Das Tahn-Kommando
werden.«
»GE145. Eigenartig«, wunderte sich der diensthabende Arzt. »Ich finde keinen Eintrag, wer den Gleiter gerufen hat; kam von außerhalb des Krankenhauses.
Drei Leichen. Sie wurden hier behalten, um die Autopsieergebnisse abzuwarten, Lieutenant.«
»Eine Frage, Doktor. Angenommen, die Ambulanz wäre mit lebenden Unfallopfern eingetroffen; was wäre dann geschehen?«
»Das hängt von der Art der Verletzung ab.«
»Explosion. Schock. Womöglich Frakturen«, sagte Sten.
»Ähm … das geht normalerweise an … lassen Sie mich mal nachsehen, wer letzte Nacht Dienst hatte …
Dr. Knox hätte sie gestern versorgt.«
»Wo finde ich ihn?«
»Lassen Sie mich nachsehen … Ach, hat heute keinen Dienst. Tut mir leid.«
»War er denn oft hier im Krankenhaus?«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Dr. Knox war keiner von uns. Er war ein Freiwilliger.«
»Haben Sie eine Kontaktnummer, über die Sie ihn erreichen können?« erkundigte sich Lisa.
»Die müsste eigentlich hier … nein. Nein, auf seinem Bogen steht nichts vermerkt. Das ist aber ungewöhnlich.«
»Schon die zweite Ungewöhnlichkeit, Doktor. Ich würde gerne Ihre Akten über diesen Knox einsehen.«
»Tut mir leid, Lieutenant, aber ohne gerichtliche Anordnung darf ich auch Polizisten gegenüber …«
Jetzt zog Sten seine Karte. »Ich stehe im Dienst des Imperiums, Doktor.«
Die Augen des Arztes wurden immer größer. »Sicher doch … vielleicht da hinten, in meinem Büro. Wir können das Terminal dort benutzen. Genevieve? Würden Sie hier bitte für mich übernehmen?«
Zehn Minuten später wusste Sten, dass sie auf der richtigen Spur waren.
Besser gesagt, dadurch, dass es keine Spuren gab, wusste er, dass sie auf der richtigen Spur waren.
Knox, Dr. John , hieß es auf der nicht sehr aussagekräftigen Infokarte des Krankenhauses. Sten erfuhr sehr rasch, dass nirgendwo auf der Erstwelt ein Arzt mit diesem Namen gemeldet war. Trotzdem hatte ein »Dr. Knox« das Soward Hospital – entweder eine Person oder einen Computer – davon überzeugt, dass es ihn wirklich und rechtmäßig gab. Die hier vermerkte Privatadresse war ein erst kürzlich abgerissener Wohnblock. Seine Privatklinik entpuppte sich als Restaurant, das schon seit über zehn Jahren unter dieser Adresse existierte.
»Dieser Knox taucht also vor zwei Wochen aus dem Nichts auf und meldet sich hier als Freiwilliger.«
Sten blickte noch immer verwundert auf den Eintrag.
»Er war ein hervorragender Notfall-Chirurg«, sagte der Arzt. »Ich habe einige Patienten für ihn vorbereitet.«
»Wie sah er denn aus?«
»Groß«, sagte der Internist zögernd.
»Einsfünfundachtzig, einsneunzig. Ziemlich schlank, fast dünn. Schätzungsweise siebzig Kilo schwer. Die Augen … daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Er war sehr stolz auf sein Haar. Es war grau und, wie er behauptete, natürlich; eine richtige Mähne.«
»Nicht schlecht«, kommentierte Haines. »Haben Sie schon mal daran gedacht, in den Polizeidienst zu wechseln?«
»Manchmal komme ich mir hier schon wie bei der Polizei vor.«
»Sie sagten, er sei eigentlich keiner von Ihnen‹ gewesen. Meinten Sie, weil er hier nur als Freiwilliger arbeitete?« fragte Sten.
»Nein. Äh … Sie müssen wissen, dass wir hier so gut wie nie Mediziner mit allerhöchster Imperialer Ausbildung kriegen. Die Bezahlung, die allgemeinen Bedingungen, die Patienten, Sie verstehen. Wenn wir also einen Freiwilligen bekommen, der so gut ist wie Dr. Knox, tja, dann …« Er unterbrach sich selbst:
»Sein Zimmer!«
»Knox hatte ein Zimmer?«
»Natürlich. Bei unseren Zwei-Tage-Schichten hat jeder von uns hier ein Zimmer.«
»Und wo finden wir das?«
»Ich hole eine Karte von diesem Stockwerk.«
»Ein ziemlich zurückgezogener Typ, dieser Knox«, sagte Lisa. »Auf seiner Zimmerkarte steht, dass er weder Reinigungspersonal noch Putzrobots in Anspruch nehmen will. Vielleicht erfahren wir dort wenigstens etwas.«
Sten vermutete, dass sie nichts herausfinden würden, und wenn sie wirklich so wenig herausfanden, wie er befürchtete …
»Vier dreizehn.«
Lisa nahm den Pass-Streifen von der Rückseite der Zimmerkarte.
»Jetzt aufgepasst. Und bleiben Sie von der Tür weg.«
Sten untersuchte den Rahmen der Schiebetür Millimeter für Millimeter. Ein Stück über dem Boden wurde er fündig – ein kaum sichtbares graues Haar spannte sich über die Fuge zwischen Tür und Rahmen.
»Wir brauchen ein Spurensicherungs-Team. Ihr bestes. Aber eine Bombe
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