Das Tahn-Kommando
eigens dafür angebrachte Guckloch, bevor er die Tür entriegelte und öffnete. Kaum war er, flankiert von seinen Kollegen, drei Schritte im Zimmer, da baute sich der Gurion über dem Holoprozessor auf und marschierte schnurstracks auf die Wachen zu.
Sie reagierten sofort, indem sie die Waffen hochrissen und im Reflex durchzogen, woraufhin große Stücke aus der Deckenverkleidung weggefetzt wurden.
Stens Reaktion erfolgte nicht weniger prompt: Er rollte flach auf den Holoprozessor zu, kam dicht hinter dem sich bereits selbst zerstörenden Gerät hoch, machte mit dem Messer in der ausgestreckten Hand einen großen Satz nach vorn und stieß die Klinge tief in die Brust des vorderen Wachmanns.
Er nutzte den Widerstand des Körpers, um seinen eigenen Schwung abzubremsen; rasch zog er das Messer wieder heraus, Blut spritzte durch das Zimmer, mitten durch den sich rapide auflösenden Gurion. Sten wirbelte herum. Seine linke Hand traf krachend auf die Schläfe des zweiten Mannes, während seine rechte das Messer auf – und durch – Wache Nummer drei schleuderte. Knorpel und Knochen knackten und brachen in Wache Nummer zwei, und Sten stand bereits wieder in Angriffsposition, bevor die drei Leichen auf dem Fußboden aufschlugen.
Ohne viel Zeit mit Selbstbeweihräucherung zu vergeuden, eilte er den Flur hinab in Richtung der Katakomben des Palastes.
Auch Kilgour blieb nicht untätig.
»Verfluchte Römer!« brüllte er in den Korridor hinaus. »Eure Mütter haben’s mit Schafen getrieben, mit Ziegen sogar! Mit Hunden! Wahrscheinlich sogar mit Campbells!« Von den Wachen vor seiner Zelle kam keine Antwort.
Alex zog sich von dem vergitterten Fenster zurück und blickte die 120 Gurkhas, die mit ihm die riesige Gemeinschaftszelle teilten, entschuldigend an.
»Das gibt’s doch nicht!«
Kilgours Plan, wenn man ihn denn so nennen wollte, bestand darin, die Wachen so lange zu beschimpfen, bis sie in die Zelle kamen, um ein paar Kniescheiben zu zerschmettern. Trotz der Bewaffnung der Wachen hoffte Alex darauf, dass ihm und den 120 drahtigen braunen Männern die Flucht gelingen würde.
Havildar-Major Lalbahadur Thapa lehnte sich neben ihm an die Wand. »In Gurkhali«, bot er hilfreich an, »könnten sie es noch mit einem Schamhaar probieren.«
Alex lachte auf: »Das ist wohl die dümmste Beleidigung, die ich seit Jahren gehört habe.«
»Ist sie denn dümmer, Sergeant Major, als jemanden einen Campbell zu nennen – was immer das sein mag?«
Ohne Vorwarnung glitt plötzlich eine Anzahl eigentlich festgemauerter Steine zur Seite, und Sten lehnte lässig an der gegenüberliegenden Wand. »Sergeant Major, ich konnte Ihre große Klappe durch den ganzen Palast hören. Wenn Sie jetzt bitte mit dem Gequatsche aufhören und sich mir anschließen würden. Die Waffenkammer«, fuhr Sten fort, als sich die Gurkhas von ihrem Erstaunen erholt hatten und in den kleinen Tunnel eilten, aus dem Sten aufgetaucht war, »befindet sich drei Stockwerke höher in einem Querkorridor.«
»Ich glaub, du hast bei mir ein Bier gut«, stieß Alex hervor, als er seinen massigen Körper hinter den Gurkhas her durch den Spalt in der Mauer schob. Mit einem sehr verschmitzten Gesichtsausdruck zog Sten die Steinwand hinter sich zu.
Kapitel 48
Noch Jahre danach konnten sich Sten und Alex immer wieder über diesen Punkt angeregt unterhalten: Sie konnten zwar verstehen, weshalb der Imperator Arundel erbauen ließ, und sie konnten auch verstehen, aus welchen Gründen ein derart romantisch veranlagter Mensch ein Schloss mit Geheimgängen haben wollte.
Das Problem lag vielmehr im Warum einiger dieser Gänge. Beide Männer fanden es mehr als logisch, dass man vom Imperialen Schlafzimmer über eine Hintertreppe in diverse andere Schlafzimmer gelangen konnte; Sten konnte sogar verstehen, weshalb der Imperator einen Tunnel installieren ließ, der einem erlaubte, durch Geheimtüren aus den Zellen des Verlieses tief unter der Erde zu entweichen.
Eine befriedigende Erklärung für die Tatsache, dass einige dieser Tunnel direkt auf die großen Flure mündeten, fanden sie jedoch nie.
Auch einige der ehemaligen Prätorianer, die an der Revolte teilnahmen, hätten sich wohl darüber gewundert, doch den meisten blieb dazu keine Zeit mehr.
Eben noch schritten sie durch einen scheinbar leeren Korridor, da öffnete sich lautlos eine Wandtür, und ein kleiner, grinsender Mann stand vor ihnen und schwang ein großes Messer, das aussah wie eine Kreuzung zwischen
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