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Das Leben Zimmer 18 und du

Das Leben Zimmer 18 und du

Titel: Das Leben Zimmer 18 und du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Zwillingsbruder, erkrankt an einem unheilbaren Hirntumor. Die eigene Mutter, bei der kurz darauf Lungenkrebs diagnostiziert wird. Beide im selben Krankenhaus, zur selben Zeit. Mit derselben Prognose: Dass es nicht gut ausgehen wird.
    Während man uns bei Martin noch mehr als deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er noch ein, maximal zwei Jahre unter uns weilen würde, überließ man es uns bei meiner Mutter Anita selbst, ob wir uns einem unbegründeten Optimismus hingeben oder uns besser gleich auf das Schlimmste einstellen.
    Aber der Augenblick vor dem Fahrstuhl war nur ein Moment von vielen, ein symbolischer Moment, stellvertretend für die lähmende Angst, die uns von Juli 2010 bis zum Mai 2012 pausenlos begleiten sollte. Wie ein einziger tiefer Atemzug, der mit dem Einatmen, der Diagnose meines Bruders im Sommer 2010, begann, und erst mit dem Ausatmen, dem Tod meiner Mutter am 27. Mai 2012, enden sollte.
    Martins Kampf endete bereits im Januar 2012, bis dahin und bis zum Tod meiner Mutter sollte unser Weg noch in viele Krankenhäuser, Reha-Kliniken und fremde Betten führen. Betten, auf deren Kanten wir saßen, um Hände zu halten, Trost zu spenden und die eigene Angst zu überspielen. Betten, in denen Schmerzen, Lähmungen, Krämpfe und viele Tränen nur wenig Platz für Hoffnung ließen. Hoffnung, die wir uns doch niemals ganz nehmen ließen. Hoffnung, die trotz der verlorenen Kämpfe irgendwie niemals sinnlos war.
    Sie hat Spuren hinterlassen, die verzweifelte Suche nach Hoffnung. Es gab Zeiten, in denen ich dachte, dass er mich stärker gemacht hätte, der Kampf, den ich bei Martin und meiner Mutter beobachtet und den ich irgendwie auch selbst geführt hatte. Bis man irgendwann einsieht, dass ein Kampf sinnlos ist, wenn man nicht weiß, gegen wen man kämpft. Denn wer war mein Gegner? Die Krankheit? Die Angst? Das Leben selbst?
    Ich schreibe für mein Leben gern. Schon als ganz junges Mädchen liebte ich es, mir Geschichten und eigene Titelhelden auszudenken. Schon immer war es mein Traum, eines Tages ein eigenes Buch zu veröffentlichen. Aber all die Jahre fehlte mir die Ausdauer, ein Buchprojekt bis zum Ende durchzuhalten, nicht zuletzt deshalb, weil ich meine schriftstellerischen Fähigkeiten nicht als ausreichend empfand. Nach der Diagnose meines Bruders begann unterbewusst die Suche nach einem Mittel zur Ablenkung, die ich schließlich im Schreiben fand.
    Beinahe jede Minute, die ich nicht in Krankenhäusern verbrachte, widmete ich dem Schreiben – und tatsächlich, es gelang mir sogar, mit zwei Manuskripten einen Literaturwettbewerb auf Neobooks.com, der Autorenplattform der Verlagsgruppe Droemer Knaur, zu gewinnen. Ein Sieg, der zum Startschuss mehrerer eBooks werden sollte, die ich im Selfpublishing sowie bei Droemer Knaur veröffentlichte.
    Im Laufe der Monate fanden sich mehr und mehr Leser, die sich auf und über meine Bücher freuten, es folgten Angebote vom Verlag für Auftragsarbeiten, die ich nur zu gerne annahm. Was als Ablenkung begonnen hatte, wurde zur Erfüllung eines lange gehegten Traums, erst recht, als ich den ersten Vertrag für eine Veröffentlichung im Print unterschrieb. Das war sie, die andere Seite des Blatts, das einzig Positive in dieser dunklen Zeit: Meine Fähigkeit, endlich Ausdauer beim Schreiben zu entwickeln und an meine eigenen Qualitäten zu glauben. Es half mir, mich der Trauer um meine Familie und den schmerzlichen Gedanken nicht ungeschützt stellen zu müssen. Und es sorgte dafür, dass ich mich zumindest während der Arbeit an einem Manuskript gut fühlte. Dass diese Leidenschaft jedoch zum Fluchthelfer wurde, der mich blind und taub für jeden Schmerz, jede lähmende Erinnerung, jede Angst machte und den Zusammenbruch nur hinauszögerte, anstatt ihn zu verhindern, erkannte ich erst, als ich so tief in der Depression steckte, dass ich von selbst nicht mehr heraus kam.
    Es ist die Angst, dass mich schon wieder jemand im Büro vertreten muss und der Gedanke an die Meinung meiner Kollegen und Familie, die mich unter Druck setzen, während ich im Februar 2013 mit einer Angina zu Hause im Bett liege. Ich befinde mich auf dem Weg der Besserung, aber irgendwie will mein Körper nicht so recht nach meinen eigenen Regeln arbeiten, denn so sehr ich auch versuche, mich zu entspannen, es will mir einfach nicht gelingen.
    Dann geschieht es, ein mehr als unangenehmes Gefühl im linken Arm. Kein Schmerz im eigentlichen Sinne, vielmehr ein leichtes Taubheitsgefühl, aber

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