Das Mond-Monster
dieses Mond-Monster zu kreieren.«
Unser Chef nickte. »Das hat es wohl. Aber Sie wissen ja selbst, wie das mit den Zeugen ist. Das Mond-Monster wurde immer anders beschrieben. Man sah es auch nie aus der Nähe. Es hatte eine menschliche Gestalt, das wurde übereinstimmend behauptet, aber das Gesicht soll alles andere als menschlich gewesen sein. Da haben die Zeugen von einer Fratze gesprochen mit gelblich strahlenden Augen und einem leuchtenden Mond, als wäre darin sein Licht gefangen worden. Viel mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Fest steht nur, dass vier Personen verschwunden sind, vier Frauen.«
Das hörte sich nicht gut an. Ich lebte ja nicht auf dem Mond. Es wäre nicht der erste Fall gewesen, bei dem Frauen verschwanden, deren Leichen nie gefunden wurden. Sie waren in die Klauen irgendeines perversen Lüstlings und Killers gefallen, der mit ihnen machte, was er wollte. Da hatten die Kollegen so manch harte Nuss knacken müssen. Es sah ganz so aus, als stünde uns dies jetzt bevor.
»Ich möchte mich ja nicht weigern, in die Provinz Glamorgan zu fahren, aber haben die Kollegen dort wirklich alles getan, um die Frauen zu finden?«
»Haben sie. In den letzten vier Vollmondphasen sind vier Frauen verschwunden. Jetzt beginnt wieder eine Phase. Da rechnet man natürlich damit, dass wieder jemand verschwindet. Man kann die Menschen ja nicht einsperren. Auch eine gebildete Sonderkommission hat es nicht fertig gebracht, das Mond-Monster zu stellen. Es ist wie ein Phantom. Er kommt, raubt und verschwindet. Wir können nur die geringe Hoffnung haben, dass es die Frauen nur entführt und sie nicht in seinem Vollmondwahn getötet hat.«
»Dann hätte man sie finden müssen.«
Sir James schüttelte den Kopf. »Denken Sie daran, John, dass das Meer verdammt tief ist.«
»Stimmt auch wieder.«
»Wenn man die Leichen beschwert, werden sie auch einer Strömung widerstehen können und bleiben zunächst mal verschwunden. Vielleicht tauchen sie nach Jahren als verweste Körper wieder auf, aber davon haben wir nichts. Man hat uns jedenfalls um Hilfe gebeten, damit wir uns um das Monster kümmern.«
Begeistert war ich nicht. Ich nahm auch an, dass mit dem Begriff »Monster« übertrieben worden war, aber das behielt ich für mich. Mich ärgerte mehr, dass ein Wochenende kaputt war, das ich so richtig ruhig hatte genießen wollen, was jedoch jetzt nicht mehr möglich war. Auch Suko sah nicht eben begeistert aus.
»Wir müssen nicht nach Cardiff, Sir?«
»Nein, in die Einsamkeit der Küstenlandschaft. Um diese sommerliche Zeit lässt es sich dort aushalten.«
»Dem letzten Wetterbericht nach zu urteilen, soll es dort bald regnen.«
»Dann nehmen Sie doch einen Schirm mit.«
»Danke für den Rat, Sir.«
Suko kam wieder zur Sache. »Sind die Kollegen über unseren Einsatz informiert worden, Sir?«
»Ja. Aber Sie brauchen sich nicht in Cardiff zu melden.« Er hob die dünne Mappe mit den Unterlagen an. »Alles, was Sie wissen müssen, finden Sie hier.«
Suko nahm die Mappe entgegen. Sir James passte der Job nicht, Suko ebenfalls nicht und mir auch nicht. Aber wir wurden dafür bezahlt, uns um Fälle zu kümmern, bei denen die Polizei oft feststeckte, und unser Ruf hatte sich herumgesprochen.
»Eine Frage noch, Sir«, sagte ich. »Glauben Sie wirklich daran, dass es ein Monster ist, sprich Dämon?«
»Ich glaube gar nichts, John. Finden Sie es heraus. Passen Sie auf sich auf, denn ich habe das unbestimmte Gefühl, dass mehr hinter dem Fall steckt, als wir ahnen. Das heißt, ich glaube nicht, dass es unbedingt so einfach für Sie werden wird.«
»Das ist es eigentlich niemals«, sagte ich.
»Aber Sie schaffen es.«
Daran glaubte ich auch. Wir waren eben in unserem Job Optimisten. Wäre es nicht der Fall, dann hätten wir längst einpacken können. So trollten wir uns und beschäftigten uns gedanklich mit der neuen Aufgabe.
Glenda Perkins, unsere Sekretärin und Assistentin, hatte schon Feierabend gemacht und ihren Schreibtisch für das Wochenende geräumt. Auch die Kanne mit dem Kaffee war leer und so holte ich mir einen Becher Kaffee vom Automaten.
Als ich wieder in das Vorzimmer zurückkehrte, telefonierte Suko. Er sprach mit seiner Partnerin Shao, die sich darauf einstellen musste, das Wochenende ohne ihn zu verbringen. Auch das war leider nichts Neues für sie.
»Wann steht der Vollmond am Himmel?«, fragte ich.
»Ich denke, dass heute die erste Nacht ist.«
»Das schaffen wir nicht mehr.«
»Aber
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