Das Reich des Lichts
die Scheide. Kein Zweifel, der Wille des Mannes war gebrochen.
Sie näherten sich den Wachposten.
„Hallo, Leute!“, rief Erseo ihnen zu. „Schöner Tag heute, was?“
„Wen bringst du da mit?“, fragte der Offizier.
„Einen neuen Mitarbeiter. Ich will ihm die Festung zeigen, er soll für mich arbeiten …“
„In Ordnung, ihr könnt passieren. Allerdings glaube ich nicht, dass er lange durchhält. So, wie der aussieht …“
„Danke“, sagte Erseo und drückte dem Offizier eine Münze in die Hand. „Nett von dir.“
„Ich führe nur die Befehle unseres Königs aus“, erwiderte der Offizier grinsend und steckte die Münze ein. „Aber Leute wie du gefallen mir ganz und gar nicht“, fügte er, an Demónicus gewandt, hinzu. „Los, rein mit euch!“
Demónicus ging brav hinter Erseo her. Gemeinsam betraten sie die Festung von König Horacles, wo, wie man auf den ersten Blick sah, die Zauberer und Hexenmeister die Herrschaft übernommen hatten.
Endlich wieder zu Hause!, dachte Demónicus. Das ist mein neues Reich!
***
W EIT WEG VON Ambrosia schlich sich Morfidio heimlich in den Keller seines ehemaligen Schlosses. In der Krypta, die nur durch die Fackel des Grafen erhellt wurde, stand ein mit Zeichen und Figuren reich verzierter Sarkophag.
„Mein Herr Vater, ich bin gekommen, um Euch zu sagen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis Ihr in die Welt der Lebenden zurückkehren könnt“, sagte er in respektvollem Ton. „Bald werde ich die magische Tinte haben, die Euch das Leben zurückgeben wird.“
Er kniete nieder und senkte den Kopf.
„Ich hoffe, dass Ihr mir dann endlich verzeihen und mich als Euren legitimen Sohn anerkennen werdet. Alles habe ich für Euch getan … Ich habe Arquimaes verschleppt, habe Arturo geblendet und viele Menschen verraten und getötet. Ich habe mich den Befehlen dieses widerlichen Demónicus unterworfen und bin nach Ambrosia gegangen, nur um an die Formel der Unsterblichkeit heranzukommen. Nicht um selbst unsterblich zu werden! Nein, Vater, für Euch will ich sie besorgen, damit Ihr wieder bei mir seid und mir Eure Liebe zeigen könnt.“
„Ich werde nie vergessen, was du mir angetan hast, Morfidio!“, dröhnte die Stimme des Grafen Idio. „Du hast mich getötet! Du hast deinen eigenen Vater umgebracht!“
„Ich war wütend!“, rechtfertigte sich Morfidio. „Ihr habt mich verachtet und mich wie eine Ratte behandelt. Ihr habt mich verleugnet!“
„Ein Edelmann kann nicht seine sämtlichen Bastarde anerkennen.“
„Aber Ihr seid mein Vater! Ihr habt mich gezeugt! Ich bin Euer Sohn!“, heulte Morfidio und schlug mit der flachen Hand auf den Sarkophag. „Ihr müsst mich anerkennen!“
In der Krypta wurde es still. Es kam keine Antwort mehr. Morfidio brach in Tränen aus.
„Ich hole Euch aus dem Abgrund des Todes, Vater!“, versprach er unter Schluchzen. „Und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben tue! Und dann müsst Ihr mir geben, wonach ich mich so sehr sehne: Eure Liebe!“
***
T RÁNSITO MURMELTE EIN paar Sätze, die an Demónicia gerichtet waren. Doch plötzlich wurde er unterbrochen.
„Was tust du da, Tránsito?“, fragte eine bekannte Stimme. „Wen rufst du an?“
„Arturo!“, rief Tránsito. „Wo kommst du denn her? Was machst du hier?“
„Ich bin an dem Ort, an dem ich zu sein habe. Ihr seid es, die hier nicht hingehören. Ich werde euch von hier vertreiben, ihr Abschaum der Menschheit!“
„Ach! Wen haben wir denn da?“, höhnte Alexander. „Der Ritter des Drachen kommt in seine Höhle!“
„Arquimaes!“, rief Tránsito, als er seinen Bruder hinter Arturo erblickte. „Du verfluchter Hund!“
„Wir sind die Familie des Großen Drachen, die Hüter seines Schlafes“, sagte der Alchemist.
„Lebend kommt ihr hier nicht mehr raus!“, drohte Tránsito. „Ihr werdet alle sterben!“
„Ich auch, Tránsito?“, fragte Alexia. „Willst du die Tochter des Großen Finsteren Zauberers töten? Glaubst du, dass meine Eltern dir das jemals verzeihen werden?“
„Komm her zu mir!“, forderte Tránsito die Prinzessin auf. „Verlasse die Alchemisten! Bei mir bist du sicher!“
„Nein, ich bleibe bei Arturo Adragón! Ich werde niemals zu Demónicus und Demónicia zurückkehren!“
„Du verleugnest deine Eltern?“, schrie Tránsito. „Du stellst dich auf die Seite ihrer Feinde?“
„Ich verleugne meine Eltern, die mich zu einer wilden Bestie machen wollten, zu einer Hexe der schwarzen Magie! Von nun an
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