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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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    «Mein lieber junge, was, in drei Teufels Namen, ist bloß mit dir los?» fragte Mr. Algernon Brickwood, der bekannte Verleger, der die englische Literatur am liebsten beim Mittagessen in den besten Restaurants förderte. «Wir haben Frühling, und in dieser Jahreszeit neigen die Bräute junger Männer zur Zärtlichkeit - wie geht es übrigens der lieben Abigail?»
    Sein Sohn Teddy riß sich von der Betrachtung des Tischtuchmusters los und hob den Blick. «Abigail? Oh, Abigail. Es geht ihr gut, Vater. Durchaus gut.»
    «Das freut mich außerordentlich. Und du sitzt hier und siehst aus, als hättest du in deinen Bußgewändern eben eine Motte entdeckt. Manchmal kann ich die junge Generation wirklich nicht verstehen.»
    «Ich bin vermutlich ein wenig außer Kondition», gab Teddy rasch zurück und spielte mit einem jener komischen italienischen Brötchen. «Meine Muskeln scheinen eine gewisse Auffrischung nötig zu haben. Mir fehlt der Sport. Und natürlich bin ich auch überarbeitet», setzte er hinzu.
    Aber Mr. Brickwood war völlig in die Speisekarte vertieft und murmelte träumerisch: «Ach, Spargel!» Die Verlegertätigkeit ist eine anstrengende Beschäftigung, die einen kräftigen Appetit hervorruft, wie die Oberkellner sämtlicher erstklassiger Restaurants bestätigen können.
    «Vater-» platzte Teddy plötzlich heraus.
    Er wurde von dem Kellner unterbrochen, der ihm als Vorspeise einen Teller Oliven unter die Nase schob und dem jungen Mann einen argwöhnischen Blick zuwarf. Teddy wetzte so unruhig auf seinem Stuhl hin und her und knotete kleine Häschen aus seiner Serviette, daß er damit allmählich auffiel.
    «Vater -» wiederholte Teddy und brach nervös sein Brot entzwei.
    Der arme Bursche stand im Begriff, das Schandmal des Familiennamens zu enthüllen und überlegte fieberhaft, ob er schon während des Spargels Farbe bekennen oder riskieren sollte, daß sein Vater an einem handfesten Bissen erstickte.
    «Das nenne ich eine angenehme Überraschung, dich hier in der Stadt zu treffen», plauderte sein Vater munter weiter, ohne seinen Einwurf zu beachten. «Wie ist es dir bloß gelungen, dir so früh im Semester einen freien Tag von Oxford zu erschwindeln? Zahnarzt, vermute ich, wie? Zu meiner Zeit richteten wir es immer so ein, die Zahnbehandlung in der unmittelbaren Nähe des West Ends vornehmen zu lassen. Welches Jubiläum haben wir heute?»
    Teddy blickte ihn verständsnislos an. «Jubiläum?»
    «Ja. Du hockst lange genug im Baum des Wissens, um derlei Daten aus dem Ärmel schütteln zu können. Im Laufe unserer langen und ruhmreichen Geschichte muß sich heute vor etlichen Jahren doch sicherlich irgend etwas zugetragen haben?»
    «Ich glaube, es war die Schlacht von Tewkesbury im Jahre 1471 », sprang Teddy hilfreich ein.
    «Ausgezeichnet! Wir wollen auf die ruhmreiche Erinnerung an die Schlacht von Tewkesbury anstoßen. Mein Arzt», erklärte Mr. Brickwood, «gestattet mir bloß, ab und zu ein Glas zur Feier eines besonderen Anlasses zu trinken. Kellner!»
    Er bestellte eine Flasche Champagner.
    Wenn man seinen ganzen Mut zusammengerafft hat, um das niederschmetterndste Geständnis seines Lebens abzulegen, und sich plötzlich in ein Gespräch über die Schlacht von Tewkesbury verwickelt findet, ist es schwierig, ein zweites Mal in Schuß zu kommen. Mr. Brickwood langte tüchtig zu und sprang zwischen den einzelnen Bissen seiner gebratenen Ente auf, um vorbeirauschende Schauspielerinnen zu küssen. Er war ein kleiner, dicker Mann mit goldgeränderter Brille und einem Haarschnitt im Stile Lloyd Georges und trug einen rotbraunen Tweedanzug und eine Hannen-Swaffer-Krawatte. Er verkörperte jenen Verlegertyp, der genauso wie die Dichterbärte und die Auspeitschung von Journalisten aus den literarischen Kreisen Londons verschwindet, wodurch sie meines Erachtens manches von ihrer Buntheit einbüßen. Aber Teddy war taub für die munteren Geräusche kostspieligen Tafelns rund um ihn, stocherte in seinem Teller und sah aus wie ein nervöser Attentäter, der einen Zeitzünder in der Aktentasche trägt und plötzlich entdecken muß, daß seine Armbanduhr stehengeblieben ist.
    Erst als sie bei den köstlichen importierten Erdbeeren mit dem haarsträubenden Preis angelangt waren, straffte er die Schultern und verkündete ohne Vorwarnung: «Ich möchte über meine Zukunft sprechen.»
    «Deine Zukunft?» In Mr. Brickwoods Augen stahl sich jener milde Schimmer liebevollen Besitzerstolzes, mit dem er die

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