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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Deine Nähe ist, glaube mir, der einzige Traum, den ich träume, keinen andern.«
    Da rief es in dem Seitengang, es war Jeremias, er stand dort auf der untersten Stufe, er war nur im Hemd, hatte aber ein Umhängetuch Friedas um sich geschlagen. Wie er dort stand, das Haar zerrauft, den dünnen Bart wie verregnet, die Augen mühsam, bittend und vorwurfsvoll aufgerissen, die dunklen Wangen gerötet aber wie aus allzu lockerem Fleisch bestehend, die nackten Beine zitternd vor Kälte, so daß die langen Fransen des Tuches mitzitterten, war er wie ein aus dem Spital entflohener Kranker, demgegenüber man an nichts anderes denken durfte, als ihn wieder ins Bett zurückzubringen. So faßte es auch Frieda auf, entzog sich K. und war gleich unten bei ihm. Ihre Nähe, die sorgsame Art, mit der sie das Tuch fester um ihn zog, die Eile, mit der sie ihn gleich zurück ins Zimmer drängen wollte, schien ihn schon ein wenig kräftiger zu machen, es war, als erkenne er K. erst jetzt, »Ah, der Herr Landvermesser«, sagte er, Frieda, die keine Unterhaltung mehr zulassen wollte, zur Begütigung die Wange streichelnd, »verzeihen Sie die Störung. Mir ist aber gar nicht wohl, das entschuldigt doch. Ich glaube ich fiebere, ich muß einen Tee haben und schwitzen. Das verdammte Gitter im Schulgarten, daran werde ich noch zu denken haben, und jetzt, schon verkühlt, bin ich noch in der Nacht herumgelaufen. Man opfert, ohne es gleich zu merken, seine Gesundheit für Dinge, die es wahrhaftig nicht wert sind. Sie aber Herr Landvermesser müssen sich durch mich nicht stören lassen, kommen Sie zu uns ins Zimmer herein, machen Sie einen Krankenbesuch und sagen Sie dabei Frieda, was noch zu sagen ist. Wenn zwei die aneinander gewöhnt sind, auseinander gehn, haben sie natürlich einander in den letzten Augenblicken soviel zu sagen, daß das ein Dritter, gar wenn er im Bett liegt und auf den versprochenen Tee wartet, unmöglich begreifen kann. Aber kommen Sie nur herein, ich werde ganz still sein.« »Genug, genug«, sagte Frieda und zerrte an seinem Arm, »er fiebert und weiß nicht was er spricht. Du aber K., geh nicht mit, ich bitte Dich. Es ist mein und des Jeremias Zimmer oder vielmehr nur mein Zimmer, ich verbiete Dir mithineinzugehn. Du verfolgst mich, ach K. warum verfolgst Du mich. Niemals, niemals werde ich zu Dir zurückkommen, ich schaudere, wenn ich an eine solche Möglichkeit denke. Geh doch zu Deinen Mädchen; im bloßen Hemd sitzen sie auf der Ofenbank zu Deinen Seiten, wie man mir erzählt hat, und wenn jemand kommt Dich abzuholen fauchen sie ihn an. Wohl bist Du dort zuhause, wenn es Dich gar so sehr hinzieht. Ich habe Dich immer von dort abgehalten, mit wenig Erfolg, aber immerhin abgehalten, das ist vorüber, Du bist frei. Ein schönes Leben steht Dir bevor, wegen der einen wirst Du vielleicht mit den Knechten ein wenig kämpfen müssen, aber was die zweite betrifft, gibt es niemanden im Himmel und auf Erden, der sie Dir mißgönnt. Der Bund ist von vornherein gesegnet. Sag nichts dagegen, gewiß, Du kannst alles widerlegen, aber zum Schluß ist gar nichts widerlegt. Denk nur, Jeremias, er hat alles widerlegt!« Sie verständigten sich durch Kopfnicken und Lächeln. »Aber«, fuhr Frieda fort, »angenommen er hätte alles widerlegt, was wäre damit erreicht, was kümmert es mich? Wie es dort bei jenen zugehn mag, ist völlig ihre und seine Sache, meine nicht. Meine ist es, Dich zu pflegen, solange bis Du wieder gesund wirst, wie Du einstmals warst, ehe Dich K. meinetwegen quälte.« »Sie kommen also wirklich nicht mit, Herr Landvermesser?« fragte Jeremias, wurde nun aber von Frieda, die sich gar nicht mehr nach K. umdrehte, endgiltig fortgezogen. Man sah unten eine kleine Tür, noch niedriger als die Türen hier im Gang, nicht nur Jeremias auch Frieda mußte sich beim Hineingehn bücken, innen schien es hell und warm zu sein, man hörte noch ein wenig Flüstern, wahrscheinlich liebreiches Überreden um Jeremias ins Bett zu bringen, dann wurde die Tür geschlossen.

23
    Erst jetzt merkte K. wie still es auf dem Gang geworden war, nicht nur hier in diesem Teil des Ganges, wo er mit Frieda gewesen war und der zu den Wirtschaftsräumen zu gehören schien, sondern auch in dem langen Gang mit den früher so lebhaften Zimmern. So waren also die Herren doch endlich eingeschlafen. Auch K. war sehr müde, vielleicht hatte er aus Müdigkeit sich gegen Jeremias nicht so gewehrt, wie er es hätte tun sollen. Es wäre vielleicht klüger

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