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Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Titel: Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer
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Bedürfnispyramide einfach auf den Kopf stellen würde? Warum sollten wir auch bei den Bedürfnissen nicht mit dem wirklich Wichtigsten anfangen? Mit dem anfangen, was uns Glück, Zufriedenheit, Lebensfreude und Lebenssinn beschert? Für mich persönlich sind zwei Bereiche von besonderer Bedeutung: Spiritualität und eine Form der Selbstverwirklichung, bei der man in sich ruht. Mit Spiritualität meine ich nicht Religion oder Glauben, sondern den Bereich meines Menschseins, der über meinen Körper und meinen Intellekt hinausgeht. Gern verwende ich hier zur Beschreibung die buddhistische Metapher, dass ich als Mensch gleichzeitig Wassertropfen, Welle und Ozean bin. Und genau diese Vorstellung beschreibt mein Verständnis von Spiritualität sehr gut.
    Wenn man die Bereiche in sein Leben integriert, die wirklich zufrieden und glücklich machen, kann man auf viele andere Bedürfnisse leicht verzichten. Man kommt dann mit erstaunlich wenig aus.
    Wie viele großartige Menschen gibt es, die Anerkennung verdienen, diese aber gar nicht brauchen? Wie viele Menschen gibt es, die äußerst sozialverträglich sind und (vermutlich auch deshalb) hervorragend mit sich allein auskommen? Wie viele gibt es, die materiell kaum Sicherheit haben und ihre Sicherheit in sich selbst tragen? Die ihre Grundbedürfnisse mit einem Minimum abdecken können?
    Das Gefühl innerer Leere wird nicht durch einen leeren Magen ausgelöst, sondern weil Herz und Seele leer sind. Damit bin ich dort, wo ich hinmöchte: die Pyramide auf den Kopf zu stellen. Das tun viele Menschen, die auf ihrem spirituellen Weg sind. Dazu muss man nicht völlig weltfremd oder ein Bettelmönch sein, man muss nicht sein Hab und Gut einem sozialen Zweck zur Verfügung stellen, und man muss auch nicht in ein Zen-Kloster ziehen oder verhungern. Man kann all dies auch in seinem Alltag umsetzen, indem man den unteren, breiteren Bereichen dieser Pyramide einfach mehr Aufmerksamkeit, Zeit und Energie widmet als den oberen.
    Um Ihnen zu verdeutlichen, was ich meine, habe ich meine ganz eigene Bedürfnispyramide entworfen. Die breite Basis, auf die ich mich persönlich ganz besonders konzentriere, sind Selbstverwirklichung und Spiritualität. Je besser mir das gelingt, desto weniger muss ich den Fokus auf die oberen Teile der Pyramide legen. Denn: Je mehr ich in mir ruhe, desto unwichtiger werden alle anderen Bedürfnisse und deren Befriedigung.
    Energiepyramide für ein glückliches Leben nach Karl Rabeder
    Die Geschichte von Michael S.
    Michael S., ein handwerklich extrem geschickter Mittvierziger, der auf Wunsch seines Vaters Jura studiert und danach viele Jahre lang in einer großen deutschen Bank sitzt und ... ja, was macht er dort eigentlich? Das fragt er sich selbst auch immer öfter.
    Seine Vorgesetzten hätten gesagt: Er leitet die Rechtsabteilung, führt einen Stab von Mitarbeitern, ist ein echter Vorzeigemanager.
    Er selbst jedoch kommt immer öfter zur Überzeugung, dass er jeden Tag nur darauf wartet, bis es endlich Zeit zum Heimgehen ist. Denn daheim, da wartet im Anbau seines Hauses das, was ihn wirklich begeistert: eine voll eingerichtete Schreinerwerkstätte, in der er moderne, von ihm selbst entworfene Vollholzmöbel herstellt. Die Leidenschaft zum Schreinern hat er vermutlich von seinem Großvater übernommen, mit dem er in seiner Kindheit viele Stunden in dessen Einmann-Schreinerbetrieb verbrachte. Michael S. liebt den Geruch von Holz, die herrlich weiche und doch nicht künstlich glatte Oberfläche seiner Möbel und die wundervolle Maserung, die bei jedem Stück Holz anders ist. Allerdings hört er als Kind von seinem Vater mehr als tausend Mal, dass man von so einem Beruf nicht leben könne, dass es viel besser sei, etwas »Gescheites« zu studieren und dann einen sicheren Job anzunehmen, als Beamter oder bei einer Bank oder Versicherung. Michael S. fühlt sich von seinem Vater in einen Beruf gedrängt, der ihn ganz und gar nicht erfüllt. Innerlich gibt er seinem Vater die Schuld für sein »verpfuschtes« Leben. Und dies wiederum trübt das Verhältnis der beiden zueinander sehr, worunter beide leiden.
    Während eines Wochenendseminars gelingt es uns, einige von Michaels »Knoten« aufzulösen: Erst als er sich klarmacht, dass sein Vater eigentlich nur das Beste für ihn wollte, nämlich ein leichteres Leben als das des Großvaters, kann sich Michael innerlich mit seinem Vater versöhnen. Und das gibt ihm die innere Freiheit, den Beruf zu ergreifen, der seiner

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