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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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so geschätzt hatte.
    Er wünschte, er hätte sie vor diesem Nichtsnutz Mero bewahrt, und noch mehr vor sich selbst. Wäre er damals der Mensch gewesen, der er heute war, hätte er die Freude verstanden, die sie über das von selbst entstandene Leben in sich empfunden hatte. Er hätte das Wunder erkannt, das dieses Kind bedeutete, das auf natürlichem Weg aus der letzten Generation noch fruchtbarer Klone entstanden war.
    Doch nach seinem heutigen Ermessen war er damals überhaupt kein Mensch gewesen. Rexander Aisten war von Wissenschaft, Forschung und Perfektion besessen gewesen – nicht willig, zu fühlen und zu sehen. Tares Schwangerschaft war für ihn eine weit größere Katastrophe gewesen als für Mero, der alles hingenommen hatte, wie es kam. Über die Verantwortung und die Risiken, die ein Kind egal welchen Ursprungs mit sich brachten, hatte der Junge sich wahrscheinlich nie Gedanken gemacht.
    Für Aisten war es ein Leichtes gewesen, den unbedarften jungen Mann zu beeinflussen. Kaltblütig hatte er ihm die Zukunft eines nicht optimierten Kindes in sämtlichen Variationen geschildert, nicht ahnend, dass vieles davon sehr bald den Tatsachen entsprechen würde. Überzeugt hatte er ihn jedoch mit der Aussicht auf Förderungen, die optimierte Kinder erhielten.
    Mit dem Kindsvater auf seiner Seite hatte er anschließend seine Tochter bearbeitet. Während Tare von ihrem Liebsten die Vorteile eines optimierten Kindes in den schönsten Farben geschildert bekommen hatte, hatte sie durch ihren Vater erfahren müssen, wie gefährdet nicht nur ihr Kind, sondern auch sie selbst bei einer natürlichen Geburt gewesen wäre. Immerhin war auch sie bereits optimiert und für viele Dinge nicht mehr geschaffen gewesen.
    Und dass natürliche Kinder starben wie die Fliegen – spätestens im Alter – war doch bekannt. Als mahnendes Beispiel hatte Aisten ihr den grauenvollen Krebstod der Frau seines Geschäftspartners beschrieben.
    Nur widerwillig hatte Tare schließlich der Abtreibung zugestimmt. Was für ein Vater war er gewesen, dass ihn der Schmerz und die Qual bei dieser Entscheidung auf dem Gesicht seiner einzigen Tochter so gleichgültig gewesen waren?
    Xenos verachte den Mann Rexander Aisten, mehr als jeden Klon und jeden Politiker. Er hatte sein eigenes Fleisch und Blut verraten, sie in den Selbstmord getrieben mit seiner egoistischen Ignoranz.
    Manchmal fragte er sich, ob sie bewusst ein Zeichen hatte setzen wollen, als sie ausgerechnet das Center als Ort ihres Todes gewählt hatte. Oder war sie bloß deshalb von diesem Dach gesprungen, weil es das höchste Gebäude war, zu dem sie Zutritt gehabt hatte? Hatte sie ihm zeigen wollen, was er ihr angetan hatte?
    Hatte sie ihn gehasst?
    An dem Tag jedenfalls, als der Körper seiner Tochter auf dem Asphalt vor seiner Forschungseinrichtung zerschlug, hatte Aisten bemerkt, dass auch in seiner Brust noch ein Herz schlug. Es war auf derart schmerzhafte Weise gebrochen, dass er geglaubt hatte, nie wieder zu Atem kommen zu können. Umso mehr, als er erkannt hatte, dass er und seine Forschung es gewesen waren, die sie dazu getrieben hatten.
    Noch einmal das Center zu betreten und dort seiner Arbeit nachzugehen war ihm unmöglich gewesen. Blindlings war er durch die Stadt gelaufen, vom Schmerz an den Rand des Wahnsinns getrieben, und hatte sich schließlich in den alten Gewölben unterhalb der Stadt verkrochen. Dort allein mit seinen Erinnerungen konfrontiert, war er endgültig seinen Schuldgefühlen erlegen.
    Er hatte sich selbst zerstören wollen, wie er seine Tochter zerstört hatte. Seine Nägel hatten sich tief in sein Fleisch gegraben, als er sie in sein Gesicht geschlagen hatte, um das verhasste Selbst auszumerzen. Schließlich hatte er in dem Geröll der Tunnel eine Scherbe gefunden, die er benutzte hatte, weil er sich noch immer zu perfekt, zu kaltherzig, zu sehr wie er selbst gefühlt hatte.
    Als er endlich die Scherbe in der vor Erschöpfung zitternden Hand nicht mehr führen hatte können, hatte er ein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Im wortwörtlichen Sinn, denn mit Fackeln und Taschenlampen war eine Handvoll Leute auf ihn zugekommen. Jeder von ihnen war auf die eine oder andere Art verunstaltet gewesen, allesamt waren sie Opfer der Fabriken. Scham und Rücksicht auf ihre Familien hatte sie in die Dunkelheit getrieben.
    Sie hatten nach seinem Namen gefragt, und Aisten hatte nur kurz gezögert.
    „Xenos“, hatte er dann geantwortet mit, wie er vermutete, vom Schreien

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