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Das Phantom von Schreckenstein

Das Phantom von Schreckenstein

Titel: Das Phantom von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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den Nachmittag ansagen, nach verlorenen Dingen fragen und was sonst noch für die Gemeinschaft von Interesse war.
    Doch bevor er sich erhob, wurde die Tür geöffnet. Mauersäge trat ein. Listig blinzelte der zierliche alte Herr in die Gegend, ging zum Schwarzen Brett, läutete mit der Kuhglocke, um auf sich aufmerksam zu machen und mußte erst einmal „schalten“.
    So nannten die Ritter jenes merkwürdige Schniefen, das er beim Sprechen in unregelmäßigen Abständen von sich gab. Dabei handelte es sich um kein Leiden, vielmehr um die nervöse Angewohnheit, seine extrem schmale Nase von Zeit zu Zeit durchzupusten.
    „…ks…“ machte der Burgherr, „…ich bin gekommen, um euch etwas zu… ks… sagen, ohne daß ich eigens eine… ks… Schulversammlung einberufen lasse. Ich… ks… habe von den seltsamen Spukerscheinungen ge… ks… hört und glaube, ich… ks… bin schuld daran.“
    Trotz Silentium ging ein Raunen durch den Saal. „Ja… ks…“ fuhr Graf Schreckenstein fort, „…ihr kennt doch alle die Geschichte der Burg und meinen Urur… ks… und so weiter—Großvater Theobald von Schreckenstein? Er ist seinerzeit durch ein… ks… Unrecht zu Tode gekommen. Seitdem spukt er. Das gibt es… ks… in Gebäuden, die der Geist zu Lebzeiten gekannt hat. Man muß nur dran… ks… glauben. Ich weiß seit langem, wo Theobald sich aufhält. Er wohnt… ks… in einer Truhe, die aus seinem Besitz übrig geblieben ist. Ks… diese Truhe habe ich vor einigen Tagen zu Schreinermeister… ks… Schrimpf in Reparatur gegeben. Nun irrt Theobald… ks… umher und stört. Verständlich, der Arme. Ich habe Schrimpf sofort angerufen, und er hat mir… ks… versichert, daß er die Truhe schnellstens fertigmacht. Dann… ks… habt ihr wieder eure Ruhe. Das wollte ich euch sagen. Ent… ks… schuldigt!“
    Mauersäge lächelte und verließ mit vorsichtigen Schritten den Eßsaal.

 
    Saure Sache
     
    Bei den Mädchen auf Schloß Rosenfels schlug die Nachricht wie ein Meteorit ein. Die junge Musiklehrerin Sonja Waldmann brachte sie vom Besuch bei ihrem Vater, dem Schreckensteiner Lehrer Doktor Waldmann mit.
    „Drüben haben sie einen Neuen!“
    „Wie sieht er aus?“ wollte Sabine wissen.
    „Er ist unsichtbar und stellt alles auf den Kopf!“
    Die Mädchen sahen einander an.
    „Ein Phantomschüler?“ wunderte sich die gutmütige Bettina.
    Die junge Lehrerin schüttelte den Kopf. „Ein Ur—, ein Ur—ur—Bewohner der Burg. Auf einmal war er da und spukt seitdem herum.“
    „Ist ja irrwitzig!“ Alle quietschten vor Vergnügen.
    Kratzbürste Esther hopste. „Dann drehen die Idiotenritter durch!“
    Beatrix und die besonnene Sophie waren nicht ihrer Meinung. Sie wollten wissen, was Stephan und Ottokar davon hielten. Die Mädchen wußten, daß ihre Musiklehrerin seit einer denkwürdigen Streichnacht mit den beiden Rittern befreundet war.
    Doch Sonja Waldmann zog die Schultern hoch. „Ich hab sie nicht gesehen. Ich war nur kurz mit dem Elektroboot drüben, um meinen Vater zu sprechen.“
    Die Mädchen glaubten ihr. Trotz ihrer guten Beziehungen zu Schreckenstein hielt Sonja eisern zu ihnen.
    „Paßt prima!“ freute sich Ingrid. Im Schnelldenken stand sie ihrem Bruder Mücke nicht nach. „Dann spielen einige von uns Geist, und die andern machen inzwischen den Superstreich!“
    „Und die Horn kocht uns anschließend bei kleiner Flamme!“ unkte Fides. Ihre Begabung, sich negative Folgen auszumalen, war bemerkenswert.
    Fräulein Doktor Adele Horn, die Leiterin des Internats, besaß ähnliche Talente, wenn es darum ging, sich Strafen auszudenken. Sie war eine mißtrauische, altmodische Erzieherin, genau das Gegenteil vom Direktor drüben, den sie insgeheim bewunderte. Das wußte sie jedoch zu verbergen. Ständig machte sie ihm Vorhaltungen, er lasse den Rittern zu viele Freiheiten. Nie wurde sie müde, ihn vor der vielgerühmten Schreckensteiner Ehrlichkeit zu warnen. Die Tatsache, daß die Jungen angeblich nicht lügen, nicht rauchen und keinen Alkohol trinken, sei eine verhängnisvolle Täuschung. Solche Jungen gäbe es nicht! Die Mädchen wußten das. Sie kannten die Grollgesänge ihrer Leiterin gegen Schreckenstein. Nach jedem Streich stimmte sie das gleiche Lied an – und verhängte Strafen.
    Insofern hatte Fides recht. Doch der Reiz, die Ritter mit Spuk zu täuschen und ihnen einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen, war stärker als alle Bedenken.
    „Wir müßten was machen, was der Horn

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