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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Plötzlich verharrte sie. Im Augenwinkel hatte sie eine winzige Bewegung gesehen. Langsam drehte sie den Kopf, aber nicht bis zu dem Hügel, auf dem sie das Aufblitzen gesehen hatte. Der Tag war für sie sehr schwierig gewesen. Während ihrer Gefangenschaft in den Aiel-Zelten in Cairhien war ihr bewusst geworden, dass es für den Wiedergeborenen Drachen an erster Stelle darauf ankam, sich der Letzten Schlacht zu stellen. Das war plötzlich so unfassbar offensichtlich gewesen, dass es sie erstaunt hatte, dass ihr das vorher nicht bewusst gewesen war. Jetzt war es ihr klar, so klar wie Saidar das Gesicht des Mannes erhellte, der sich auf dem Hügel zu verstecken versuchte, während er an einem Baumstamm vorbeispähte. Heute war sie gezwungen gewesen, gegen die Auserwählten zu kämpfen. Sicherlich würde der Große Herr es verstehen, falls sie tatsächlich einen von ihnen getötet hatte, aber Corlan Dashiva war nur ein Asha’man. Dashiva richtete die Hand auf den Hügel, auf dem sie stand, und sie schöpfte so tief sie konnte aus Callandor in Jahars Händen. Saidin war ihrer Meinung nach gut für Zerstörungszwecke zu gebrauchen. Ein gewaltiger aufblitzender Feuerball in Rot, Gelb und Blau hüllte die andere Hügelkuppe ein. Als die Flammen verschwanden, endete sie in einem glatten Plateau, das fünfzig Schritte niedriger als der alte Kamm war.
    Moghedien wusste nicht, warum sie so lange geblieben war. In zwei Stunden ging die Sonne unter und der Wald war still. Bis auf den Schlüssel konnte sie kein angewandtes Saidar mehr fühlen. Das schloss nicht aus, dass jemand noch kleine Mengen benutzte, aber das war nicht mit dem Zorn vergleichbar, der zuvor hier gewütet hatte. Die Schlacht war zu Ende, die anderen Auserwählten tot oder besiegt auf der Flucht. Die Niederlage war offensichtlich, da der Schlüssel noch immer in ihrem Kopf loderte. Es war erstaunlich, dass die Choedan Kal die ununterbrochene Benutzung auf dieser Stufe überstanden hatten.
    Sie lag oben auf ihrem Aussichtspunkt auf dem Bauch, das Kinn auf die Hände gestützt, und betrachtete die große Kuppel. Schwarz schien sie nicht länger richtig zu beschreiben. Es gab keinen richtigen Begriff mehr dafür, aber Schwarz war eine vergleichsweise schwache Farbe. Es war nun eine Halbkugel, die sich wie ein Berg zwei Meilen oder mehr in den Himmel erhob. Sie wurde von einer tiefen Schattenschicht umgeben, so als würde sie das letzte Licht aus der Luft saugen. Moghedien konnte nicht begreifen, warum sie keine Angst hatte. Das Ding würde möglicherweise wachsen, bis es die ganze Welt einhüllte, vielleicht würde es – so wie Aran’gar gemeint hatte – die Welt auch zerschmettern. Aber falls das geschah, würde es keinen sicheren Ort geben, keine Schatten, in denen sich die Spinne verbergen konnte.
    Plötzlich wand sich etwas aus der dunklen, glatten Oberfläche heraus, etwas, das an eine Flamme erinnerte, falls Flammen schwärzer als schwarz sein konnten, gefolgt von der nächsten und der übernächsten, bis die Kuppel von brodelndem stygischen Feuer bedeckt wurde. Das Tosen zehntausender Donnerschläge ließ Moghedien die Hände auf die Ohren schlagen und in dem Getöse lautlos aufkreischen, dann brach die Kuppel in der Zeit eines Herzschlages in sich zusammen, schrumpfte auf die Größe einer Nadelspitze, löste sich in Nichts auf. Dann heulte der Wind auf und raste auf die Stelle zu, an der sich die verschwundene Kuppel befunden hatte. Er schleifte Moghedien über den steinigen Boden, ganz egal, wie verzweifelt sie sich auch bemühte, sich irgendwo festzuhalten, schleuderte sie gegen Bäume und hob sie in die Luft. Seltsamerweise verspürte sie noch immer keine Furcht. Wenn sie dies überlebte, würde sie niemals wieder Furcht empfinden.
    Cadsuane ließ das Ding, das einmal ein Ter’angreal gewesen war, zu Boden fallen. Man konnte es nicht länger als die Statue einer Frau bezeichnen. Das Gesicht drückte noch immer die gleiche erhabene Weisheit aus wie zuvor, aber die Figur war in zwei Stücke zerbrochen; die eine Seite war geschmolzen und so klumpig wie aufgekochtes Wachs, und der Arm mit der Kristallkugel lag nun in Splittern um das zerstörte Ding herum. Die männliche Figur war unversehrt und steckte bereits in ihrer Satteltasche. Callandor war ebenfalls gesichert. Es war besser, keine Versuchungen auf der offenen Hügelspitze liegen zu lassen. Wo sich einst Shadar Logoth befunden hatte, klaffte nun eine gewaltige Öffnung im Wald, die perfekt

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