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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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an Bord des »Black Warrior« und ihre bevorstehende Ankunft in New Orleans gemeldet. Und sie, die doch nicht wünschten, in dieser Weise erwartet zu werden, sollten sie den stets kostspieligen Unbequemlichkeiten des Berühmtseins wirklich nicht entgehen können?…
    »Was wollen Sie von uns? fragte Titbury etwas mürrischen Tones.
    – Diese Equipage steht zu Ihrer Verfügung.
    – Wir haben keine Equipage bestellt.
    – Nach dem Excelsior Hotel kommt niemand anders als zu Wagen, antwortete der rabenschwarze Neger mit einer Verbeugung.
    – Das fängt ja gut an!« murmelte Titbury mit einem schweren Seufzer.
    Da es nun einmal nicht Sitte sein sollte, in einfacherer Weise nach dem genannten Hôtel zu kommen, erschien es am rathsamsten, den eleganten Landauer zu besteigen. Das Ehepaar nahm also darin Platz, während Koffer und Reisesack durch einen Omnibus befördert wurden. In der Canal Street vor einem schönen Gebäude, einem wahren Palaste, angelangt, an dessen Vordergiebel die Worte »Excelsior Hotel Company, limited« glänzten und dessen Flur in blendender Beleuchtung strahlte, hielt der Wagen an, und ein Lakai beeilte sich, dessen Thür zu öffnen.
    Bei ihrer Ermüdung und Bestürzung beachteten die beiden Titburys fast gar nicht den feierlichen Empfang, der ihnen vom Hôtelpersonal zutheil wurde. Ein Haushofmeister in schwarzer Kleidung führte sie nach ihrem Zimmer. Ganz geblendet, sahen sie jetzt gar nichts von der verschwenderischen Pracht, die sie umgab; erst am nächsten Morgen machten sie sich ernstere Gedanken über die ganz außerordentliche Einrichtung des Hôtels.
    Nach ruhig verbrachter Nacht in dem mit vornehmer Bequemlichkeit ausgestatteten Zimmer, dessen Doppelfenster das Geräusch von der Straße ausschlossen, erwachten sie unter dem milden Schimmer einer elektrischen Glühlampe, die die ganze Nacht hindurch gebrannt hatte. Das durchsichtige Zifferblatt einer kostbaren Standuhr zeigte die achte Stunde.
    Am Kopfende des breiten Bettes, worin sie traumselig geschlafen hatten, befand sich, für die Hand bequem erreichbar, eine Reihe von Tastern, die nur auf einen Fingerdruck warteten, um das Stubenmädchen oder den Zimmerkellner herbeizurufen. Durch andere Taster konnte man sich ein Bad, das erste Frühstück oder die Morgenzeitungen bestellen, und – was Reisende, die frühzeitig aufstehen mußten, vor allem bedurften – auch das Zimmer wieder dem Tageslicht öffnen lassen.
    Auf den letzterwähnten Knopf drückte jetzt der krumme Zeigefinger der Frau Titbury.
    Sofort wichen die dichten Stores der Fenster mechanisch auseinander, draußen hoben sich die Persiennes in die Höhe und die Strahlen der Morgensonne flutheten in das schöne Zimmer.
    Herr und Frau Titbury starrten einander an. Sie wagten kein einziges Wort zu sprechen, und legten sich nur die stumme Frage vor, ob ihnen hier nicht jedes Wort eines gesprochenen Satzes schon einen Piaster kosten werde.
    Der Luxus im Zimmer war ganz unerhört: Möbel, Tapeten, Teppiche, selbst die broschierten Seidenpolster an der Wand – alles von unvergleichlicher Pracht.
    Das Ehepaar erhob sich und betrat ein angrenzendes Cabinet mit erstaunlichem Comfort; da fanden sich Waschtoiletten mit Hähnen für warmes, laues und kaltes Wasser, Pulverisateure, die seine, wohlriechende Tröpfchen zu sprühen bereit waren, verschiedenfarbige Seifen von köstlichstem Wohlgeruch, Schwämme von unvergleichlicher Weichheit und Handtücher von schneeiger Weiße.
    Nachdem sie sich angekleidet hatten, wagten sich die beiden Leutchen durch die weiteren Räumlichkeiten – eine vollständige Wohnung. Dabei gelangten sie nach einem größern Speisezimmer, dessen Tisch mit Silber-und Porzellangeschirr beladen war. nach einem Empfangssalon mit unerhört luxuriösem Mobiliar, Kronleuchter, Gemälden von Meisterhand, kunstvollen Bronzen und Gardinen aus goldgestickter chinesischer Seide, ferner nach einem Damenzimmer mit Piano und großer Notenauswahl, der Tisch mit beliebten Romanen und Albums mit Photographien vieler Gegenden Louisianas bedeckt, daneben nach einem Herrenzimmer mit ganzen Stößen amerikanischer Revuen und den verbreitetsten Journalen der Union, Vorräthe von Briefpapier mit dem Namen des Hôtels am Kopfe und selbst eine kleine Schreibmaschine, deren Claviatur bereit war, unter dem Finger des Reisenden zu fungieren.
    »Das ist die Höhle Ali Baba’s! rief Frau Titbury ganz bezaubert.
    – Ja, und die vier Räuber sind nicht weit, setzte ihr Gatte hinzu,

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