Das tapfere Schneiderlein
König gefiel der Rat, und er schickte einen von seinen Hofleuten zu dem Schneiderlein. Der sollte ihm, wenn es aufgewacht wäre, einen Posten im Kriegsdienst anbieten.
Der Abgesandte blieb bei dem Schläfer stehen, wartete, bis er seine Glieder streckte und die Augen aufschlug, und überbrachte dann das Angebot des Königs.
»Genau deshalb bin ich hierhergekommen«, antwortete das Schneiderlein. »Ich bin bereit, in die Dienste des Königs zu treten.« Also wurde es ehrenvoll empfangen und bekam eine besondere Wohnung zugewiesen.
Die Soldaten des Königs aber hatten Angst vor dem Schneiderlein und wünschten, es wäre tausend Meilen weit weg. »Was sollen wir nur machen?«, sprachen sie untereinander. »Wenn wir Streit mit ihm bekommen und es schlägt zu, so fallen auf jeden Streich sieben Leute. Da können wir nicht mithalten.« Also fassten sie einen Entschluss. Sie gingen alle zusammen zum König und baten um ihre Entlassung.
»Wir sind nicht gemacht, um neben einem Mann auszuhalten, der sieben auf einen Streich schlägt«, sagten sie.
Der König war traurig, dass er wegen des einen Mannes alle seine treuen Diener verlieren sollte. Er wünschte, dass seine Augen das Schneiderlein nie gesehen hätten, und wäre es gerne wieder los geworden. Aber er traute sich nicht, es zu entlassen. Denn er fürchtete, das Schneiderlein würde ihn zusammen mit all seinen Untertanen totschlagen und sich selbst auf den königlichen Thron setzen.
Er überlegte lange hin und her, endlich hatte er eine Idee. Er lieà dem Schneider ausrichten, weil er ein so groÃer Kriegsheld wäre, wollte er ihm ein Angebot machen. In einem Wald seines Landes hausten zwei Riesen, die mit Rauben, Morden, Plündern und Zerstören groÃen Schaden anrichteten. Niemand könne ihnen nahe kommen, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben. Wenn er diese beiden Riesen überwältigen und töten würde, so wollte er ihm zur Belohnung seine einzige Tochter zur Frau geben und das halbe Königreich dazu. Hundert Reiter sollten mitziehen und ihn im Kampf mit den Riesen unterstützen.
»Das ist etwas für einen Mann wie mich«, dachte das Schneiderlein, »eine schöne Königstochter und ein halbes Königreich werden einem nicht alle Tage angeboten.« Also gab es zur Antwort: »Nun gut, die Riesen will ich schon besiegen, aber die hundert Reiter brauche ich dazu nicht. Wer sieben auf einen Streich trifft, braucht sich vor zweien nicht zu fürchten.«
Das Schneiderlein zog los, und die hundert Reiter folgten ihm. Als sie zum Rand des Waldes kamen, sagte es zu seinen Begleitern: »Bleibt nur hier stehen, ich will schon allein mit den Riesen fertig werden.«
Dann sprang es in den Wald hinein und schaute sich rechts und links um. Nach einer Weile entdeckte es die beiden Riesen: Sie lagen unter einem Baum, schliefen und schnarchten dabei, dass sich die Ãste auf und nieder bogen. Das Schneider lein, nicht faul, sammelte seine Tasche voll Steine und stieg damit auf den Baum, unter dem die Riesen lagen.
Als es in der Mitte war, rutschte es auf einen Ast, bis es genau über den Schläfern saÃ. Dann lieà es dem einen Riesen einen Stein nach dem andern auf die Brust fallen. Der Riese spürte lange nichts. Doch endlich wachte er auf, stieà seinen Freund an und sprach: »Warum schlägst du mich?«
»Du träumst«, sagte der andere, »ich schlage dich nicht.«
Sie legten sich wieder zum Schlafen nieder. Da warf der Schneider einen Stein auf den zweiten Riesen hinab.
»Was soll das?«, rief dieser. »Warum bewirfst du mich?«
»Ich bewerfe dich nicht«, antwortete der erste und brummte.
Sie zankten sich eine Weile herum, doch weil sie müde waren, lieÃen sieâs gut sein, und die Augen fielen ihnen wieder zu. Das Schneiderlein fing sein Spiel von neuem an. Es suchte den dicksten Stein aus und warf ihn dem ersten Riesen mit aller Gewalt auf die Brust.
»Das reicht!«, schrie der Getroffene, sprang wie ein Wahnsinniger auf und stieà seinen Freund gegen den Baum, dass dieser zitterte. Der andere wehrte sich, und sie gerieten in solche Wut, dass sie Bäume ausrissen und aufeinander losschlugen. So lange, bis sie endlich beide zugleich tot auf die Erde fielen.
Nun sprang das Schneiderlein von seinem Ast herab. »Ein Glück nur«, rief es, »dass sie den Baum, auf dem ich saÃ, nicht
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