Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan
glaubten, sie könnten sie nach Belieben benutzen - eine Vorstellung, die für diese Schamanen beinah tödlich war, weil das, was sie einen Verbündeten nannten, ein Wesen ohne körperliche Substanz ist, das im Universum existiert. Heutige Schamanen nennen sie anorganische Wesen.
Fragt man, welche Funktion die Verbündeten haben, so könnte man auch fragen, was wir Menschen auf dieser Welt zu tun haben. Wir sind da, das ist alles. Und die Verbündeten sind da wie wir; und vielleicht waren sie vor uns da.
Die nachhaltigste Art zu leben ist der Weg des Kriegers. Ein Krieger mag grübeln und nachdenken, bevor er eine Entscheidung trifft, aber sobald er sie getroffen hat, geht er seinen Weg, frei von Grübeleien oder Gedanken; es erwarten ihn stets noch tausend andere Entscheidungen. Das ist der Weg des Kriegers.
Ein Krieger denkt an seinen Tod, wenn die Dinge unübersichtlich werden. Der Gedanke an den Tod kann als Einziges unseren Geist stählen.
Der Tod ist überall. Es mögen die Scheinwerfer eines Autos auf einem Hügel hinter uns in der Feme sein. Sie bleiben ein Weilchen sichtbar, und dann verschwinden sie in der Dunkelheit, wie ausgewischt; nur um auf einem anderen Hügel aufzutauchen und dann wieder zu verschwinden. Dies sind die Lichter auf dem Kopf des Todes. Der Tod setzt sie auf wie einen Hut und schießt los im Galopp und holt uns ein, kommt immer näher. Manchmal schaltet er seine Lichter ab. Doch der Tod hält nie inne.
Ein Krieger muss vor allem wissen, dass seine Taten sinnlos sind, und doch muss er handeln, als wüsste er dies nicht. Das ist die kontrollierte Torheit des Schamanen.
Die Augen des Menschen können zwei Funktionen erfüllen: die erste ist, Energie im Universum fließen zu sehen, und die andere ist, »die Dinge dieser Welt anzuschauen«. Keine dieser beiden Funktionen ist besser als die andere; die Augen nur im Anschauen zu üben ist aber ein schändlicher und unnötiger Verlust.
Ein Krieger lebt, indem er handelt, nicht indem er über sein Handeln nachdenkt oder indem er darüber nachdenkt, was er denken wird, wenn er sein Handeln abgeschlossen hat.
Ein Krieger wählt einen Weg mit Herz, jeden beliebigen Weg mit Herz, und folgt ihm; und dann frohlockt er und lacht. Er weiß, weil er sieht, dass sein Leben schon allzu bald vorbei sein wird. Er sieht, dass nichts wichtiger ist als alles andere.
Ein Krieger hat keine Ehre, keine Würde, keine Familie, keinen Namen, keine Heimat; er hat nur das Leben, das gelebt werden muss, und die einzige Verbindung zu seinen Mitmenschen ist unter diesen Umständen seine kontrollierte Torheit.
Weil nichts wichtiger ist als alles andere, wählt der Krieger irgendeine Tat und tut sie, als sei sie bedeutsam für ihn. Seine kontrollierte Torheit lässt ihn sagen, dass das, was er tut, bedeutsam ist, und lässt ihn handeln, als wäre es so, und doch weiß er, dass es nicht so ist; wenn er also seine Taten vollbringt, zieht er sich in Frieden zurück, und ob seine Taten gut oder schlecht waren, ob sie gelangen oder nicht, kümmert ihn nicht im mindesten.
Ein Krieger mag sich dafür entscheiden, völlig teilnahmslos zu bleiben und nie zu handeln und so zu tun, als habe Teilnahmslosigkeit eine wirkliche Bedeutung für ihn; auch damit hätte er völlig Recht, denn auch dies wäre seine kontrollierte Torheit.
Es gibt keine Leere im Leben eines Kriegers. Alles ist voll bis zum Rand. Alles ist randvoll, und alles ist sich gleich.
Der gewöhnliche Mensch kümmert sich zu sehr darum, ob er die anderen Leute mag oder selbst von ihnen gemocht wird. Ein Krieger mag einfach, das ist alles. Er mag, was oder wen er will, weil's ihm Spaß macht.
Ein Krieger übernimmt die Verantwortung für seine Taten, auch für seine banalsten Taten. Ein gewöhnlicher Mensch tut, was ihm passt, und übernimmt nie die Verantwortung für das, was er tut.
Der gewöhnliche Mensch ist entweder siegreich oder besiegt und wird, je nachdem, zum Verfolger oder zum Opfer. Diese zwei Zustände herrschen vor, solange man nicht sieht. Das Sehen vertreibt die Illusion des Sieges, der Niederlage oder des Leidens.
Ein Krieger weiß, dass er wartet und worauf er wartet; und während er wartet, begehrt er nichts, und darum ist das wenige, das er bekommt, mehr als er annehmen kann. Wenn er essen muss, findet er einen Weg, weil er nicht hungrig ist; wenn etwas seinen Körper verletzt, findet er ein Mittel, es abzustellen, weil er
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