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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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anzubieten, die sie wusste oder auch nur erahnte, weil sie hoffte, es könnte ihr Leben retten. Nicht, dass sie eine andere Wahl hatte. Sie stellte kaum etwas dar, vor dem man sich fürchten musste. Was den Rest anging …
    Pevara hatte zunächst darauf beharrt, dass Talene sich bei Galina Casban irrte; als sie schließlich zu der Überzeugung gelangte, dass ihre Schwester von den Roten tatsächlich den Schwarzen angehörte, hatte sie einen Wutanfall bekommen, der einen ganzen Tag lang andauerte. Noch immer sprach sie davon, Galina mit den eigenen Händen zu erwürgen. Yukiri hatte eine kalte Gleichgültigkeit verspürt, als Temaile Kinderodes Namen gefallen war. Wenn es in der Burg Schattenfreunde gab, war es nur natürlich, dass einige von ihnen Graue sein mussten; vielleicht hatte es auch geholfen, dass sie Temaile nicht mochte. Sie war auch dann noch kühl geblieben, nachdem sie ihre Hausaufgaben gemacht und erkannt hatte, dass Temaile die Burg zur gleichen Zeit verlassen hatte, in der drei Schwestern ermordet worden waren. Das setzte neue Namen den Verdächtigungen aus, andere Schwestern, die damals ebenfalls unterwegs gewesen waren, aber Galina und Temaile und der Rest befanden sich nicht in der Burg und waren darum im Augenblick außer Reichweite, und nur die beiden konnten erwiesenermaßen Schattenfreunde sein.
    Atuan war genau hier, gehörte ohne jeden Zweifel zur Schwarzen Ajah, konnte in der Burg tun, was sie wollte, nicht gebunden durch die Drei Eide. Und bis Doesine ihre Befragung im Geheimen in die Wege leiten konnte – selbst eine Sitzende aus Atuans Ajah konnte das nur mit Schwierigkeiten bewerkstelligen, da man es vor jedermann geheim halten musste –, konnten sie nichts anderes tun, als sie zu beobachten. Eine unauffällige, unverdächtige Beobachtung. Es war, als würde man mit einer roten Natter leben, man wusste nie, wann man sich ihr Auge in Auge gegenübersah, man wusste nie, wann sie zubeißen würde. Es war, als würde man in einer Grube voller roter Nattern leben, aber nur eine sehen können.
    Plötzlich wurde sich Yukiri bewusst, dass der breite gebogene Korridor vor ihr leer war, und ein Blick zurück zeigte nur Leonin. Bis auf sie drei hätte die Burg leer sein können. Bis auf die flackernden Flammen der Kandelaber bewegte sich nichts in Sichtweite. Stille.
    Meidani zuckte zusammen. »Verzeiht mir, Sitzende. Sie so unvermittelt zu sehen hat mich bestürzt. Wo war ich? Ach ja. Soviel ich weiß, wollen Celestin und Annharid herausfinden, wer bei den Gelben ihre engsten Freundinnen sind.« Celestin und Annharid waren Meidanis Mitverschwörerinnen, beide Gelbe. Es gab zwei von jeder Ajah – ausgenommen die Roten und Blauen natürlich –, die sich als sehr nützlich erwiesen hatten. »Ich fürchte, das wird uns nicht viel weiterhelfen. Sie hat einen großen Freundeskreis, oder hatte ihn zumindest, bevor die derzeitige … Situation zwischen den Ajah entstand.« Auch wenn ihre Miene unbewegt war, schwang ein Hauch von Zufriedenheit in ihrer Stimme mit. »Es wird schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein, sie alle einer Untersuchung zu unterziehen.«
    »Vergesst sie für den Augenblick.« Es kostete Yukiri eine bewusste Anstrengung, sich nicht den Nacken zu verrenken bei dem Versuch, in alle Richtungen gleichzeitig zu blicken. Ein Wandbehang mit großen weißen Blumen bewegte sich leicht, und sie zögerte, bis sie sicher war, dass es ein Luftzug war und kein weiterer Diener, der aus einem Durchgang kam. Sie konnte sich nie merken, wo sie waren. Ihr neues Thema war auf seine Weise genauso gefährlich wie das Gespräch über Atuan. »Vergangene Nacht fiel mir ein, dass Ihr gemeinsam mit Elaida Novizin gewesen seid, wenn ich mich recht erinnere, sogar enge Freundinnen. Es wäre eine gute Idee, diese Freundschaft wieder aufzufrischen.«
    »Das ist einige Jahre her«, erwiderte die größere Frau steif, schob die Stola auf die Schultern und wickelte sich darin ein, als wäre ihr plötzlich kalt. »Als Elaida aufgenommen wurde, brach sie die Freundschaft ab, wie es sich gehörte. Man hätte sie der Begünstigung beschuldigen können, wäre ich in einer Klasse gewesen, die sie unterrichtete.«
    »Wie schön für Euch, dass Ihr keine Favoritin gewesen seid«, sagte Yukiri trocken. Elaidas derzeitige Wildheit war nicht neu. Bevor sie vor Jahren nach Andor gegangen war, hatte sie diejenigen, die sie bevorzugte, so hart angetrieben, dass die Schwestern mehr als einmal hatten eingreifen müssen.

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