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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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den Anfang dar. Über ein Dutzend Jahre lang zündeten die Amerikaner eine Bombe nach der anderen in der Atmosphäre, sammelten emsig Daten über den Erfolg der Aktion
sowie über den angerichteten Schaden und notierten sämtliche Informationen, die sich durch diese Tests ergaben. Wenig später folgten die Sowjets und die Briten ihrem Beispiel, und noch später beteiligten sich die Franzosen und die Chinesen an diesem Treiben. Insgesamt ließen die ersten fünf Atommächte (die nicht durch Zufall auch die fünf ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen waren) mehr als eintausendfünfhundert Atombomben in der Atmosphäre explodieren. Sie unternahmen diese Tests im Bereich der Marshall-Inseln im Pazifik, in Algerien und Französisch-Polynesien, in der australischen Wüste, in Semipalatinsk im sowjetischen Kasachstan und Nowaja Semlja im Arktischen Ozean, im sumpfigen Ödland von Lop Nor in China und an vielen anderen Orten der Welt.
    Wo die Explosion stattfand, spielte keine große Rolle. Jede einzelne erzeugte einen unvorstellbar grellen Blitz - »heller als tausend Sonnen«, wie der Physiker Hans Thirring sich ausdrückte -, und dieser Blitz raste in einer hemisphärischen Hülle aus Photonen ins Weltall hinaus, sich mit einer Geschwindigkeit von dreihunderttausend Kilometern pro Sekunde bewegend.
     
    Zu der Zeit hatten sich die Photonen jenes ersten kümmerlichen Radarstrahls, den der junge Arthur Clarke auf den Mond gerichtet hatte, eine weite Strecke von dem Punkt in der Galaxis entfernt, an dem die Erde gestanden hatte, als diese Photonen ins All hinausgeschickt wurden.
    Wie weit mochten sie gekommen sein? Nun, seit dem Aufblitzen des Radarstrahls, auf den kein Echo erfolgt war, waren ungefähr dreißig Jahre vergangen. Licht - oder Radiowellen, jede Form von elektronischer Strahlung überhaupt - pflanzt sich mit einer Geschwindigkeit von, nun ja, 186 000 Meilen (oder ungefähr 300 000 Kilometern) in der Sekunde fort, nämlich mit Lichtgeschwindigkeit. Jedes Jahr waren diese Photonen also ein Lichtjahr weiter gereist und auf diesem Weg hatten sie
jetzt schon mehrere Hundert Sternensysteme durchquert. Viele dieser Sterne besaßen Planeten. Ein paar dieser Planeten waren so beschaffen, dass auf ihnen Leben entstehen konnte. Und ein winziger Bruchteil dieser Lebewesen war intelligent.
    Die Menschen erfuhren nie, auf welchem Planeten die Wesen beheimatet waren, die als Erste entdeckten, was sich auf der Erde abspielte. War es Groombridge 1618? Alpha Centauri B? (Oder vielleicht doch A?) Oder Lalande 21 185, Epsilon Eridani oder möglicherweise sogar Tau Ceti?
    Die Menschheit blieb für immer im Ungewissen, und vielleicht war das gut so. Es hätte sie nur beunruhigt.
    Egal welches Sternensystem sie bewohnten, die Astronomen dieser Wesen (allerdings bezeichneten sie sich nicht als Astronomen; jemand, der ihre Tätigkeit ausübte, galt grob übersetzt als »Bestandsaufnehmer externer Vorgänge«) zollten diesem ersten schwachen Impuls große Beachtung. Er erfüllte sie mit Sorge.
    Diese Wesen sahen nicht im mindesten wie Menschen aus, doch sie empfanden gewisse, annähernd menschliche »Emotionen«, unter anderem kannten sie so etwas wie Furcht. Die Mikrowellenausstrahlungen von der Erde waren das Erste, was ihnen Angst machte. Nicht lange danach folgten diese erheblich helleren Explosionsblitze; sie stammten von den ersten Nukleartests, die in White Sands, dem Übungs-und Testgelände der Amerikaner, durchgeführt wurden, dann kamen die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, und schließlich experimentierte man an allen Ecken und Enden der Welt mit der Kernkraft. Diese atomaren Blitze sorgten dafür, dass die extraterrestrischen Himmelsbeobachter außer sich gerieten und unter großem Getöse und Gequieke ihrer Besorgnis Luft machten. Derartige Lichtblitze bedeuteten Ärger, aller Wahrscheinlichkeit nach sogar großen Ärger.
    Es war jedoch keineswegs so, dass diese ersten Beobachter sich vor dem fürchteten, was die Menschen auf ihrem fernen kleinen Planeten so trieben. Es interessierte sie nicht im mindesten,
was mit dem Planeten Erde geschah. Ihnen bereitete vielmehr Sorge, dass dieselbe sich ausbreitende Hemisphäre aus Strahlung nicht verschwinden würde, nachdem sie an ihrem Stern vorbeigerast war. Sie würde ihren Weg fortsetzen, immer weiter und tiefer in die Galaxis vorstoßen. Und früher oder später musste sie bestimmte andere Individuen erreichen, die dieses Phänomen aller

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