Das Land der Pelze
andere Erscheinungen, welche den Polarländern eigenthümlich sind, seine astronomische Bewunderung hervorrufen sollten.
Inzwischen war die Temperatur noch recht erträglich. Es blieb auch windstill, und vorzüglich ist es ja die bewegte Luft, welche die Empfindung des Frostes so sehr steigert. Einige Tage setzte man demnach die Jagden noch fort. Weitere Mengen von Pelzfellen häuften sich in den Magazinen der Factorei an, weitere Proviantvorräthe in der Speisekammer. Rebhühner und Schneegänse flohen nach milderen Gegenden, kamen dabei zu Hunderten vorüber, und lieferten eine frische, gesunde Fleischkost.
Auch Polarhasen, welche nun den Winterpelz trugen, gab es jetzt. Etwa hundert dieser schmackhaften Nagethiere vergrößerten die Reserven des Forts.
Dazu erschienen große Züge sogenannter »Pfeifer-Schwäne«, eine im nördlichen Amerika vorkommende schöne Abart, von welcher die Jäger einige Paare tödteten. Es waren prächtige, vier bis fünf Fuß lange Thiere, mit weißem Gefieder, aber kupferfarben am Kopfe und oberen Theile des Halses.
Im Begriff, in einer gastlicheren Zone die zu ihrer Nahrung nöthigen Wasserpflanzen und Insecten zu suchen, flogen sie auffallend schnell, denn auf dem Wasser und in der Luft sind sie gleichmäßig in ihrem Elemente. Andere Schwäne, sogenannte »Trompeter-deren Schrei dem Tone eines Signalhornes ähnelt, wurden ebenfalls in großen Schwärmen bemerkt. Weiß wie die Pfeifer, hatten sie auch ungefähr deren Gestalt, aber schwarze Schnäbel und Schwimmfüße. Weder Marbre, noch Sabine waren so glücklich, einen dieser Trompeter zu erlegen, sie riefen ihnen aber ein sehr bezeichnendes »Auf Wiedersehen!« zu. Mit den ersten Frühlingswinden kommen diese Vögel nämlich in der Regel wieder und werden dann mit Leichtigkeit gefangen. Wegen ihrer Haut, ihrer Federn und ihres Flaums wird ihnen von Jägern und Indianern eifrig nachgestellt, und in ergiebigen Jahren versenden die Factoreien diese Schwäne zu Zehntausenden nach den Märkten der alten Welt, wo sie mit einer halben Guinee das Stück bezahlt werden.
Bei diesen nur wenige Stunden dauernden und zudem oft von schlechter Witterung unterbrochenen Ausflügen begegnete man auch nicht selten ganzen Banden von Wölfen. Es war nicht nöthig, deshalb weit zu gehen, da diese vom Hunger getrieben nahe genug an die Factorei herankamen. Sie besitzen einen sehr seinen Geruch und wurden von den Ausdünstungen der Küche angelockt, so daß man während der Nacht oft ihr schauerliches Geheul hörte. Wenn diese Raubthiere vereinzelt auch nicht gerade gefährlich sind, so können sie es doch durch ihre große Anzahl werden, was die Jäger nöthigte, die Umplankung des Forts niemals unbewaffnet zu überschreiten.
Auch die Bären wurden jetzt angriffslustiger. Es verging kein Tag, ohne daß sich nicht einige dieser Thiere zeigten. In der Nacht streiften sie wohl bis an die Palissadenwand heran, so daß verschiedene angeschossen wurden, deren blutige Spur dann auf dem Schnee zu finden war. Bis zum 10. October hatte aber noch keiner sein warmes und kostbares Pelzfell in den Händen der Jäger gelassen; übrigens erlaubte Jasper Hobson seinen Leuten jetzt auch noch nicht, diese gefährlichen Gesellen anzugreifen. Er hielt es für besser, ihnen gegenüber die Defensive zu bewahren, da zu erwarten stand, daß sie später der Hunger treiben werde, Fort-Esperance vielleicht unmittelbar anzugreifen. Dann wollte man ihnen natürlich gegenübertreten und sich auf jeden Fall den nöthigen Vorrath einsammeln.
Einige Tage lang hielt sich das Wetter trocken und kalt. Der Schnee bot eine harte Oberfläche, welche das Gehen darauf leicht gestattete.
Man unternahm deshalb auch einige Ausflüge nach der Küste und dem Gebiete im Süden des Forts. Der Lieutenant wünschte zu erfahren, ob von den Agenten der Pelzwaaren-Gesellschaft in St. Louis, im Fall sie sein Territorium verlassen hätten, Spuren zu finden wären; doch war alles Nachsuchen vergeblich. Wahrscheinlich waren die Amerikaner nach einem südlicher gelegenen Fort abgezogen, um dort den Winter zu verbringen.
Die schönen Tage währten aber nicht allzu lange und in der ersten Woche des Novembers fiel, bei gleichzeitigem Umspringen des Windes nach Süden und merkbarem Steigen der Temperatur, außerordentlich reichlich Schnee. Tagtäglich mußten die Zugänge zum Hause mühsam gereinigt und je ein Gang nach dem Thore, dem Schuppen, dem Rennthier-und dem Hundestalle freigelegt werden. Ausflüge
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