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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß er nicht besser war als all die anderen.
    Der Gedanke, daß es den anderen nicht besser ging als ihm selbst, munterte ihn jedoch keinesfalls auf, denn wenn man sich in einem sinkenden Boot befindet und weiß, daß auch die anderen ertrinken werden, stärkt einem das nicht gerade den Rücken.
    Was sollte er also tun? Er wußte nicht einmal, was man von ihm erwartete.
    In diesem Augenblick – er starrte gerade in die Flammen seines kleinen Feuers – hörte er, daß jemand an die Türe klopfte. Er stand auf und griff nach seinem Speer, denn wie heute gab es auch damals schlechte Menschen, die nach leichter Beute Ausschau hielten. Zwar gab es bei ihm nichts zu stehlen, aber schließlich gab es ja auch Männer, die töteten, weil das Töten an sich ihnen Befriedigung verschaffte.
    In der Sprache, die er gelernt hatte, rief er: >Wer ist da?<
    >Niemand, den Sie kennen<, erwiderte eine Männerstimme. Sie sprach in Quebec-Französisch, aber mit einem leichten ausländischen Akzent. >Aber ebenso wenig jemand, der Ihnen Böses will. Sie werden den Speer nicht brauchen.<
    Dies verwunderte La Viro, denn die Tür und die Fenster waren verschlossen. Niemand konnte in die Hütte hineinsehen.
    Er öffnete die Tür. Ein Blitz, der hinter dem Fremden aufzuckte, zeigte ihm einen Mann mittlerer Größe, der mit einem Umhang und einer Kapuze bekleidet war. La Viro wich einen Schritt zurück. Der Fremde trat ein, und La Viro schloß die Tür. Der Mann warf seine Kapuze zurück. Nun zeigte das Feuer, daß er rotes Haar, blaue Augen und ansehnliche Gesichtszüge hatte. Unter seinem Umhang trug er einen enganliegenden Anzug aus silbrigem Material. An einer silbernen Kette, die seinen Hals umspannte, hing eine goldene Spirale.
    Schon die Kleidung des Fremden reichte aus, um La Viro klarzumachen, daß er keinen Flußtalbewohner vor sich hatte. Der Mann sah aus wie ein Engel, und vielleicht war er das auch. Schließlich sagt die Bibel, daß Engel aussehen wie Menschen. Zumindest hatten die Priester es ihm so erzählt. Die Engel, die in den Tagen der Patriarchen die Töchter der Menschen besucht, Lot gerettet und mit Jakob gerungen hatten, waren alle für Menschen gehalten worden.
    Aber sowohl die Bibel als auch die Priester, die ihm daraus vorgelesen hatten, hatten sich in vielen Dingen geirrt.
    Als La Viro den Fremden betrachtete, erschauerte er vor Ehrfurcht. Gleichzeitig spürte er ein großes Glücksgefühl, und er fragte sich, warum ein Engel ausgerechnet ihm die Ehre eines Besuches angedeihen ließ.
    Schließlich wurde ihm klar, daß auch Satan und alle anderen Dämonen ehemals Engel gewesen waren.
    Zu welcher Gruppe gehörte sein Besucher?
    Vielleicht keiner von beiden? Aber trotz seiner geringen Bildung und dieser überraschenden Situation war La Viro keinesfalls ein Dummkopf. Er hatte das Gefühl, daß noch eine dritte Alternative existieren mußte. Nachdem er zu dieser Erkenntnis gelangt war, fühlte er sich zwar merklich besser, aber noch nicht völlig erleichtert.
    Der Fremde bat um einen Platz und setzte sich hin. La Viro zögerte zwar noch, aber dann nahm auch er auf einem Stuhl Platz. Eine Weile sahen die beiden einander an. Der Fremde faltete die Hände und runzelte die Stirn; er schien sich zu fragen, wie er am besten anfangen sollte. Das war seltsam, denn er wußte, was er wollte, und hätte an sich genug Zeit haben müssen, um sich auf diesen Besuch vorzubereiten.
    La Viro bot ihm ein alkoholisches Getränk an. Der Fremde sagte, er würde lieber Tee nehmen. La Viro beschäftigte sich zunächst damit, Teepulver ins Wasser zu schütten und es umzurühren. Der Fremde schwieg, dann dankte er La Viro für den Tee. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, sagte er: >Jacques Gillot, wenn ich dir erzählen würde, wer ich bin, wo ich herkomme und weswegen ich gekommen bin, würde ich die ganze Nacht benötigen.
    Das wenige, das ich dir sagen kann, ist jedoch die Wahrheit – und ich erzähle sie dir in einer Form, die du in diesem Stadium verstehen kannst. Ich gehöre einer Gruppe an, die diesen Planeten auf eure Wiedererweckung vorbereitet hat. Es gibt noch andere Planeten, auf denen weitere Erdenmenschen leben, aber damit wollen wir uns jetzt nicht beschäftigen. Einige davon werden gegenwärtig schon benutzt; andere noch nicht.
    Diese Welt ist für jene, die eine zweite Chance benötigen. Was hat das zu bedeuten? Was war die erste Chance? Du wirst inzwischen gemerkt haben, daß nicht nur deine Religion, sondern auch alle

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