Das Kommando
schlossen sich surrend, als der Fahrer anfuhr. Prinz Omar drückte den Schalter einer am Dachhimmel angebrachten Leseleuchte, wobei ein schmaler Lichtstrahl auf ihn fiel. Er sah sich unruhig um. Etwas Sonderbares schien da im Gange zu sein. Er hatte ungewöhnliche Geräusche gehört und einige schwache Funken gesehen, doch der sonst so aufmerksame Zhong saß reglos da und schien in keiner Weise beunruhigt.
Irgendwo im vorderen Teil des durch eine Trennscheibe vom Fahrer abgeschlossenen Fahrgastabteils regte sich etwas, und Prinz Omar merkte, dass sich noch jemand dort aufhielt. Noch hatte er die Gefahr, in der er schwebte, nicht erkannt, als er fragte: »Wer ist da?«
Rapp, der vollständig schwarz gekleidet und im düsteren Inneren des Wagens mit den dunkel getönten Scheiben nicht zu sehen war, beugte sich vor und sagte auf Arabisch: »Ein Freund Ihres Bruders.« Er hatte diese Worte mit Bedacht gewählt.
Der Prinz riss die Augen weit auf und griff mit der rechten Hand nach seinem Leibwächter. Dabei fiel ihm auf, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, denn kaum hatte er ihn berührt, als dieser seitwärts gegen die Tür sank. Mit einer Stimme voller Panik fragte der Prinz:
»Wer sind Sie?«
»Ihr Henker«, sagte Rapp wieder auf Arabisch.
In der Annahme, es mit einem Landsmann zu tun zu haben, sagte der Prinz anmaßend: »Du kannst mir nichts tun. Ich bin ein Angehöriger des Königshauses.«
Rapp lächelte und sagte auf Englisch: »Und ich bin Amerikaner. Um Ihrem Bruder einen Gefallen zu tun, werde ich Sie töten.«
Prinz Omar riss die Augen vor Entsetzen noch weiter auf, unter anderem, weil ihn das plötzliche Englisch überraschte. »Warum?«, krächzte er ungläubig. »Ich habe ihn immer mit der nötigen Ehrfurcht behandelt.«
»Das ist eine Lüge. Außerdem haben Sie Ihrer Familie Schande gemacht.« Wieder wählte Rapp seine Worte sehr sorgfältig, denn jede Sekunde dieser Unterhaltung wurde aufgezeichnet.
»Ich habe nichts dergleichen getan«, stammelte der Prinz. Es klang nicht überzeugend.
Rapp sah ihn an und sagte in einem Ton, der nicht den geringsten Zweifel daran ließ, dass er ihm kein Wort glaubte: »Sie haben Ihren eigenen Vetter Abdul Bin Asis töten lassen.«
»Das ist nicht wahr.«
»Vermutlich haben Sie Ihren Bruder auch nie als Dummkopf und Waschlappen bezeichnet?«
Diese Worte kamen Prinz Omar bekannt vor, und sein Ausdruck änderte sich unmerklich. »Ich liebe meinen Bruder. Ich teile nicht alle seine Ansichten, aber ich liebe ihn.«
»Lieben Sie ihn genug, um zuzugeben, dass Sie Ihren eigenen Vetter haben ermorden lassen?«
»Das habe ich nicht getan!«
Auf eine kleine Bewegung von Rapps linkem Zeigefinger fuhr dem Prinzen eine 9-mm-Kugel ins Knie. Ein Schmerzensschrei entfuhr ihm, und sein Oberkörper sackte nach vorn. In seinem ganzen Leben hatte dieser verwöhnte Mann nie etwas so Quälendes erlebt.
Mit beherrschter Stimme wiederholte Rapp seine Frage. »Warum haben Sie Ihren Vetter töten lassen?«
»Weil ich ihn gehasst habe«, stieß Omar hervor.
»Weil er und mein Bruder mein Land in die falsche Richtung geführt haben und eigentlich ich der Kronprinz sein müsste!«
Rapp schwieg. Der Prinz hatte alles gesagt, was nötig war. Sosehr er ihn verabscheute, er hatte keine Freude an dem, was er da tat. Es bereitete ihm nicht die geringste Genugtuung, den Mann leiden zu sehen. Zwar zweifelte er nicht daran, dass der Prinz den Tod mehrfach verdient hatte, doch er tat seine Arbeit, nicht mehr und nicht weniger. Er zögerte eine Sekunde, dann hob er die Pistole und schoss ihm eine Kugel in die Stirn.
Epilog
Der Kronprinz und sein Gefolge hatten die drei obersten Stockwerke des Hotels Plaza Athenee in Paris belegt, während Präsident Hayes für sich und seine Begleitung lediglich die beiden obersten Stockwerke des Bristol beanspruchte. Allerdings hatte er auch nur eine einzige Ehefrau. Die Delegationen der Israelis und Palästinenser waren auf verschiedene Hotels der Stadt verteilt. Der Friedensgipfel hatte unter den Pariser Hoteliers für viel Unruhe gesorgt. Der Frühling nahte, und wie immer wurden die Zimmer knapp. Da nur zwei Wochen für die Vorbereitungen zur Verfügung standen, gab es viele Entschuldigungen, und manche Pläne mussten geändert werden. Ganz Paris war stolz, Gastgeber einer Konferenz zu sein, von der man sich erhoffte, dass sie endlich dem Nahen Osten Frieden bringen würde – vor allem angesichts der Peinlichkeit, dass sich der UN- Botschafter
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