Frozen Time (German Edition)
KAPITEL 1
Als ich erwache, ist mein Kopf voller Nebel. Weißer, dunstiger Nebel, der alles ausfüllt. Ich weiß genau, dass ich wach bin, und fühle mich zugleich benommen, der Nebel wabert durch mich hindurch, ergreift meinen Körper, löst ihn auf.
Ich höre eine Stimme, die ich nicht kenne.
»Sie scheint zu sich zu kommen.«
Ich will die Augen öffnen, um zu sehen, wer mit mir spricht. Meine Lider sind schwer. Als ich sie auseinanderzwinge, muss ich sie sofort wieder zusammenpressen. Das Licht ist so grell. Selbst durch die geschlossenen Lider erscheint es mir jetzt zu stark.
»Kannst du mich hören?«
Die Stimme ist freundlich. Sie gehört einer Frau. Freundlich, aber bestimmt.
Ich versuche zu antworten, doch meine Lippen lassen sich nicht bewegen und meine Zunge scheint am Gaumen festzukleben. Ich schlucke, es fühlt sich trocken an.
Mühsam nicke ich mit dem Kopf, ich kann ihn kaum bewegen. Ein stechender Schmerz schießt vom Nacken bis in meineStirn. Ich möchte schreien, aber mir entfährt nur ein schwaches Stöhnen. Meine Brust zieht sich zusammen, presst meinen Atem heraus, dehnt sich und saugt neue Luft an. Es fühlt sich an, als würde ein enges Band darum liegen.
Was geschieht hier? Was geschieht mit mir?
In meinem Kopf dröhnt ein rhythmisches Piepen. Leise, aber so durchdringend, dass es mir immer mehr Schmerzen verursacht. Ich will mich festhalten, meine Finger wollen sich nach Halt suchend zusammenkrallen, doch die Muskeln gehorchen dem Impuls nicht. Flach bleiben die Finger liegen, spüren etwas Weiches, Nachgiebiges, finden keinen Halt.
Meine Lider flackern. Das Licht. Zu hell. Ich stöhne erneut.
Bitte. Bitte helft mir!
Ein kühles Gefühl breitet sich in meiner rechten Hand aus.
»Gleich wird es besser.«
Dunkelheit umfängt mich.
Als ich das nächste Mal erwache, höre ich immer noch das Piepen, aber es tut nicht mehr weh. Ich strenge mich an, schaffe es, den Kopf von einer Seite langsam zur anderen zu drehen. Der Schmerz bleibt aus.
Ich werde mutiger, versuche, meine Augen zu öffnen, und blinzele gegen das helle Licht.
Neben mir erkenne ich drei Umrisse. Ich blinzele noch einmal. Die Gestalten nehmen klarere Formen an.
Es sind drei Medis, eine im dunkelgrünen Kittel, zwei tragen Blau, der Mundschutz verdeckt die Gesichter, unter den dünnen Hauben sind nur ihre Augen zu erkennen, mit denen sie mich mustern. Aufmerksam. Erwartungsvoll.
»Willkommen zurück«, sagt die Medi, die meinem Kopf am nächsten steht. »Wie geht es dir?«
Wie es mir geht? Ich schließe meine Augen, horche in meinen Körper hinein. Ich habe keine Schmerzen mehr. Das ist gut. Und der Nebel hat sich gelichtet. Aber da ist etwas, das mich verunsichert. Eine Leere, die ich mir nicht erklären kann. Mein ganzer Körper fühlt sich leer an. Ich öffne die Augen wieder, blicke die Medi an und suche nach einer Antwort.
»Ich weiß es nicht«, antworte ich wahrheitsgemäß. Ich bin überrascht, dass mein Mund, meine Lippen und meine Zunge sich bewegen, gleichzeitig erschrecke ich über meine eigene Stimme. Sie klingt rau, beinahe brüchig, als hätte ich sie längere Zeit nicht benutzt.
Die Medi scheint unter ihrem Mundschutz zu lächeln, zumindest bilden sich winzige Lachfältchen neben ihren wässrig blauen Augen.
»Wir haben dir etwas gegen die Schmerzen gegeben«, erklärt sie mir und deutet auf meine Hand.
Ich will den Arm heben, doch er wiegt zu schwer, also zwinge ich meinen Kopf nach oben, bis ich sehe, dass meine rechte Hand in einem durchsichtigen Handschuh steckt, der mit hauchdünnen Schläuchen mit meiner Haut verbunden zu sein scheint. Ich blicke auf die andere Hand, um zu sehen, ob sie ebenfalls in einem solchen Handschuh steckt. Nein. Meine Haut wirkt beinahe weiß, bläulich laufen die Adern unter meinem silbern glänzenden Insignal entlang.
Die Medi beugt sich herunter und drückt meinen Kopf mit sanftem, aber unnachgiebigem Griff wieder nach hinten.
»Du warst sehr krank«, sagt sie beruhigend. »Die Errungenschaftender modernen Medizin haben es uns ermöglicht, dich zu heilen. Aber es wird eine Weile dauern, bis du wieder ganz die Alte bist.«
Ich nicke, als hätte ich verstanden. Aber ich begreife nicht, was sie damit meint. Die Leere pulsiert von innen gegen meine Haut, als wollte sie aus mir herausbrechen und mich einhüllen.
»Hör zu, ich muss dir ein paar Fragen stellen.« Die Medi legt ihren Daumen auf ein TouchPad an meinem Bett und ein Hocker schiebt sich heraus. Sie
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