Das Reich des Lichts
einmal ein großer carthacianischer Krieger gewesen war. „Ich dulde es nicht, dass du mit mir wie mit einem Lakaien sprichst! Ich bin nicht dein Sklave!“
„Du bist ein Niemand, Ritter Alexander de Fer!“, schrie Tránsito. „Im Angesicht des Großen Drachen wiederhole ich: Du bist ein Niemand!“
Alexander zückte sein Schwert und setzte seinem Komplizen die Spitze der Klinge an den Hals.
„Willst du, dass wir deine Unsterblichkeit auf die Probe stellen?“, fragte er. „Sollen wir Demónicia bitten, dich zu retten? Oder willst du diese Welt verlassen?“
„Lass mich Adragón bewundern!“, forderte Tránsito.
„Dann hüte deine gespaltene Zunge, du teuflischer Mönch!“, warnte ihn der Ritter, bevor er das Schwert wieder in die Scheide steckte. „Pass auf, was aus deinem schmutzigen Mund kommt! Ich bin nicht bereit, deine Unverschämtheiten zu ertragen!“
Tránsito näherte sich dem Drachen und legte seine Hand auf den schwarzen Felsen. Er schloss die Augen und wartete auf ein Lebenszeichen.
„Er bewegt sich nicht, er atmet nicht“, sagte er. „Und dennoch lebt er. Ich weiß es. Tief in seinem Innern pocht etwas.“
„Steine atmen nicht und bewegen sich auch nicht“, spottete Alexander und sah nach oben. „Sie leben nicht. Wir sind hierhergekommen, um diesen Schatz zu heben und ihn unserer Herrin Demónicia zu bringen. Sie wird es zu schätzen wissen. Rufe sie an, Mönch! Sie soll wissen, dass wir gefunden haben, wonach sie sich so sehr sehnt! Die Höhle der Unsterblichkeit!“
Tránsito trat einen Schritt zurück, kniete nieder, breitete die Arme aus und schloss die Augen. Alexander nutzte die Gelegenheit, um tiefer in die Höhle einzudringen. Da bemerkte er zwei längliche Holzkisten, die auf dem Boden standen. Und obwohl er ihnen keine große Bedeutung beimaß, ging er hin, um sie sich näher anzusehen.
***
D EMÓNICUS SCHAUTE ZU Horacles’ Festung hinüber und stellte fest, dass die Tore von zahlreichen Soldaten bewacht wurden. Überdies waren die Mauern rundum mit Zaubersprüchen versehen, die einen zusätzlichen Schutzwall darstellten.
„Dieser König weiß, was er tut“, murmelte der Finstere Zauberer. „Er beherbergt die Hexenmeister, und sie schützen ihn aus Dankbarkeit vor möglichen Angriffen.“
Die Hexenmeister hatten Feuer entfacht und kochten darauf eine Mischung aus Kräutern, Pflanzen und Resten von Tieren. Der Gestank war ekelerregend. Überall lagen ausgeweidete, zerschnittene Tierkadaver herum oder hingen über Zäunen. Ein entsetzlicher Anblick.
„He, du!“, rief ihm ein buckliger Mann zu. „Wenn du willst, kuriere ich dich von den schrecklichen Wunden, die dein Gesicht verunstalten. Kostet nicht mehr als drei Silbermünzen!“
„Meine Wunden kann man nicht kurieren“, entgegnete Demónicus. „Aber ich gebe dir fünf Silbermünzen, wenn du mich in die Festung bringst.“
„Da haben nur wir Zauberer Zutritt“, antwortete der Mann. „Ich will zehn Silberlinge, wenn ich dich hineinschmuggeln soll.“
„Einverstanden“, akzeptierte Demónicus. „Gehen wir!“
„Zuerst das Geld“, forderte der Hexer. „Wenn du nicht zahlst, kommst du nicht rein.“
„Ich geb dir meinen Dolch“, sagte der Finstere Zauberer und zeigte ihm die Waffe. „Der Griff ist aus Gold und Silber. Er ist mehr wert als zehn Silbermünzen.“
„Ich glaube, du willst mich reinlegen. Entweder zehn Silberlinge oder …“
Als er die spitze Waffe an seiner Kehle spürte, wurde ihm klar, dass es besser war, nicht weiter zu verhandeln.
„Wie heißt du?“, fragte ihn Demónicus.
„Erseo, ich heiße Erseo.“
„Hör zu, Erseo … Ich hab nicht viel Zeit. Du bringst mich jetzt sofort in die Festung, oder dein letztes Stündlein hat geschlagen. Hast du verstanden?“
„Ja, ja, natürlich … Komm mit!“
Demónicus drückte ihm den Dolch noch fester ins Fleisch.
„Und versuche nicht, mich reinzulegen! Wenn du die Soldaten warnst und ich Ärger kriege, verwandele ich dich in eine Ratte und häute dich mit diesem Dolch, bei lebendigem Leibe! Vergiss das nicht!“, fügte er drohend hinzu und schaute ihm direkt in die Augen, um seinen Willen zu beherrschen.
„Ich verrate dich nicht … Aber … Warte mal, ich kenne dich doch! Du bist …“
„Kein Wort mehr!“, drohte Demónicus mit durchdringendem Blick. „Halt den Mund!“
Erseo bedeutete dem Finsteren Zauberer mit einer Geste, dass er ihm blind gehorchen würde. Daraufhin steckte Demónicus den Dolch wieder in
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