Das Spiel beginnt
wollte ich als Sheridan Spencer zur Modenschau gehen. Schließlich war ich die einzige Schauspielerin, die die Schwesternmix-Rolle spielen konnte. Und so sollte es auch bleiben.
Mom und Dad setzten mich am Lagerhaus ab – mit einem Packen Taxigutscheine, für den Fall, dass Duffy mich nicht nach Hause mitnehmen konnte. Außerdem bekam ich einen kompletten Ausdruck ihres Abendprogramms für den Fall, dass ich sie erreichen wollte. Ich sagte ihnen, das wäre nicht nötig. Ich hätte alles im Griff.
GROSSER FEHLER NR. 2
Ich überquerte den Parkplatz und landete in etwas, das aussah wie das Set von Moulin Rouge: mit rotem Samt bezogene Wände, superdünne Frauen, angezogen wie Tänzerinnen, und ihre Begleiter im James-Bond-Look. Artisten am Trapez sausten zu französischer Musik über die Köpfe der Leute hinweg. Im Mittelpunkt befand sich ein Laufsteg, der aussah wie Kopfsteinpflaster, gesäumt mit Pariser Straßenlaternen. Und dann war da noch ich. Angezogen wie die vierzehnjährige Sheridan Spencer, gerade auf die Highschool gekommen und ein Schwesternmix.
GROSSER FEHLER NR. 3
Ich schlängelte mich durch die Menge wie ein Kind, das sich im Vergnügungspark verlaufen hat, und suchte nach Duffy. Was machte ein Typ wie er an einem solchen Ort? Hatte ich die falsche Adresse? Sollte ich ihn anrufen? Hatte er mich angerufen? Ich checkte mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Das ist alles Octavias Schuld. Würde sie nicht ihre dämliche Party feiern, wäre Audri jetzt bei mir. Wir würden über die Kellnerin lachen, unter deren Stiletto eine Serviette hing. Doch stattdessen saß ich jetzt irgendwo fest, wo ich nicht hingehörte.
Ich zwang mich zu einer weiteren Runde. Vielleicht fing die Show bald an. Vielleicht würde ich Duffy finden. Oder die Mädchen aus dem Styling Club, die er eingeladen hatte. Vielleicht entdeckte mich ein Agent in meiner Bauernbluse und verschaffte mir die Hauptrolle in The Sound of Music .
Dann sah ich dieses kluge Mädchen aus meinem Spanischkurs. Sie wirkte ebenso verloren wie ich. Nur hübscher. Viel hübscher. Sie trug ein enges rotes Minikleid, spitze schwarze Stiefeletten und eine ganze Ladung Armreifen. Ihre krausen dunklen Haare waren geglättet und glänzten. Das war keine Birne – viel eher ein Sellerie mit zwei niedlichen Äpfeln. Sie sah aus wie J.Lo. Und ich wie Maria aus der Sesamstraße .
Ich tippte ihr auf die Schulter. Sie drehte sich um. Ich sagte Hi. Sie schnappte nach Luft. Ich lächelte.
Was machst du denn hier? (Lily)
Ich wurde eingeladen.
Von wem? (Lily)
Duffy.
Wieso?
Um mir die Show anzusehen.
Aber –
Wo sind denn die anderen?
Wer?
Die Mädchen aus deinem Styling Club?
Was?
Duffy sagte, dass du sie mitbringen würdest.
Wieso sollte ich das tun?
Ich –
Ihre Unterlippe begann zu beben.
Weißt du, wo er ist? (Lily)
Nein. Ich suche auch nach ihm.
Dasglaubeichnicht.
Ich verstand nicht, wieso sie so aufgelöst war. Doch dann begriff ich es.
Hast du gedacht, das hier wäre ein Date?
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Hoffentlich war ihre Wimperntusche wasserfest. Mein Handy klingelte –
Warte mal. (Ich, beim Wühlen in meiner Partytasche) Das ist er bestimmt.
Aber es war Octavia. Ich schaute auf, um Lily zu sagen, dass wir gleich weiterreden konnten, aber sie war verschwunden.
Hallo? (Ich bei dem Versuch, cool zu klingen und kein bisschen neugierig, wieso Octavia mich anrief.) Moment mal, ich muss rausgehen, hier ist die Musik so laut.
Wo bist du? (Octavia)
Wer ist da? (Ha!)
Octavia.
Wer?
Oc-ta-vi-a! (Ich, die dem Schwesternmkix die Fernbedienung entriss und auf Paris Hilton umschaltete.) Einen Moment, Jungs, ich komme. Ja, ich tanze mit euch. Nein, mein Kleid ist nicht von Dior. Es ist Retro YSL. Kusch, lass mich telefonieren. Eine Minute. Entschuldige, Octavia, was wolltest du? Geht es um Audri? Ist sie okay?
Ich wollte fragen, ob du heute Abend kommst.
Wohin?
Auf meine Party.
Ich war nicht eingeladen.
Jetzt bist du es.
Hat Audri dich dazu überredet? Ich brauche dein Mitleid nämlich nicht. Ich bin auf einer Modenschau mit all meinen –
Ich lade dich ein, weil ich möchte, dass du kommst. Audri weiß nicht einmal, dass ich dich angerufen habe.
Und wieso –
Diese Sache zwischen uns ist total blöd. Ich finde, wir sollten einen neuen Anfang machen.
Ehrlich? (Ich, die ihr nur zu gern geglaubt hätte.)
Aber wenn du schon andere Pläne –
Nein, schon okay. Stephan kann mich bestimmt mitnehmen. Und wenn nicht, frage ich Matteo.
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