, selbst das Uninteres-
    sante«, versicherte Marcel Lornans.
    »Gibt’s denn in Cette genug Baumwolle, um sich damit
    die Ohren zustopfen zu können?«
    »Unterwegs werden wir danach fragen.«
    »Die ›Argèlès‹ fährt in 2 Stunden ab, und meiner An-
    — 7 —
    sicht nach ist es das beste, sofort an Bord des Dampfers zu
    gehen!« bemerkte Jean Taconnat.
    Vielleicht hatte er damit nicht unrecht. Was wäre – und
    vor allem mit welchem Nutzen – in 2 Stunden von der sich
    täglich vergrößernden Stadt zu sehen gewesen? Die jun-
    gen Leute hätten sich nach dem Strandsee Thau neben die
    Mündung des Kanals begeben müssen, von der aus jener
    anfängt, oder sie mußten den zwischen Strandsee und Meer
    vereinzelt aufragenden Kalksteinberg besteigen, den »Pfei-
    ler von Saint-Clair«, dessen Seiten sich die Stadt amphi-
    theatralisch anschmiegt und der in nächster Zukunft mit
    Fichtenanpflanzungen geschmückt sein wird. Gewiß loh-
    nen sich für den Touristen einige Tage Aufenthalt an dem
    Hauptseehandelsplatz des südwestlichen Frankreich, der
    mit dem Meer durch den Canal du Midi, mit dem Lan-
    desinnern durch den Kanal von Beaucaire in Verbindung
    steht und den zwei Bahnlinien, die eine über Bordeaux, die
    andere mitten durchs Land, mit dem Herzen Frankreichs
    verknüpfen.
    Marcel Lornans bestand jedoch nicht länger auf seinen
    Vorschlägen und folgte gelehrig Jean Taconnat, der dem
    Dienstmann mit dem Gepäckkarren vorausschritt.
    Das alte Bassin wurde

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