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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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Ratschluss die Geliebte entrissen hatte und mich nun ohne jeden Trost meinem Schmerz überließ. Eines nach dem anderen verfluchte ich die Zeichen auf dem Altar: die Sterne, die Planeten, die Monde, welche den Zeitenlauf messen und vollenden. Belthoris, meine Braut, war Ende des vorigen Herbstes gestorben. Daher belegte ich die Sterne und Planeten, die jene Jahreszeit beherrschen, sogar mit zwiefachem Fluch.
    Da gewahrte ich, dass neben meinem eigenen noch ein weiterer Schatten auf den Altar fiel. Dies sagte mir, dass der finstere Gelehrte und Hexenmeister Atmox meiner Aufforderung, sich bei mir einzufinden, Folge geleistet hatte. Angsterfüllt, doch auch mit einem Anflug von Hoffnung, drehte ich mich zu ihm um. Gleich auf den ersten Blick erfasste ich, dass er ein schweres, unheilvoll anmutendes Buch unter dem Arm trug, dessen Einbanddeckel aus schwarzem Stahl und dessen Schließen aus Diamant bestanden. Erst als ich mich hiervon überzeugt hatte, hob ich den Blick und sah in des Hexers Gesicht, das kaum weniger düster und furchteinflößend wirkte als der Foliant, den er trug.
    »Seid gegrüßt, Calaspa«, sagte er schroff. »Gegen meinen Willen und wider mein besseres Urteil bin ich zu Euch gekommen. Was Ihr zu erfahren begehrt, findet sich in diesem Buch. Einst habt Ihr mich vor dem Zorn der Priester des Zeitgottes und vor dem Ketzergericht bewahrt. Daher kann ich Euch heute den Blick in eines meiner Bücher schwerlich verweigern. Doch wisset wohl: Sogar ich, der ich bereits Namen angerufen habe, die auszusprechen allein schon entsetzlich ist, und der ich manch verbotene Erscheinung heraufbeschwor – sogar ich würde es niemals wagen, meine Hand zu dem Beschwörungswerk zu leihen, das Ihr im Sinn habt. Wohl würde ich Euch bereitwillig helfen, wenn Ihr nur Zwiesprache mit Belthoris’ Schatten halten wolltet oder es Euch verlangte, ihren noch frischen Leib zu beleben und aus dem Grab heraufzurufen. Doch was Ihr begehrt, geht weit darüber hinaus. So müsst Ihr ganz allein die vorgeschriebenen Rituale vollziehen. Ihr ganz allein müsst die erforderlichen Worte sprechen … denn die Folgen dieser Tat werden weitaus grauenvoller ausfallen, als Ihr glaubt.«
    »Was scheren mich die Folgen«, versetzte ich voller Begier, »sofern es nur möglich ist, mir die verflossenen Stunden wiederzuschenken, die ich einst mit Belthoris geteilt! Glaubt Ihr denn, ich könnte mich mit ihrem körperlosen Schatten bescheiden, der zurückkehrt aus dem Totenreich? Oder, dass ich Freude an der schönen Hülle fände, die der nekromantisch eingeblasene Odem aus ihrer Ruhe gestört und gezwungen hat, dem Grab zu entsteigen und geist- und seelenlos umzugehn? Nein! Die, welche ich zu mir rufe, ist jene Belthoris, auf die der Schatten des Todes überhaupt niemals fiel!«
    Es schien, als ob Atmox, der Meister schwärzester Künste, der Diener dunkelster Mächte, während meiner leidenschaftlichen Erklärung zurückschrak und erbleichte.
    »Bedenket wohl«, sprach er mit mahnendem Ernst, »dass Eure Tat die heilige Kontinuität der Zeit unterbrechen wird und eine Blasphemie gegen Aforgomon darstellt, den Gott der Sekunden wie der Ewigkeiten. Zudem gibt es für Euch nur wenig zu gewinnen. Denn nicht die volle Dauer Eures Liebesglückes würde Euch zuteil, sondern nur eine einzige Stunde daraus. Und selbst diese muss mit maßloser Gewalt aus ihrem angestammten Platz im Gefüge der Zeit gerissen werden. Ich bitte Euch inständig: Lasst ab von Eurem Vorhaben und begnügt Euch mit bescheidenerem Zauberwerk!«
    »Gebt mir das Buch«, verlangte ich. »Ich habe Aforgomon abgeschworen. Lange habe ich dem Gott der Zeit in gebührender Ehrfurcht getreulich gedient und habe zu seinen Ehren die auf ewig befohlenen Riten vollzogen. Doch zum Lohn hat der Gott mich verraten!«
    Da endlich öffnete Atmox in jenem hoch wuchernden, üppigen Garten unter den vier Sonnen die diamantenen Schließen des Buches mit dem Einband aus Stahl. Er schlug eine bestimmte Seite auf und legte das Werk widerstrebend in meine Hände.
    Die aufgeschlagene Seite bestand wie sämtliche Blätter des Bandes aus einem unheiligen Pergament. Flecken dunklen Moders bedeckten sie, und ihre Ränder waren vom Alter geschwärzt. Doch unauslöschlich leuchteten die furchtbaren Zeichen auf ihr, die ein Erzmagier in frühester Zeit mit einer Tinte geschrieben hatte, die so hell glühte wie das frisch vergossene Blut von Dämonen. Und in meinem Wahn beugte ich mich über diese Seite, las sie

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