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Das Phantom von Schreckenstein

Das Phantom von Schreckenstein

Titel: Das Phantom von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Zuerst fern, wie aus dem Klassentrakt im Ostflügel, doch es schien näher zu kommen. Jetzt klopfte es direkt vor dem Zimmer.
    Die vier griffen ihre Taschenlampen, schwangen sich aus den Betten, rissen die Tür auf und rannten hinaus. Fritz schaltete das Korridorlicht ein – nichts.
    Mit langen Gesichtern sahen sie einander an. Da wurde im Westflügel eine Tür aufgerissen. Barfuß stürzte Dampfwalze, das Kraftgebirge der Schule, aus dem Zimmer, leuchtete mit der Taschenlampe zwischen die Schränke, bis ihm seine etwas längere Leitung meldete, daß das Oberlicht brannte und er die andern sah.
    „Ach, ihr wart das!“ Mit der Saugkraft eines Großstaubsaugers atmete er ein. „Habt ihr ‘ne Eisenbahnschwelle fallen lassen? Der ganze Boden hat gezittert.“
    In diesem Augenblick erschien Witzbold Klaus. Er schaltete sofort und fragte mit gespielter Zerstreutheit: „Ist der Panzer in den Nordflügel abgebogen?“
    Sie tauschten ihre Wahrnehmungen aus und rätselten, wieso im Südflügel ein dumpfes Klopfen zu hören gewesen war, während im Westflügel der Boden gezittert haben sollte. Die nackten Füße auf den Steinfliesen verkürzten das Palaver.
    „Vielleicht war’s der Ausläufer von einem Erdbeben“, vermutete Dampfwalze mit grimmigem Augenrollen.
    Klaus sah die Sache nüchterner. „Oder die Heizung spinnt. Man soll halt nicht mit Dynamit feuern. Es stört einfach.“
    Sie verzogen sich. Das Korridorlicht ließen sie brennen. Die restliche Nacht verlief ruhig, niemand wachte mehr durch ein Geräusch oder eine Vibration auf.
    Beim morgendlichen Dauerlauf und anschließend beim Frühstück wurde die rätselhafte Störung besprochen. Mini—Ritter Eberhard fühlte sich als Entdecker, aber leider hatten die meisten überhaupt nichts bemerkt. Nachdem sich jedoch Ottokar, Stephan, Klaus und Dampfwalze, alle streicherfahrene Mitglieder des Ritterrats, nicht samt und sonders getäuscht haben konnten, gab Pummel dem seltsamen Spuk einen Namen: Turbulenzen.
    Damit war die Angelegenheit erledigt und vergessen. Beim Mittagessen labte sich die Ritterschaft an Eiern in Senfsoße – einem Mahl, das sich aufs anschließende Leichtathletiktraining auswirkte. Besonders bei den Läufern.
    „Jedes Ei macht dich eine Sekunde langsamer!“ folgerte Andi. Er hatte seine Sollzeit um acht Sekunden überschritten.
    Mit der Dämmerung kehrten die Turbulenzen in die Erinnerung zurück. Nach dem Abendessen beschloß der Ritterrat auf seiner Sitzung in der Folterkammer, für die Nacht Wachen einzuteilen. Hans—Jürgen, der Dichter, führte wie immer Protokoll und schrieb die Entscheidung auf; Dampfwalze, auf der Streckbank liegend, brummte seine Zustimmung, und Schnelldenker Mücke, als Chefredakteur der Schulzeitung Wappenschild immer auf der Suche nach treffenden Formulierungen, orakelte: „Irgendwann kommen sie ja doch. Ob wir sie nun Hühner nennen oder Turbulenzen.“
    Die Wachen am Tor hinter der Zugbrücke, am Durchgang zum Sportplatz und drunten am Bootssteg bestanden aus je zwei Mann. Sie wechselten stündlich.
    „Auf Posten keine besonderen Vorkommnisse!“ Mit dieser Meldung übergaben Beni und Ralph bei der Zugbrücke an Eugen und Mini—Ritter Kuno. Über die Freitreppe kehrten sie in die Burg zurück. Sie hatten gerade das Portal geöffnet und gähnten genüßlich dem Bett entgegen, als ein Poltern sie aufschreckte. Sie blieben stehen.
    „Turbulenz!“ flüsterte Beni.
    „Drüben bei Mauersäge.“ Mit einer Kopfbewegung deutete Ralph auf die gegenüberliegende Tür zum Rittersaal – einzige Verbindung zwischen Schule und der Burghälfte von Graf Schreckenstein. Den Spitznamen Mauersäge verdankte der Burgherr seiner extrem schmalen und stark gebogenen Nase.
    Da war es wieder! Ein dumpfes Ächzen, als werde eine schwere Last über einen Holzboden gewälzt.
    „Geh’n wir Dampfwalze wecken!“ flüsterte Beni. Der Muskelprotz mit Spatzenhirn, wie das Kraftgebirge auch genannt wurde, besaß einen Schlüssel zu der Verbindungstür. Um Mitternacht war er am Durchgang abgelöst worden und grunzte zuerst grimmig, doch dann sprang er mit einem Satz aus dem Bett. Wenn es um ihre Burg ging, kannten die Ritter keine Müdigkeit.
    Stumm schlichen sie über die Korridore und legten die Ohren an die Verbindungstür.
    Nichts war zu hören.
    Ohne das geringste Geräusch zu verursachen, schloß Dampfwalze mit dem Spezialschlüssel auf, drückte vorsichtig die Klinke und öffnete einen Spalt. Muffige Kühle drang heraus; der

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