Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit
Kundschafter auf Demeter
(The Red Hills Of Summer)
Edgar Pangborn
1
Als Captain Madison die Kundschafterexpedition erwähnte, ergriff Miranda meine Hand. Ihre Finger waren vor Aufregung ganz kalt geworden. Der Captain stand auf dem Podium und berichtete von den möglichen Gefahren des Planeten, der da unter uns leuchtete. Er sprach von Bakterien, Viren und der unbekannten Beschaffenheit seiner Atmosphäre. Erst jetzt dämmerte mir, daß meine unruhige Miranda an der Kundschafterexpedition wirklich sehr interessiert sein könnte. Seit einem Jahr machte sie einen niedergeschlagenen und unglücklichen Eindruck, selbst dann, wenn ich sie in meinen Armen hielt.
Unter uns!
Zum erstenmal seit fünfzehn Jahren hatte dieser Begriff wieder eine Bedeutung in bezug auf das Schiff, auf mich als seinen lebenden Bestandteil, auf meine schwarzhaarige Miranda.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit erneut dem kantigen Gesicht Madisons zu, das ich zum erstenmal zu Beginn der Reise als zwölfjähriger Junge gesehen hatte. Damals war er fünfunddreißig gewesen. Die fünfzehn Jahre hatten ihn kaum verändert. Seine Haare waren ergraut, und er sah müde aus. Die Aufgabe, unsere gewaltige Kugel auf eine sichere Kreisbahn zu bringen, hatte ihn erschöpft. Auch ich fühlte mich müde, fühlte mich ausgebrannt von der Erregung, die uns beim Anblick des Planeten überkommen hatte. Die dreihundert Personen unserer Kolonie waren im Gemeinschaftsraum zusammengekommen, um über unser weiteres Vorgehen abzustimmen.
Ich, David Leroy, war weder Wissenschaftler noch Techniker.
Miranda und ich waren »Randies« und gehörten somit zu einem Kreis von Personen, die man im Jugendalter nach ihrer Gesundheit und allgemeinen Anpassungsfähigkeit ausgesucht hatte.
Captain Rupert Madison fuhr fort: »Wenn wir jetzt weiterfliegen, wird das Ende der Reise in unerreichbare Ferne rücken. Weder wir noch unsere Kinder werden dann die Besiedlung eines Planeten erleben, denn die Entfernungen sind zu groß und geeignete Planeten zu selten. Die Chance, in absehbarer Zeit eine ähnlich vielversprechende Welt zu finden, ist gering. Als unwiderrufliche Alternative bleibt uns die Landung.«
Und eine Landung war unwiderruflich. Eine zerbrechliche Kugel wie unsere Galileo , die dafür gebaut war, Generationen von Kolonisten zu beherbergen, landete nicht so einfach irgendwo. Sie war nicht für den Atmosphärenflug bestimmt, sondern man hatte sie einzig und allein für den Zweck erbaut, einen winzigen Bruchteil der Menschheit von einer zerstörten Welt fortzutragen, an einen Ort, wo die Erbkrankheit des Menschen vielleicht verschwinden würde – vielleicht nach zahlreichen Generationen ... Und wenn sie diese Aufgabe erfüllt hatte, würde die leere Hülle der Galileo zum Satelliten werden und die neue Welt auf ewig umkreisen.
Wenn man fünfzehn Jahre in dem ständigen Bewußtsein des Fluches verbringt, der auf der Menschheit lastet, kann der Gedanke daran zu etwas Alltäglichem werden. Aber ich hatte lernen müssen, daß dies bei Miranda nicht der Fall war. Sie war von einem starken Gefühl der Nutzlosigkeit befallen, das ihr von der Strahlenkrankheit der Erde aufgezwungen wurde; denn was, so fragte sie sich, ist der Sinn einer millionenjährigen menschlichen Entwicklung, wenn diese nicht einmal mit einem Knall, sondern mit dem Wimmern entstellter oder blinder Neugeborener enden muß? Sie fürchtete sich vor den Augenblicken, in denen ihr alles gleichgültig war. »Selbst du, Davy ...«
Captain Madison betonte nochmals die Unmöglichkeit einer Rückkehr und berichtete von dem Aufwand an Arbeit und Material, der nötig gewesen war, um nur eines der zwölf Raketenzentren zu bauen, von denen man acht Jahre lang die Einzelteile der Galileo ins All hinausgeschickt hatte. Nachdem zum erstenmal die Möglichkeit aufgetaucht war, daß die menschliche Rasse völlig vernichtet werden könnte, hatte man keine Mühen gescheut. Der ersten Galileo würden weitere folgen, solange noch genügend Material und Zuversicht vorhanden waren.
»Raketenbasen«, sagte Madison. »Ich erinnere mich – das war meine Welt vom achtzehnten Lebensjahr an. Ich begann als Laufbursche auf Kap Kennedy ... Sie kennen ja die These: Dreihundert Kolonisten können kaum die Technik einer Welt neu erschaffen, die eine Bevölkerung von drei Milliarden hatte.
Das grundlegende Wissen? Das haben wir in unserem Mikrofilm-Archiv. Grundstoffe? Ja. Dort unten werden wir auf die gleichen Mineralien und
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