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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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|9| Vorwort
    Erst nachdem ich den achten und letzten Teil der Serie über Kurt Wallander geschrieben hatte, wurde mir klar, welchen Untertitel ich die ganze Zeit gesucht, aber nicht gefunden hatte. Als alles, oder zumindest das meiste, geschrieben war, erkannte ich, daß der Untertitel »Romane über die europäische Unruhe« lauten müßte.
    Ich hätte diesen Untertitel früher finden müssen. Denn die Romane hatten stets nur ein einziges Thema variiert: Was geschieht in den 90er Jahren mit dem europäischen Rechtsstaat? Wie kann die Demokratie überleben, wenn das Fundament des Rechtsstaats nicht mehr intakt ist? Hat die europäische Demokratie einen Preis, der eines Tages als zu hoch angesehen wird und nicht länger wert, daß man ihn bezahlt? Durch all die komplizierten Intrigen, durch das Gewimmel von Personen zog sich die ganze Zeit dieser Faden, diese für mich und offenbar für sehr viele Menschen so entscheidende Frage. Natürlich hat die Demokratie keinen Preis. Wenn wir einen Preis festlegen, der nicht überstiegen werden darf, haben wir die Demontage der Demokratie eingeleitet. Sie kann nur weiterleben, wenn sie als unschätzbar betrachtet wird.
    Um ebendiese Fragen, um die Demokratie und den Rechtsstaat ging es auch in den allermeisten Briefen, die ich erhalten habe. Zahlreiche Leser aus vielen verschiedenen Ländern haben mir kluge Gedanken dazu mitgeteilt. Und ich denke schon, darin bestätigt worden zu sein, daß Wallander auf seine Weise als Sprachrohr für das Gefühl wachsender Unsicherheit und Wut und die in der Regel vernünftigen Ansichten vieler Menschen über das Verhältnis von Rechtsstaat und Demokratie gedient hat. Von vielen Orten auf der Welt, hauptsächlich in Europa, von denen ich noch nie gehört hatte und die ich auf keiner Karte finden konnte, haben mich dicke Briefe oder wortkarge Ansichtskarten erreicht. Anrufe haben mich zu ungewöhnlichen Uhrzeiten geweckt; erregt, aber |10| fast immer freundlich haben Stimmen per e-Mail zu mir gesprochen.
    Doch natürlich ist es auch um andere Fragen als die nach der Demokratie gegangen. Ich habe Briefe von Lesern erhalten, die Fehler entdeckt hatten. In den meisten Fällen hatten die Leser auch recht, und ich habe die Fehler in späteren Auflagen korrigiert. Dies hat auch dazu geführt, daß ich dann und wann bewußt Inkonsequenzen eingeschmuggelt habe, um die Aufmerksamkeit meiner Leser auf die Probe zu stellen. Auch diese versteckten Fehler sind entdeckt worden. Allerdings noch nicht alle   ...
    Die meisten Briefschreiber haben jedoch die Frage gestellt: Was war mit Wallander, bevor die Romanserie beginnt? Also, um Datum und Uhrzeit genau zu bestimmen, vor dem frühen Morgen des 8.   Januar 1990.   Was war, bevor Wallander an jenem winterlichen Morgen erwacht und der Fall
Mörder ohne Gesicht
beginnt? Wer war dieser Wallander? In den einzelnen Bänden der Serie finden sich immer wieder Andeutungen. Doch Genaues erfährt man nicht. Wallander kehrt in Gedanken ständig zu dem Tag zurück, an dem er als junger Polizist von einem Messerstecher überfallen wurde, ein Erlebnis, das sein ganzes Leben geprägt hat.
    Die vielen brieflichen Anfragen hatten zur Folge, daß ich selbst anfing, darüber nachzudenken. Als Wallander das erstemal auf meinen Buchseiten auftritt, ist er im dreiundvierzigsten Lebensjahr. Aber da ist er schon seit langem Polizist, er ist verheiratet gewesen und geschieden, er hat eine Tochter, und einmal ist er von Malmö nach Ystad gezogen, fünfzig Kilometer weiter östlich. Leser haben sich gefragt: Was war zuvor? Und ich habe mich das gefragt. In den zehn Jahren, die seitdem vergangen sind, habe ich manchmal beim Aufräumen in Schubladen, in verstaubten Papierbergen oder zwischen den Nullen und den Einsen der Disketten nach frühen Spuren von Wallander gesucht.
    Vor einigen Jahren, gerade als ich das fünfte Buch,
Die falsche Fährte,
abgeschlossen hatte, merkte ich, daß ich im Kopf anfing, Erzählungen zu schreiben, die vor dem Beginn der Romanserie spielten. Wieder dieses magische Datum, der 8.   Januar 1990.   Nach dem Abschluß der acht Romane habe ich diese Erzählungen gesammelt. Aber ich ließ diese Texte nicht deshalb erscheinen, weil |11| ich meine Schubladen aufgeräumt hatte. Ich gab diesen Band heraus, weil er ein Ausrufezeichen darstellt nach dem Punkt, den ich mit
Die Brandmauer
gesetzt hatte. Es kann zuweilen von Vorteil sein, rückwärts zu gehen wie der Krebs. Zurück zum Ausgangspunkt. Dies ist mit

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